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Klimaplatten zur Dämmung: Wann sind Kalziumsilikatplatten sinnvoll?

Inhaltsverzeichnis

Was sind Kalziumsilikatplatten und welche Eigenschaften haben sie?

Kalziumsilikatplatten – auch Calciumsilikatplatten oder Klimaplatten genannt – sind mineralische Baustoffe und zählen zur Gruppe der Mineralschaumplatten. Sie bestehen aus Kalk (Calciumoxid), Quarzsand (Siliziumdioxid), Wasserglas und Zellulose als Porenbildner. Die Stoffe werden zunächst in Wasser aufgeschlämmt und reagieren zu einer Vorstufe des Kalziumsilikats, bevor sie unter überhitztem Wasserdampf und hohem Druck zu Platten aushärten. Es entsteht eine feinporige offene Struktur mit hoher kapillarer Saugfähigkeit.

Kalziumsilikatplatten können viel Feuchtigkeit aufnehmen und sind zugleich abweisend gegen Wasser in flüssiger Form. Zudem haben sie einen recht hohen pH-Wert. Dadurch eignen sie sich gut, um Schimmel vorzubeugen. Ebenso gut ist ihr Brandverhalten. Klimaplatten sind in die höchste Brandschutzklasse eingestuft. Der Dämmwert des Baustoffs ist hingegen eher niedrig, weshalb Kalziumsilikatplatten vorwiegend als Innendämmung oder Zwischensparrendämmung und nur in witterungsgeschützten Bereichen als Außendämmung eingesetzt werden.

Eigenschaften von Kalziumsilikatplatten

 

Wärmeleitfähigkeit λ:

0,050 - 0,070 W/(mK)

Rohdichte ρ:

200 - 800 kg/m³

Wasserdampfdiffusionswiderstand μ:

5 - 20

pH-Wert:

9 - 12 (alkalisch)

Baustoff-/Brandschutzklasse nach DIN 4102:

A1/A2 (nicht brennbar)

Stärke/Dicke:

10 – 100 mm (je nach Hersteller)

Hinweis Die oben genannten Werte dienen nur als Anhaltspunkt. Durch Produktweiterentwicklungen können sie sich jederzeit ändern.

Welche Vorteile haben Klimaplatten?

  • Resistent gegen Feuchtigkeit, hohe Speicherfähigkeit von Feuchtigkeit: Tritt zeitweise Feuchtigkeit auf, puffert das poröse Material diese und trocknet schnell wieder aus. Wenn Klimaplatten als Innendämmung genutzt werden, verhindern sie somit, dass Feuchtigkeit aus dem Innenraum durch die Dämmung wandert und an der kühlen Außenwand als flüssiges Wasser kondensiert.
  • Verhindern Schimmel: Kalziumsilikat ist alkalisch, wodurch das Wachstum von Schimmelpilzen verhindert wird.
  • Brennen nicht: Klimaplatten sind in die höchste Brandschutzklasse eingestuft.
  • Sind formstabil: Kalziumsilikatplatten sind sogar bei Temperaturschwankungen formstabil und wenn sie Feuchtigkeit aufgenommen haben. Sie sind zug- und druckfest.
  • Sind ökologisch unbedenklich: Klimaplatten enthalten keine bedenklichen Stoffe, sie gasen nicht aus und sind recycelbar.
  • Sind leicht zu verarbeiten: Klimaplatten können leicht gesägt und befestigt werden. Zudem ist keine Dampfbremse notwendig wie bei anderen Innendämmungen. Somit können diese Art der Innendämmung auch Heimwerkerinnen und Heimwerker umsetzen.

Welche Nachteile haben Kalziumsilikatplatten?

