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Landestypische Einrichtungsstile – so wohnt die Welt

Inhaltsverzeichnis

Deutschland – Bauhaus oder Landhaus?

Wie in vielen anderen Ländern auch, hat der deutsche Einrichtungsstil im Laufe der Epochen verschiedene Wandlungen durchzogen und auch einige internationale Trends wie den typischen Mid-Century-Look oder den Stil der 70er-Jahre mitgemacht. Typisch deutsch sind unter anderem der Bauhausstil oder der bayerische Landhauslook. Generell lässt sich sagen, dass in deutschen Einrichtungen diese Merkmale von großer Bedeutung sind:

  • Stilmix geht immer: Den einen einheitlichen deutschen Stil gibt es nicht. Deswegen treffen in deutschen Wohnungen oft ganz verschiedene Möbelstücke aufeinander. Vintage-Sofas, rustikale Bauernschränke und moderne Küchen im minimalistischen Look können durchaus in ein und derselben Wohnung angetroffen werden.
  • Wunderschöner Altbaucharme: Stadthäuser oder Villen aus der Gründerzeit warten mit knarzenden Holzdielen und zauberhaften Stuckverzierungen auf. Sie beschwören einen ganz besonderen Charme längst vergangener Zeiten herauf.
  • Moderner Pragmatismus: Deutsche Hersteller von Küchengeräten statten weltweit Wohnungen mit Spülmaschinen, Backöfen und Kühlschränken aus. Das Design der luxuriösen Küchengeräte ist oft modern und schlicht gehalten. Zeitloser Edelstahl und klare Formen, die sich der Funktion klar unterordnen, stehen im Vordergrund.

Bauhaus – die Kunst der Vereinfachung

Der Bauhausstil hat seinen Ursprung in Deutschland. Er entstand in Weimar und eroberte von dort aus die ganze Welt, bis er zu einem der einflussreichsten Architektur-Stile der 1920er Jahre wurde. Noch heute lassen sich Gebäude, die in dieser Zeit entstanden, anhand ihrer Flachdächer und der kastenförmigen Gestaltung erkennen. Der Bauhausstil hinterließ aber nicht nur Spuren in der Architektur, sondern beeinflusste auch das Interieur der Deutschen. Bauhaus-Möbel sind so stark auf das Wesentliche reduziert, dass man ihnen ihren praktischen Nutzen geradezu ansieht. Geradlinige Designs und das Zusammenspiel grober und robuster Materialien wie Metall, Leder und Beton prägen das Einrichtungskonzept. Selbst Wohnaccessoires wie Tischlampen oder Wandbilder folgen klaren geometrischen Formen und sind vollkommen schnörkellos. Wenn Sie sich eine Wohnumgebung wünschen, in der Sie Ihren Gedanken freien Lauf lassen können, ist diese Stilrichtung vielleicht etwas für Sie!

Bayerischer Landhausstil – einfach zum Wohlfühlen

Im Gegensatz zum Bauhausstil zeigt sich der bayerische Landhausstil mit stilvoll verzierten Echtholzmöbeln, die mal durch Malereien und mal durch Schnitzereien für eine urige Gemütlichkeit sorgen. Im Vordergrund stehen helle Hölzer mit markanter Maserung und deutlich sichtbaren Astlöchern. Sie werden durch Wohntextilien mit Karos oder Blumenmotiven ergänzt. Auch ein frischer Blumenstrauß mit bunten Wiesenblumen trägt zum idyllischen Gesamtbild bei. Jetzt fehlen nur noch alte Holzdielen und eine Eckbank mit gemustertem Sitzpolster. Heute ist dieser Look fast ausschließlich in bayerischen Gasthäusern oder Pensionen anzufinden. Eine neue Interpretation mit weiß gestrichenen Möbeln hat aber auch den Weg in moderne Einrichtungen gefunden. Wenn Sie möchten, können Sie einen alten Bauernschrank als Eyecatcher in einer sonst sehr modernen Wohnung einsetzen.

