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Zellulosedämmung: Alles über den natürlichen Dämmstoff

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zellulosedämmung?

Zellulosedämmung beziehungsweise Zellulosefaserdämmung ist ein natürlicher Dämmstoff, der aus altem Zeitungspapier hergestellt wird. Die Zeitungen werden dafür geschreddert und in Fasermühlen zu Zelluloseflocken zerkleinert. Zeitungspapier besteht vor allem aus Cellulosefasern. Diese setzen sich ganz oder zumindest zu einem großen Teil aus Cellulose (Zellulose) zusammen, dem Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände.

Zellulosedämmung gibt es in verschiedenen Formen:

  • als lose Dämmflocken (Einblasdämmung, Sprühdämmung oder nicht belastbare Schüttdämmung)
  • als Dämmpellets* (belastbare Schüttdämmung)
  • als gepresste Dämmplatten beziehungsweise Dämmmatten
  • als Dämmvlies

*Dämmpellets sind Granulate aus Zellulosefasern mit einer Korngröße von drei bis acht Millimetern. Ihr Schüttgewicht ist wesentlich höher als das der normalen Zelluloseflocken. Dämmpellets können deshalb als belastbare Dämmschicht für den Unterbodenbereich eingesetzt werden.

Welche Eigenschaften hat Zellulosedämmung?

  • Zellulosedämmung hat eine gute Dämmleistung: Mit einer Wärmeleitfähigkeit von durchschnittlich 0,04 Watt pro Quadratmeter und Kelvin ist die Dämmleistung einer Zellulosedämmung gut, aber nicht sehr gut.
  • Zellulosedämmung schützt vor sommerlicher Hitze: Mit etwa 2150 Joule pro Kilogramm und Kelvin hat Zellulosedämmung eine gute Wärmespeicherkapazität. In Kombination mit einer Material-Rohdichte von 60 Kilogramm pro Kubikmeter ermöglicht Zellulosedämmung einen guten sommerlichen Wärmeschutz. Die Hitzespitzen werden durch die sogenannte Phasenverschiebung abgepuffert. Phasenverschiebung bedeutet, dass die Außenwärme zeitlich verzögert in den Innenraum gelangt.
  • Zellulosedämmung ist diffusionsoffen, schimmel- und schädlingsresistent: Zellulosedämmung kann Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft gut aufnehmen und wieder abgeben – die Wasserdampfdiffusionszahl liegt zwischen eins und zwei. Dadurch entsteht ein angenehmes Raumklima und es wird Schimmel vorgebeugt. Hinweis: Theoretisch kann Zellulosedämmstoff schimmeln, da es ein organisches Material ist, die Zusätze für den Brandschutz verhindern das allerdings. Diese Zusätze verhindern ebenso einen Befall von Schädlingen wie Mäusen oder Insekten. Der Nachteil der Brandschutzstoffe: Sie machen es unmöglich, den Dämmstoff zu kompostieren.
  • Zellulosedämmung bietet einen guten Schallschutz: Durch die flockig-voluminöse Struktur hat Zellulosedämmung gute schalldämmende Eigenschaften und wird deshalb gerne als Innendämmung verwendet.
  • Zellulosedämmung ist normal entflammbar: Papier brennt, und zwar sehr schnell und sehr gut. Damit Zellulosedämmung als Baustoff eingesetzt werden kann, darf sie nicht zu leicht entflammbar sein. Deshalb müssen bei der Herstellung chemische Zusätze wie Borsalze oder Ammoniumphosphate beigemengt werden. Sie ermöglichen, dass Zellulosedämmung in die Baustoffklasse B2 nach DIN 4102 eingeordnet werden kann und somit als normal entflammbar gilt.

Eigenschaften von Zellulosefasern*

 

Wärmeleitfähigkeit λ:

0,04 W/(mK)

 

 

Wasserdampfdiffusionswiderstand μ:

1 - 2

Rohdichte ρ:

60 kg/m³

Baustoffklasse nach DIN 4102:

B2 normal entflammbar

 

Eigenschaften von Zellulosedämmmatten*

 

Wärmeleitfähigkeit λ:

0,039 W/(mK)

 

 

Wasserdampfdiffusionswiderstand μ:

1 - 2

Rohdichte ρ:

60 kg/m³

Baustoffklasse nach DIN 4102:

B2 normal entflammbar

*Die genannten Werte dienen nur als Anhaltspunkt. Durch Produktweiterentwicklungen können sie sich jederzeit ändern.