  • Dämmen nicht sehr gut: Um den geforderten Dämmwert zu erreichen, sind bei Klimaplatten dickere Stärken notwendig als bei anderen Dämmmaterialien. Meist muss die Schicht der Kalziumsilikatplatten mindestens fünf Zentimeter dick sein.
  • Machen einen Raum kleiner: Dadurch, dass die Dämmung dicker ausfallen muss, um mit Klimaplatten den geforderten Dämmwert zu erreichen, geht Raumvolumen verloren.
  • Entfalten ihre guten Eigenschaften nur bei passender Oberfläche: Nur wenn die Oberfläche ebenfalls diffusionsoffen gestaltet ist, können die guten Eigenschaften der Klimaplatten wirken. Als Anstrich eignen sich Silikatfarben, Kalkfarben, Kreidefarben oder Mineralputz.
  • Schränken die Möglichkeit der Wandgestaltung ein: Ungeeignet als Oberflächengestaltung von Klimaplatten sind überstrichene Raufasertapeten, Vinyltapeten, Vliestapeten, Latexfarbe, Fliesen und gipshaltiger Putz.
  • Sind relativ teuer: Je nach Plattenstärke liegen die Preise pro Quadratmeter Klimaplatte zwischen 20 und 100 Euro. Damit sind die Platten teurer als Holzfaserplatten oder Mineralwolle. Hinzu kommen die Kosten, die für die Grundierung und den Kleber benötigt werden.

Wo und wann werden Kalziumsilikatplatten eingesetzt?

Kalziumsilikatplatten kommen in verschiedenen Situationen zum Einsatz:

  • als Innendämmung von Wänden, wenn keine Außendämmung möglich ist; zum Beispiel bei denkmalgeschützten Häusern oder schrittweisen Sanierungen von Mehrfamilienhäusern
  • als Innendämmung von Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit; zum Beispiel in Küchen oder Bädern
  • zur Sanierung von feuchtem Mauerwerk aufgrund von Kondensation
  • zur Schimmelbekämpfung
  • als Zwischensparrendämmung im Dach
  • als Dämmung einer oberen Geschossdecke; diese darf allerdings nicht begehbar sein
  • als Verkleidung, um einen baulichen Brandschutz zu realisieren; zum Beispiel als Kaminverkleidung
  • als Teildämmung poblematischer Stellen um Fenster und Türen; zum Beispiel zum Dämmen der Laibung von neu eingebauten Fenstern im Altbau (Laibungsplatten)
Hinweis Eine Innendämmung mit Klimaplatten ist nicht immer sinnvoll: In Altbauten zum Beispiel müsste sie etwa zehn Zentimeter dick sein, damit der vom Gebäudeenergiegesetz geforderte U-Wert für die allgemeine Wärmedämmung von Außenwänden bei Altbauten erreicht würde. Dadurch würde sehr viel Raumvolumen verloren gehen.

Wie werden Kalziumsilikatplatten als Innendämmung angebracht?

Wenn Sie eine Innendämmung mit vorgrundierten Kalziumsilikatplatten selbst realisieren möchten, geht das ganz einfach:

  1. Untergrund vorbereiten; zum Beispiel losen Putz und Schimmel entfernen, Löcher und Risse schließen
  2. Klimaplatten auf die passende Größe zuschneiden beziehungsweise -sägen, Ausschnitte für Steckdosen, Lichtschalter und Ähnliches vorbereiten
  3. Kanten der Platten glätten
  4. Klebemörtel anrühren
  5. Klebemörtel auf aufbringen. Um einen optimalen Abtransport der Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten, muss die Platte an jeder Stelle vollflächigen Kontakt mit dem Untergrund haben. Deshalb müssen alle Hohlstellen und Unebenheiten vor dem Anbringen der Klimaplatten mit Klebemörtel ausgeglichen werden.
  6. Klimaplatte an der gewünschten Stelle andrücken und ausrichten; Klimaplatten mit T-Fugen anbringen, Fugen leicht anklopfen
  7. Schnittstellen mit Kleber verspachteln
  8. überschüssigen Kleber abziehen
Wichtig Klebemörtel, Leichtputz und alle weiteren Werkstoffe, die verwendet werden, müssen vom Plattenhersteller zugelassen sein, ansonsten gibt es keine Garantie.
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