Skandinavien – wo sich Schlichtheit und Gemütlichkeit begegnen

Im hohen Norden folgt die Einrichtung einem klaren Pragmatismus, verliert dabei aber nie ihre Wohnlichkeit. Je nach Land kann die Interpretation unterschiedlich ausfallen. Vor allem die Schweden und die Dänen setzen aber auf diese Grundregeln:

  • Weniger ist mehr: Einfache geometrische Formen treffen auf zurückhaltende und vor allem natürliche Farben. Hinzu kommt der Mut zu leeren Flächen, die sich auf weißen Wänden oder einfarbigen Teppichböden zeigen.
  • Es muss funktional sein: Wandelbare Möbelstücke, die auch in ein paar Jahren noch immer aktuell wirken, sind ein wichtiger Bestandteil skandinavischer Einrichtungen. Aufgrund ihrer Zeitlosigkeit dürfen sie auch gerne ein wenig mehr kosten.
  • Die Natur liefert die beste Inspiration: Die moderne skandinavische Einrichtung lebt von Naturmaterialien wie Holz, Leinen oder Wolle. Sie schaffen ein gesundes Raumklima und kreieren zugleich ein urgemütliches Ambiente.

Hygge – das dänische Lebensgefühl

Die Dänen sind echte Designliebhaber und haben den minimalistischen Stil perfektioniert. Qualität und Einfachheit geben sich im typisch dänischen Einrichtungsstil die Hand, der eindrucksvoll zeigt, wie elegant und exklusiv ein puristisches Wohnkonzept sein kann. Das gelingt beispielsweise mit einem hochwertigen Designersofa als Statement-Piece oder einem riesigen Esstisch mit Echtholzplatte in einer dynamischen ovalen Form. Die dänischen Einrichtungstrends werden aber neben einem großen Bewusstsein für Qualität auch durch den Begriff „Hygge“ stark geprägt. Er vereinbart Gemütlichkeit, Geborgenheit und Geselligkeit in sich. Deswegen darf das Gefühl von Heimeligkeit und Behaglichkeit nie fehlen. Das kommt erst durch die Details auf. Mit einem flauschigen Hochflorteppich, Vasen aus hochwertigem Steingut oder einer wohlriechenden Duftkerze sorgen Sie für den gewissen Wohlfühlfaktor in Ihren vier Wänden. Ein hyggeliges Flair lässt sich also schon mit einfachen Mitteln und ein paar wenigen Wohnaccessoires realisieren.

Lagom – die schwedische Bescheidenheit

Für das schwedische Wort Lagom gibt es keine direkte deutsche Übersetzung. Es heißt so viel wie „Nicht zu viel und nicht zu wenig“ oder „genau richtig“. Anstatt nach den Sternen zu greifen, gibt sich der Schwede mit der goldenen Mitte zufrieden. Das spiegelt sich auch im Einrichtungsstil des Landes wider. So sind Funktionalität und Alltagstauglichkeit besonders wichtige Themen. Das Design ist eher zurückhaltend und nie aufdringlich. Schlichte Eleganz und viele natürliche Materialien schaffen eine ausgewogene Einrichtung, die wirklich „nicht zu viel und nicht zu wenig“ ist. Typisch schwedisch sind helle Holzmöbel, klare und helle Fronten sowie ein aufgeräumtes Gesamtbild. Dekoelemente sind oft durch die Formen der Natur inspiriert und werden nur dezent eingesetzt, sodass der Raum nie karg, aber auch nicht überladen und erdrückend wirkt.

Japan – ruhige und authentische Einrichtungen

Traditionell hat in Japan der minimalistische Einrichtungsstil einen hohen Stellenwert. Viele Räume werden vielfältig genutzt, sodass sich abends zum Beispiel der Wohnbereich in ein Schlafzimmer verwandeln lässt. Flexibilität und die Reduzierung auf das Wesentliche sind also Hauptmerkmale des japanischen Stils.

  • Die Schönheit liegt im Schlichten: Es ist kein Zufall, dass die Minimalismus-Expertin Marie Kondo aus Japan stammt. Einfache und zurückhaltende Einrichtungen sind in dem asiatischen Land die Regel.
  • Warme Natürlichkeit: Die Japaner setzen auf Naturmaterialien wie Holz, Bambus oder Leinen und greifen genauso wie die Skandinavier gerne auf eine gedeckte Farbpalette aus vielen Braun- und Beigetönen zurück.
  • Niedlich, niedlicher am niedlichsten: Obwohl der japanische Einrichtungsstil generell sehr nüchtern ist, bietet er auch kleine, aber verrückten Details. Kawaii lautet das Zauberwort! Das heißt auf Deutsch so viel wie „niedlich“. Mindestens ein süßes Kissen in Form eines stilisierten Tierkopfes mit riesigen Augen darf also nicht fehlen.