Hinweis Die Anforderungen an Zellulosedämmstoffe sind in der DIN EN 15101-1 „Wärmedämmstoffe für Gebäude – An der Verwendungsstelle hergestellter Wärmedämmstoffe aus Zellulosefüllstoff (LFCI)“ geregelt und in den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ), die vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) erteilt werden.

Wo werden Zellulosedämmstoffe eingesetzt?

Zellulosedämmstoffe können vielseitig eingesetzt werden:

  • als Dachdämmung (Zwischensparrendämmung)
  • als Innendämmung von Wänden
  • als Schüttdämmung im Boden (dort, wo es kein Wasser gibt)
  • als Trittschalldämmung im Boden  (in Form eines Vlieses)
  • als Fassadendämmung in abgeschlossenen Außenwandelementen in Holzrahmenbauweise

Nicht geeignet sind Zellulosedämmstoffe als Kerndämmung von vorgehängten hinterlüfteten Fassaden, da hier die Gefahr besteht, dass der Dämmstoff nass wird.

Wie wird Zellulosedämmung verarbeitet?

Wie Zellulosedämmung verarbeitet wird, hängt von der Form des Dämmstoffes ab.

a) Verarbeitung von Dämmflocken aus Zellulose

Für die Verarbeitung von Zellulosefasern gibt es drei Möglichkeiten: Sie können mithilfe von Spezialgeräten in Hohlräume eingeblasen, auf eine zu dämmende Fläche aufgesprüht oder händisch auf eine Fläche aufgeschüttet werden. Die erste Variante nennt sich Einblasdämmung, die zweite Sprühdämmung und die dritte Schüttdämmung.

Bei der Sprühdämmung werden die Zelluloseflocken zuerst angefeuchtet und mit ein wenig Kleber versetzt, bevor sie auf die Fläche – beispielsweise eine Wand – gesprüht werden. Die so entstehende, bis zu 120 Millimeter dicke, plattenartige Dämmschicht passt sich auch bei Unebenheiten oder schwierigen Geometrien genau den Wänden an – ohne eine einzige Fuge. Diese Methode wird vor allem für Innendämmungen in historischen Gebäuden genutzt.

b) Verarbeitung von Dämmpellets aus Zellulose

Dämmpellets aus Zellulose werden grundsätzlich geschüttet. Da Schüttdämmungen mit Zellulose keine besonderen technischen Anforderungen stellen, können sie gut in Eigenleistung erfolgen.

c) Verarbeitung von Dämmplatten aus Zellulose

Zellulosedämmplatten werden geklemmt – zum Beispiel bei einer Zwischensparrendämmung – oder geklebt. Die Platten können mit üblichen Holzwerkzeugen bearbeitet werden, sodass geübte Heimwerkerinnen oder Heimwerker die Dämmung gut in Eigenleistung verarbeiten können.

Wo ist eine Einblasdämmung mit Zellulosedämmstoff möglich?

Die spezielle Einblasdämmung mit Zellulosedämmstoff kommt dort infrage, wo mindestens ein dreieinhalb Zentimeter breiter Hohlraum vorhanden ist. Bauliche Veränderungen sind dafür nicht notwendig, deshalb ist eine Dämmung mit Zellulose auch im Nachhinein beispielsweise in Altbauten möglich. Zwar ist die Wärmedämmung effizient und günstig, aber das Einblasen der Dämmung sollte von einem Fachbetrieb übernommen werden.

Wie funktioniert die Zellulose-Einblasdämmung?

Bei der Zellulose-Einblasdämmung werden die losen Zelluloseflocken mithilfe von Luftdruck-Maschinen über Schläuche in Wand- oder Deckenhohlräume eingeblasen – bis zu einer Dicke von 40 Zentimetern. Die Hohlräume, in die das Dämmmaterial eingeblasen wird, müssen allseitig geschlossen sein.

Das Einblasen erfolgt durch gezielt geschaffene Öffnungen; so lange, bis die Flocken ausreichend verdichtet sind und ein formbeständiger Dämmblock entstanden ist. Danach werden die Hohlraumöffnungen wieder verschlossen.

