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Spachteltechniken – vom Betonspachtel bis zur Venezianischen Spachteltechnik

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Spachteltechnik?

Eine Spachteltechnik ist eine handwerkliche Oberflächenbearbeitung, deren Ursprung bis in die Antike zurückreicht. Meist werden Spachteltechniken bei der kunstvollen Gestaltung von Wänden oder Decken angewendet. Dabei erfordern sie viel Übung und Fachwissen. Spachteltechniken sind Wandveredelungen, bei denen Spachtelmasse auf eine Wand aufgetragen wird. Die Oberfläche, die die Spachtelmasse bildet, kann anschließend mit dem entsprechenden Werkzeug nach Belieben verändert werden. Dabei sind verschiedenste Techniken anwendbar.

Welcher Untergrund ist für die Spachteltechnik geeignet?

Für eine gut durchführbare Spachteltechnik ist es essenziell, dass die aufzubringende Spachtelmasse gut auf der Wand hält. Ideal dafür ist eine feste, trockene, ebene und saubere Oberfläche. Es gibt einige grundlegende Punkte, die beim Vorbereiten des Untergrunds beachtet werden sollten:

  • Die Fläche ist zu grundieren. Besonders wichtig ist dies bei Untergründen, die der Spachtelmasse Flüssigkeit entziehen oder eine sandige Oberfläche haben.
  • Der Untergrund ist zu reinigen. Dazu zählt die Entfernung von nicht tragfähigen Altbeschichtungen, Tapeten, Kleisterresten oder Leimfarben, sowie das Entfernen von Staub, welches die Haftung der Spachtelmasse negativ beeinflussen kann.
  • Verschmutzungen und Schäden sind zu entfernen. Die Ursprünge von Schäden sind im Vorherein zu klären und zu beheben.
  • Risse in Wänden sollten armiert, das heißt verschlossen und mit einem Gewebe überdeckt, werden.
  • Unebenheiten sind auszugleichen, da sie Einfluss auf die finale Optik haben.

Welche Werkzeuge werden bei den Spachteltechniken benötigt?

Das wichtigste Werkzeug für Spachteltechniken sind Spachteln. Dabei wird zwischen Japanspachteln, Flächenspachteln, Federspachteln und vielen weiteren unterschieden. Auch Kellen finden häufig Anwendung. Sie sind flexibel und haben abgerundete Kanten. Beide Eigenschaften sind besonders wichtig, damit die Wand beim Auftragen der Spachtelmasse nicht beschädigt wird.

Bei der Nutzung der Werkzeuge ist immer darauf zu achten, dass sie sauber sind. Ungereinigte Spachtel können dazu führen, dass die Optik durch Kratzer zerstört wird.

Welche Spachteltechniken gibt es?

Es gibt unzählige verschiedene Spachteltechniken. Von der Marmorierung bis hin zu verschiedenen Stucktechniken. Im Folgenden werden vier verschiedene Spachteltechniken vorgestellt: die Betontechnik, die venezianische Spachteltechnik, die Gestaltung mit Lehm und die Gestaltung von rostigen Oberflächen.

Betontechnik

Wände, die mithilfe von zementgebundenen Spachtelmassen gestaltet werden, muten minimalistisch an. Ihr Aussehen erinnert an Rohbauwände aus Beton. Dabei gibt es verschiedene Ausprägungen:

Die Wand kann als glatte Oberfläche ausgeführt werden. Die Vorgehensweise dieser Methode sieht dabei wie folgt aus:

  1. Das angemischte Material ist in einer Stärke von etwa zwei Millimetern auf die Wand aufzutragen und anschließend abzuglätten.
  2. Das aufgetragene Material wird mit einer Folien-Schablone bedeckt.
  3. Sobald das darunterliegende Material vollständig getrocknet ist, wird die Folie abgezogen und so entsteht die charakteristische Betonoptik.

Eine andere Möglichkeit der Betontechnik ist die Erstellung einer plastischen Oberfläche mit Schieferstruktur:

  1. Hierbei wird das angemischte Material in einer Stärke von etwa drei Millimetern auf die Wand aufgetragen.
  2. Anschließend wird das aufgetragene Material strukturiert. Die Kelle wird dabei mit wenig Druck auf die Oberfläche gelegt und anschließend je nach Wunsch über die Wand gezogen. Dies kann horizontal, vertikal oder auf eine andere Art und Weise erfolgen. Durch jede Vorgehensweise werden unterschiedliche Optiken erreicht.
  3. Bevor die Wand poliert wird, müssen größere Kanten leicht abgeschliffen werden.

