Barrierefreiheit – die Bedeutung und Wichtigkeit barrierefreien Bauens
Was bedeutet Barrierefreiheit?
Der Ursprung des barrierefreien Bauens entspringt dem Gedanken dem Großteil der Menschen den Nutzen einer Immobilie ohne größere Einschränkungen zu gewährleisten. Der Begriff der Barrierefreiheit ist jedoch nicht eindeutig definiert und führt dazu, dass viele Gebäude als barrierefrei bezeichnet werden, obwohl sie offiziell nicht alle Voraussetzungen dafür erfüllen.
In der DIN-Norm 18040 findet man Texte und Grafiken zur Barrierefreiheit. Diese geben Vorgaben für das Bauen und Planen, haben jedoch keinen Gesetzescharakter. In einzelnen Fällen kann die DIN-Norm als verpflichtend bestimmt werden, wenn sie in der Bauvorschrift als solche ausgewiesen wird.
Die DIN-Norm ist in drei Teile gegliedert:
- 18040-1: Öffentlich zugängliche Gebäude, zum Beispiel Immobilien des Bildungswesens, Gaststätten, Bürogebäude
- 18040-2: Wohnungen
- 18040-3: Öffentliche Verkehrs- und Freiräume, zum Beispiel öffentlich zugängliche Freizeitanlagen, Fußgängerbereiche, Überquerungsstellen
Die Aufteilung hat den Sinn und Zwecke, dass sich Bauherren je nach Immobilie nur auf einen Teil der DIN beziehen müssen. Die DIN ist in der Regel nicht frei zugänglich, was für die einzelne Privatperson jedoch nicht weiter schlimm ist, da sie sich vor allem auf den Neubau von Immobilien bezieht. Aus diesem Grund spielt sie für den Umbau einer Immobilie eine untergeordnete Rolle.
Wen berücksichtigt die DIN-Norm 18040?
Die DIN berücksichtigt bei den Vorgaben des barrierefreien Bauens folgende Personen:
- Menschen, mit einem teilweisen oder vollständigen Ausfall des Sehvermögens
- Menschen, mit einem teilweisen oder vollständigen Ausfall des Hörvermögens
- Menschen, die Einschränkungen in ihrem Bewegungsvermögen haben
Wie mache ich meine Immobilie barrierefrei?
Viele Privatpersonen beschäftigen sich mit dem Thema Barrierefreiheit oft erst, wenn es notwendig wird – zum Beispiel bei Unterstützungsbedarf im Alter oder mit Kinderwagen. Ein kompletter Umbau der Immobilie kann sehr teuer sein. Deshalb empfiehlt es sich, zunächst kleinere Maßnahmen zur Barrierereduktion zu ergreifen. Für Eigentümer gelten andere Rahmenbedingungen als für Mieter oder Wohnungseigentümergemeinschaften. Grundsätzlich sollte immer dort angesetzt werden, wo Alltagshindernisse entstehen. Eine frühzeitige Planung ermöglicht es, individuelle Bedürfnisse und die baulichen Gegebenheiten optimal in Einklang zu bringen.
Hauszugang barrierefrei gestalten
Der Hauseingang stellt häufig eine erste Hürde dar.
- Rampe: Bei kleinen Treppenstufen reicht oft eine Rampe. Diese sollte eine Neigung von maximal 6 % haben, was bei höheren Treppen jedoch zu sehr langen Rampen führt.
- Außenhebebühne: Eine platzsparende Alternative ist die elektrisch betriebene Hebebühne. Sie ist zwar kostenintensiver und wartungsanfälliger, bietet aber eine zuverlässige Lösung. Wichtig: Eine manuelle Notbedienung sollte unbedingt vorhanden sein.
Barrierefreie Lösungen für Innentreppen
Viele Menschen haben Schwierigkeiten, das Schlafzimmer oder andere wichtige Räume im Obergeschoss zu erreichen. Möglichkeiten für einen Treppenlift:
- Raumverlegung ins Erdgeschoss: Günstigste Lösung, aber nicht in allen Grundrissen möglich.