Wabi-Sabi – unperfekter Purismus auf japanische Art

Wabi-Sabi ist eine japanische Geisteshaltung, die das Leben im Hier und Jetzt befürwortet und in den unperfekten Dingen Vollkommenheit zu entdecken vermag. Das lässt sich auch auf den Bereich des Wohnens übertragen. Kleine Fehler und natürliche Makel werden im Wabi-Sabi-Einrichtungsstil zelebriert, anstatt versteckt. Altersspuren auf Holzmöbeln, raue und natürliche Texturen oder mundgeblasene Vasen mit unperfekter Form sind sinnbildlich für diese Einrichtung und verleihen ihr eine eindrucksvolle Echtheit und Authentizität.

Japandi – das Beste aus Asien und Skandinavien

Wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, teilen sich der skandinavische und der japanische Einrichtungsstil ein paar Gemeinsamkeiten. Funktionalität und Einfachheit sind zwei davon. Da ist es auch kein Wunder, dass findige Interieur-Liebhaber beide Stile miteinander kombiniert haben. Japandi heißt das Ergebnis, das die bodennahen, futonähnlichen Sofas und Sessel aus dem Fernen Osten mit den gemütlichen Wohntextilien der Skandinavier verbindet.

Da beide Einrichtungsstile sich vor allem in der Natur bedienen und eine ähnliche Farbpalette haben, harmonieren sie ganz ausgezeichnet miteinander. Japanisches Keramikgeschirr oder eine Lotusblüte als Zimmerpflanze bringen typisch asiatisches Flair in den Raum, während Jute-Teppiche oder weiche Wolldecken den skandinavischen Einfluss aufzeigen. 

US-amerikanischer Landhaus-Charme

Natürlich verfolgen auch die Amerikaner die aktuellen Einrichtungstrends, sodass dort so manches Wohnzimmer im Japandi- oder Skandi-Style auffindbar sein dürfte. Wenn wir an den typischen Ami-Stil denken, kommen uns aber oft als erstes Einrichtungen im Landhausstil in den Kopf. Die amerikanische Variante unterscheidet sich dabei stark von den europäischen Interpretationen. Es gelten die folgenden Grundsätze:

  • Ein bisschen mehr von allem bitte: Zurückhaltung ist so gar nicht amerikanisch. Große, ausladende Möbelstücke und jede Menge Wohntextilien sind also ein Must-have in einem amerikanischen Haushalt im Landhausstil.
  • Rustikale Möbel sind Pflicht: Vielleicht liegt es an den oft deutlich größeren Häusern oder es ist einfach nur eine landesspezifische Vorliebe, aber in den USA sind massive und schwere Möbelstücke nach wie vor sehr beliebt. Während wir hierzulande eher auf Leichtigkeit setzen, sind große Holztruhen und Esstische mit markanten Säulenfüßen in den Vereinigten Staaten sehr gefragt.  
  • Möbel dürfen auch freistehend platziert werden: In den USA ist es üblich, Möbel freistehend im Raum zu verteilen und sie immer ein Stück von der Wand abzurücken. Sie geraten so mehr in den Fokus. Außerdem lässt sich der Raum dadurch gezielter in verschiedene Bereiche unterteilen. In Europa werden gerade große Möbelstücke eher entlang der Wände angeordnet.

Rustikal trifft romantisch

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum die Wohnzimmer in amerikanischen Fernsehserien immer so urgemütlich und einladend aussehen? Das liegt an einer besonders opulenten Interpretation des Landhausstils. Wie so oft gilt auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans das Credo „more is more.“ Das zeigt sich in voluminösen Sofas mit dick aufgepolsterten Kissen und bunten Textildrucken. Diverse Zierkissen oder eine Kuscheldecke im Patchwork-Look lassen die Sitzgelegenheit noch anheimelnder wirken. Hinzu kommen Beistelltische mit Tischleuchten, die eine behagliche Lichtstimmung zaubern. Großflächige Teppiche, schwere Vorhänge aus festem Stoff und rustikale Holzmöbel runden die Einrichtung ab. Das Herzstück des Wohnzimmers ist stets der Kamin. Er trägt maßgeblich zu dem besonderen Gemütlichkeitsfaktor der typisch amerikanischen Einrichtung bei.