Auf ungedämmten obersten Dachdecken, die nicht begangen werden müssen, kann die Wärmedämmung einfach aufgeblasen werden.

Da für die Verarbeitung von Zellulose-Einblasdämmung spezielle Maschinentechnik notwendig ist, sollten Sie diese Aufgabe lieber Profis übernehmen lassen.

Wichtig! Wenn Sie die Zellulose-Einblasdämmung doch selbst einbringen möchten, sollten Sie wegen der hohen Feinstaubbelastung, die beim Einblasen entsteht, eine Atemschutzmaske zu tragen.

Wie werden Zellulosedämmplatten montiert?

Dämmplatten aus Zellulose können mit den gleichen üblichen Werkzeugen, mit denen auch Holzplatten bearbeitet werden, auf die passende Größe gebracht werden. Befestigt werden sie entweder durch Klemmen – zum Beispiel bei der Zwischensparrendämmung – oder mit geeigneten Klebern. Die Verarbeitung ist leichter als das Einblasen von losen Zelluloseflocken, sodass geübte Heimwerker diese auch selbst übernehmen können.

Wichtig! Auch wenn die Platten bei der Verarbeitung weniger staubend als lose Zelluloseflocken, sollten Sie auch hierbei eine Atemschutzmaske aufziehen.

Wie viel kostet eine Zellulosedämmung?

Eine Zellulosedämmung ist günstiger als andere natürliche Dämmstoffe. Wie viel sie genau kostet, hängt ab von

  • der Art des Dämmstoffs,
  • der Größe der zu dämmenden Fläche,
  • von der Stärke, die die Dämmung am Ende haben soll,
  • vom Arbeitsaufwand für das Einbringen der Dämmung (Eine Einblasdämmung in ein Dach einzubringen ist zum Beispiel in der Regel teurer als eine Fassadendämmung mit Zellulose.)

Was sind die Vorteile und Nachteile von Zellulosedämmstoffen?

Vorteile von Zellulosedämmung

  • ist ein natürlicher Dämmstoff
  • ermöglicht ein angenehmes Raumklima, da sie diffusionsoffen ist
  • ist weitestgehend schimmel- und schädlingsresistent
  • sorgt dafür, dass Gebäude im Sommer langsamer aufheizen und im Winter langsamer auskühlen
  • ermöglicht eine Dämmung ohne Lücken oder Kältebrücken (sofern richtig verarbeitet)
  • bietet guten Schallschutz
  • besteht aus nachwachsenden Rohstoffen
  • benötigt weniger Energie bei der Herstellung als andere Dämmstoffe
  • auf lange Transportwege kann verzichtet werden; Altpapier fällt überall an
  • ist flexibel und kann sich somit verschiedensten baulichen Gegebenheit anpassen
  • Dämmplatten und Schüttdämmung lassen sich gut in Eigenregie verarbeiten
  • ist ein günstiger Dämmstoff

Nachteile von Zellulosedämmung

  • bietet nicht den besten Brandschutz (Steinwolle zum Beispiel ist diesbezüglich besser)
  • darf nicht nass werden; eignet sich deshalb nicht als Kerndämmung
  • das Einblasen von Zelluloseflocken sollte nur ein Profi übernehmen; dafür ist Spezialgerät notwendig
  • beim Einblasen von Zelluloseflocken entsteht Feinstaub
  • wird Zellulose unachtsam geschüttet, kann es sein, dass Hohlräume bestehen bleiben und somit nicht die volle Dämmleistung erreicht wird
  • hat eine geringe mechanische Belastbarkeit; bei einer Boden- oder Deckendämmung aus Zellulose muss die mechanische Belastung durch andere Materialien abgefedert werden

Wie müssen Zellulosedämmstoffe entsorgt werden?

Zellulosedämmstoffe bestehen zwar hauptsächlich aus Altpapier, können aber aufgrund der Zusatzstoffe für den Brandschutz nicht einfach übers Altpapier entsorgt werden. Stattdessen müssen Sie Zellulosedämmstoffe bei der örtlichen Deponie abgeben. Fragen Sie im Voraus unbedingt nach, wie die genauen Bedingungen aussehen.

Tipp Manche Hersteller bieten die Rücknahme und Wiederverwertung des Zellulosedämmstoffes an, wenn Sie eine sortenreine Anlieferung garantieren können.
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