- Mobile Systeme: Treppensteiger oder Treppenraupen sind flexibel einsetzbar, günstig und wartungsarm. Nachteil: Sie erfordern immer eine zweite Person zur Bedienung.
- Festinstallierte Systeme:
- Sitzlift: transportiert die Person (ohne Rollstuhl), ideal auch für enge Treppen.
- Plattformlift: befördert Rollstuhl samt Nutzer, benötigt aber mehr Platz.
WC barrierefrei gestalten
- Erhöhte WC-Sitze: Eine einfache und günstige Lösung, die den Alltag sofort erleichtert.
- Haltegriffe: Sorgen für zusätzliche Sicherheit beim Aufstehen und Hinsetzen.
- Barrierefreier Zugang: Bei Rollstuhlnutzung ist ausreichend Platz und eine breite Tür notwendig.
Barrierefreies Bad
Das Badezimmer ist einer der wichtigsten Bereiche für die Barrierefreiheit.
- Badewanne: Nachrüstung mit Schwenksitz oder Wanne mit Einstiegstür.
- Dusche: Bodengleiche Walk-in-Dusche mit Duschsitz bietet Komfort und Sicherheit.
- Mehr Informationen zu barrierefreien Badezimmern.
Wie lässt sich Barrierefreiheit vorausschauend planen?
Besonders teuer wird es, wenn feste Barrieren wie enge Treppenhäuser, zu kleine Badezimmer oder ein nicht ebenerdiger Hauseingang erst im Nachhinein verändert werden müssen. Deshalb empfiehlt es sich, bereits beim Neubau Umrüstungsoptionen einzuplanen.
Beispiele:
- Steckdosen und Montageflächen für einen späteren Treppenlift
- Schacht- oder Tragstrukturen für den nachträglichen Einbau eines Kleinaufzugs
- Flexible Grundrisse, die eine spätere Anpassung ermöglichen
Ob diese Optionen später tatsächlich benötigt werden, ist zweitrangig – wichtig ist, im Bedarfsfall vorbereitet zu sein und so hohe Folgekosten zu vermeiden.
Beispiele für vorausschauende Umrüstmaßnahmen
- Erdgeschoss als komplette Wohneinheit: Viele Häuser werden so geplant, dass alle wichtigen Räume im Erdgeschoss liegen.
- Barrierefreie Badezimmer: Diese lassen sich schon bei der Erstplanung kostengünstig umsetzen. Moderne „Walk-In-Duschen“ ohne Schwellen sind sowohl barrierefrei als auch optisch ansprechend.
- Flexibel nutzbare Räume: Küchen, Wohnbereiche oder auch Stellplätze können so vorbereitet werden, dass spätere Anpassungen problemlos möglich sind.
So lässt sich Barrierefreiheit nicht nur praktisch, sondern auch ästhetisch unauffällig gestalten.
Welche Kostenrisiken können auftreten?
Die Umsetzung von Barrierefreiheit kann je nach Umfang erhebliche Mehrkosten verursachen. Soll jedes Detail den Vorgaben der Norm entsprechen, obwohl dies nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, kann die Vollausstattung eines Einfamilienhauses schnell mehrere Zehntausend Euro teurer werden. Noch kostspieliger wird es, wenn ein Neubau oder Umbau ohne Berücksichtigung der Barrierefreiheit geplant wird und diese nachträglich integriert werden muss. Nachträgliche Anpassungen sind oft technisch aufwendig und deutlich teurer als eine vorausschauende Planung. Zudem ist nicht jede Vorgabe der DIN-Normen noch zeitgemäß: Ein moderner Rollstuhl benötigt beispielsweise oft weniger Wendefläche als ein Modell vor 15 Jahren. Daher können Bauherren gemeinsam mit ihrem Architekten entscheiden, welche Kriterien sinnvoll und zukunftssicher sind. Viele technische Hilfen wie akustische oder visuelle Signalgeber lassen sich später unkompliziert nachrüsten – anders als massive bauliche Barrieren.