Großzügige Landhausküchen mit Kücheninsel

Die freundliche und einladende Atmosphäre setzt sich in der Küche fort. Amerikanische Landhausküchen versprühen eine ungemeine Wärme. Anstatt auf den in Europa weitverbreiteten Minimalismus setzen viele Hausbesitzer nach wie vor auf rustikale und massive Küchen mit dekorativen Kassettenfronten und verspielten Griffen. Die charakteristische Kücheninsel darf nicht fehlen. Sie wird zum Mittelpunkt der Küche und ist der Ort, an dem die ganze Familie zusammenkommt. Oftmals geht die Insel in eine Theke über, an der auch schnell ein Kaffee getrunken oder ein kleines Frühstück eingenommen werden kann. Die passenden Barhocker dürfen gerne mit einem gepolsterten und farbintensiven Stoff bezogen sein. Außerdem gehört unbedingt ein großer, zweiflügeliger Kühl- und Gefrierschrank in eine amerikanische Küche.

Großbritannien – von Cottagecore bis Colonial

Die britische Insel hat weitaus mehr als bunte Blümchentapete und alte Teppiche zu bieten. Inspiriert durch das einfache Leben auf dem Land oder durch den Prunk der Kolonialzeit sind verschiedene Einrichtungsströmungen entstanden, die auch in anderen Ländern der Welt gerne kopiert werden. Typisch britisch sind diese Elemente:

  • Florale Drucke: An den bereits erwähnten Blümchentapeten ist natürlich etwas dran. Florale Motive müssen aber nicht unbedingt an der Wand anzufinden sein. Sie zeigen sich auch auf den Sofakissen, den Vorhängen oder in der Bettwäsche. Wenn Ihnen das zu verspielt ist, können Sie stattdessen zu Karos greifen.
  • Dunkles Holz: Mahagoni, Teak und Nussbaum gehören einfach in einen britischen Haushalt. Vor allem Hölzer aus Übersee haben allerdings keine gute Ökobilanz. Stattdessen können Möbelstücken aus diesen Materialien gebraucht gekauft werden.
  • Schrullige Accessoires: Ein Dekoteller mit dem Porträt der Queen, ein Zierkissen mit einem Hundekopf darauf und andere exzentrische Wohnaccessoires machen den britischen Einrichtungsstil erst perfekt!

Cottagecore – ländliche Idylle als Ideal

Der Cottagecore ist mittlerweile zu einem Phänomen geworden, dass sich nicht allein auf Großbritannien begrenzt. Vor allem in den sozialen Medien wird dieser besonders einfache Einrichtungsstil propagiert. Er orientiert sich an der Einrichtung der typischen britischen Cottages auf dem Land. Einfache Steinböden, rustikale Holzmöbel und eine Deko direkt aus der Natur geben den Ton an. Allerdings geht es nicht allein um die Optik. Vielmehr ist Cottagecore eine Lebenseinstellung, bei der es um Entschleunigung und die Rückbesinnung auf das Wesentliche geht. Auch Achtsamkeit spielt eine wichtige Rolle. Ziel ist es, in der schnelllebigen Welt einen Ruhepol zu finden. Ein eigener Kräutergarten, ein Bücherregal anstatt einer Spielekonsole und viele andere solcher Kleinigkeiten ergänzen das Gesamtkonzept.

Colonial – prunkvolle Nostalgie

Ausladende Chesterfield-Sofas aus echtem Leder, dunkle Massivholzschreibtische mit wunderschön verzierten Beinen, vergilbte Landkarten an der Wand oder ein Globus auf dem Sideboard sind im britischen Kolonialstil oft anzutreffen. Das Besondere an dieser Art zu wohnen, ist die Verbindung von typisch britischen und exotischen Einrichtungselementen. So sind durchaus auch Zebraprints oder üppige Orientteppiche in vielen Räumen anzufinden. Wichtig ist dabei, dass die Einrichtung nicht zu überladen wirkt. Das gelingt meist, indem für ein klares Farbkonzept gesorgt wird, dessen einzelne Nuancen sich stetig wiederholen.

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