Beide Techniken können nach Fertigstellen mit einem Steinöl überzogen werden, das eine wasserabweisend und härtend wirkt.

Venezianische Spachteltechnik

Die venezianische Spachteltechnik ist eine anspruchsvolle Technik, bei der Innenwände optisch besonders hervorgehoben werden können. Die seit mehreren Jahrhunderten angewandte Spachteltechnik erzeugt eine feste, glänzende Oberfläche, die an Marmor erinnert. 

Es gibt verschiedene Arten der venzianischen Spachteltechnik, wie zum Beispiel die Kalkpresstechnik. Sie wird wie folgt ausgeführt:

  1. Auf die Wand ist eine Grundierung aufzubringen, sodass der im nächsten Schritt aufgebrachte Mineralspachtel auf Kalkbasis gut haften kann.
  2. Es werden in der Regel drei Beschichtungen mit steigendem Druck aufgetragen. Es kann dabei in wolkigen Bewegungen, in Bögen oder auf andere Art und Weise vorgegangen werden – je nachdem, welche Optik erreicht werden soll.
  3. Im Anschluss wird die Wandoberfläche verdichtet, wodurch eine ebene Fläche entsteht.
  4. Wurden die vorherigen Schritte korrekt ausgeführt, wird die Wand veredelt und poliert, wodurch sie einen Schutz vor äußeren Einflüssen erhält.

Gestaltungen mit Lehm

Lehm ist ein Gemisch aus Ton, Sand, feinem Sand, kleinen Steinchen und verschiedenen Zuschlägen. Er besitzt viele Vorteile, die in Gebäuden gut genutzt werden können:

Dazu zählt die gute Regulierbarkeit der relativen Luftfeuchtigkeit in einem Raum. Bei direktem Wasserkontakt verflüssigt sich der Stoff zwar, doch bei Kontakt mit Wasserdampf kann Lehm diesen aufnehmen und bei Gelegenheit wieder abgeben. Das ist besonders in Badezimmern von Vorteil, da dadurch beschlagene Spiegel vermieden werden können.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Lehm Gerüche aufnehmen kann. Dies ist besonders in Küchen oder Restaurants vorteilhaft.

Lehmspachtelputz kann beispielsweise auf Kalkfeinputz aufgetragen werden. Die Vorgehensweise dabei sieht dabei wie folgt aus:

  1. Der Untergrund wird bei dem Aufbringen von Lehmspachtelputzen aufgrund ihrer Eigenschaft meist nicht angefeuchtet.
  2. Der Lehmspachtelputz wird je nach Bedarf eingefärbt und anschließend in Kornstärke aufgetragen.
  3. Um eine Gleichmäßigkeit herzustellen, kann schon die erste Schicht gefilzt werden.
  4. Im Anschluss wird eine zweite Schicht des Lehmspachtelputzes aufgetragen und erneut gefilzt.
  5. Um die gewünschte und für Lehm typische weiche Oberfläche zu erhalten, ist das Korn das eine raue Oberfläche andeutet sanft in die Wandoberfläche hineinzudrücken.
Exkurs: Filzen Beim sogenannten Filzen wird eine Oberfläche abgerieben. Dabei wird die Oberflächenstruktur der Wand durch unterschiedliche Vorgehensweisen stark geprägt. Das Filzen kann grundlegend nass oder trocken erfolgen.

Gestaltung von rostigen Oberflächen

Dank echter Metallpigmente können im Innen- wie auch im Außenbereich Rostoptiken hergestellt werden. Die Vorgehensweise ist dabei wie folgt:

  1. Ein Quarzputzgrund wird nach Belieben eingefärbt und auf den rissfreien Untergrund aufgetragen.
  2. Die anzubringende Spachtelmasse ist mit Eisenpulver zu versehen und nach dem Trocknen des Untergrunds aufzubringen. Dabei wird je nach Belieben unregelmäßig oder in definierten Strukturen vorgegangen.
  3. Für die gewünschte Rostoptik ist die Wand mittels eines Rostaktivators zu besprühen. Dieser Vorgang löst eine Oxidation mit dem Eisenpulver aus, wodurch der rostige Effekt entsteht.

Fazit: Spachteltechniken

Neben den vorgestellten Spachteltechniken gibt es noch viele weitere Techniken, die angewendet werden können. Dabei ist der Fantasie bei der Struktur und Farbe fast keine Grenze gesetzt.

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