Wie finanziere ich einen Umbau?
Ein Umbau zu einer barrierefreien Immobilie kann durch verschiedenen Fördergelder unterstützt werden. Ein bekanntes Programm ist das KfW-Förderprogram. Es gibt jedoch auch verschiedene weitere Möglichkeiten, um den Umbau zu finanzieren. Bei der Nutzung eines Förderprogram kommt es oft dazu, dass viele DIN-Anforderungen erfüllt werden müssen. Die Umsetzung dieser führt meist zu einer Erhöhung der Kosten. Auch hier ist aus diesem Grund lieber eine kleinere Barrierereduktion dem kompletten Umbau mit Fördermitteln vorzuziehen.
Welche Vorteile bietet die Barrierefreiheit?
- Schon bei alltäglichen Dingen, kann die Barrierefreiheit eine große Hilfe bieten, beispielsweise bei einer Sportverletzung oder der Nutzung eines Kinderwagens.
- Ältere und pflegebedürftige Menschen können länger in ihren Wohnungen bleiben, da ihnen durch die Barrierefreiheit wieder ein gewisses Maß an Selbstständigkeit zurückgegeben wird. Dadurch kann ein Einzug in ein Pflegeheim etwas herausgezögert werden.
- Bei einer Pflege von älteren oder pflegebedürftigen Menschen kann dem Pflegepersonal die körperliche Arbeit erleichtert werden, beispielsweise durch einen Treppenlift oder einen Haltegriff über dem Bett.
- Wenn beim Neubau einer Immobilie das barrierefreie Planen mitberücksichtigt wird, können später die Kosten im Falle eines Umbaus reduziert werden
- Barrierefreiheit ist zukunftssicher.
- Der Wert der Immobilie steigt durch eine barrierefreie Umgebung.
Fazit
Barrierefreiheit bedeutet, Immobilien so zu gestalten, dass sie von möglichst vielen Menschen ohne Einschränkungen genutzt werden können. Die DIN-Norm 18040 liefert dabei wichtige Orientierung, ist jedoch nicht in jedem Fall bindend. Wer frühzeitig plant, kann Kosten sparen und Umbauten vermeiden, die später teuer und aufwendig wären. Schon kleine Maßnahmen zur Barrierereduktion – etwa ein barrierefreies Bad oder eine Rampe am Eingang – verbessern die Wohnqualität erheblich. Langfristig steigert Barrierefreiheit nicht nur den Komfort, sondern auch den Wert einer Immobilie.
Mehr Tipps und Infos zum altersgerechten Wohnen erhalten Sie hier.
FAQ – Barrierefreiheit
Barrierefreiheit bedeutet, dass Gebäude, Wohnungen und Freiräume so gestaltet sind, dass sie ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe genutzt werden können – unabhängig von Alter oder körperlichen Einschränkungen.
Grundsätzlich nicht. Die DIN-Norm 18040 gibt Empfehlungen und Vorgaben, die in bestimmten Fällen, z. B. durch Bauvorschriften oder Förderprogramme, verpflichtend werden können.
Nicht nur Menschen mit Behinderung oder ältere Personen, sondern auch Familien mit Kinderwagen, Menschen mit temporären Einschränkungen (z. B. nach einer Verletzung) oder Besucher profitieren von barrierefreien Lösungen.
Die Kosten variieren stark. Einzelne Maßnahmen wie Haltegriffe oder erhöhte WC-Sitze sind günstig. Aufwendige Umbauten wie ein Treppenlift oder eine Hebebühne können mehrere Tausend Euro kosten. Wird Barrierefreiheit beim Neubau eingeplant, lassen sich langfristig Kosten sparen.
Ja, z. B. durch die KfW oder regionale Programme. Allerdings sind die Förderbedingungen oft an die Einhaltung der DIN-Normen gebunden, was die Kosten erhöhen kann.
