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Fertighaus oder Massivhaus – Welche Bauweise macht mehr Punkte?

Inhaltsverzeichnis

Fertighaus oder Massivhaus - Welche Fakten gilt es hinsichtlich der Bauweise zu bedenken?

Massiv- oder Fertighaus? Zum Eigenheim kommen Sie auf unterschiedlichen Wegen. Um diese grundsätzliche Entscheidung treffen zu können, sollten Sie jede Information kennen und sich mit den Vor- und Nachteilen der einzelnen Bauweisen eingehend auseinandersetzen.

Die deutsche Baubranche verzeichnet seit Jahren einen deutlichen Anstieg der Fertighäuser. Deren Marktanteil, so der Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF), liegt inzwischen bei knapp 21 Prozent. Was werden Sie letztlich bauen: Ein Massivhaus oder ein Fertighaus? Beide Bauweisen bringen Vor- und Nachteile mit sich. Nachfolgend haben wir für Sie gegenübergestellt, wo die einzelnen Bauweisen punkten und wo es (welche) Schwachstellen gibt.

Fertighaus oder Massivhaus - Wo liegen die Vorteile eines Massivhauses?

Punkte, die für ein Massivhaus sprechen:

  • „Gesundes Raumklima“
  • Individuelle Planung des Hauses
  • Wärmespeicherung der Wände
  • Widerstandsfähige Bauweise
  • Wiederverkaufswert

„Gesundes Raumklima“
Massivhäusern wird ein „gesundes Raumklima“ nachgesagt.  Auch auf die Schalldämmung wirkt sich eine massive Bauweise positiv aus. Darüber hinaus vermag massives Mauerwerk Wasserdampf zu speichern und bei Bedarf wieder abzugeben, weshalb von Gesundem Raumklima die Rede ist. 

Individuelle Planung Ihres Hauses 
Die Planung eines Massivhauses lässt Ihnen einen großen individuellen Gestaltungsspielraum. Mit einem erfahrenen Architekten und innerhalb eines gewissen Finanzrahmens können Sie Ihrem Massivhaus eine überaus persönliche Note inklusive einiger individuell gestalteter Extras verleihen.  

Wärmespeicherung der Wände 
Wände speichern Wärme. Durch die starken Außenwände eines Massivhauses kann Wärme in relevantem Ausmaß gespeichert werden. Die Außenwände massiv gebauter Häuser kühlen im Winter nicht zu schnell aus und heizen sich im Sommer nur mäßig auf.

Widerstandsfähige Bauweise 
Ein Massivhaus verfügt über eine gewisse Robustheit und zeigt sich relativ widerstandsfähig gegen erwartbare Herausforderungen. In einem Massivhaus verursacht ein Rohrbruch beispielsweise, verglichen mit einem Fertighaus, geringere Folgekosten. 
 
Wiederverkaufswert
Ein Massivhaus verzeichnet eine deutlich höhere Wertbeständigkeit als dies bei einem Fertighaus der Fall ist. Dieser Vorteil kann sich in einer Kreditverhandlung mit Ihrer Bank durchaus positiv für Sie auswirken, da ein Massivhaus gegenüber einem Fertighaus im Falle eines Verkaufs einen höheren Erlös erzielen würde. 

Fertighaus oder Massivhaus - Wo liegen die Nachteile eines Massivhauses?

Punkte, die gegen ein Massivhaus sprechen:

  • Höhere Baukosten
  • Längere Bauzeit

Höhere Baukosten
Die Baukosten für die Errichtung eines Massivhauses liegen in den allermeisten Fällen deutlich über denen eines Fertighauses. Für die Planung und den Bau eines Massivhauses bedarf üblicherweise der Einbeziehung eines Architekten, bedeutet eine längere Bauzeit,  erfordert eventuell kostspieligere Materialien und auch die hohen Personalkosten eines Individual-Baus schlagen spürbar zu Buche.  

Lange Bauzeit
Bei einem Massivhaus ist die Zeit von Baubeginn bis zum finalen Einzug der Bauherren deutlich länger als bei einem Fertighaus, das im Idealfall bereits nach einigen Tagen bezugsfertig ist. Bis ein Massivhaus bezugsfertig ist, dauert es laut einer Statistik des BDF im Schnitt 8 Monate. Dazu kommen etwaige Bauunterbrechungen aufgrund schlechter Witterungsbedingungen sowie lange Trocknungsphasen aufgrund der Verwendung sogenannter „flüssiger“ Baustoffe wie Beton und Mörtel. 

Fertighaus oder Massivhaus - Wo liegen die Vorteile eines Fertighauses?

Punkte, die für ein Fertighaus sprechen:

  • Unabhängiges Bauen
  • Geringe Baukosten
  • Musterhäuser
  • Abgestimmte Bautechnik
  • Service
  • Ausbaustufen
  • Fertighäuser sind Energiesparhäuser
  • Alles aus einer Hand
  • Präzision und hohe Qualität
  • Extrem kurze Bauzeit

Unabhängiges Bauen
Ein Fertighaus wird weitestgehend in der Fabrik gefertigt und dies, bis auf die wenigen Tage des Aufbaus und der Montage,  unabhängig von Witterung und äußeren Einflüssen. Beim Fertighaus kann es beispielsweise nicht zu Verzögerungen im Baufortschritt aufgrund eines Wintereinbruchs kommen. 

Geringe Baukosten
Im Vergleich zu einem Massivhaus überzeugt ein Fertighaus in jedem Fall durch einen niedrigeren Preis. Zurückzuführen ist dieser Preisvorteil auf die Standardisierung sowie den hohen Grad industrieller Vorfertigung eines Fertighauses. Die Fix-Baukosten eines Fertighauses sind im Bauvertrag festgeschrieben.

Musterhäuser 
Nicht jeder Bauherr hat ein so ausgeprägtes Vorstellungsvermögen, dass er sich im Detail ausmalen kann, wie das Haus letztlich aussehen wird. Hier punkten Fertighausanbieter mit sogenannten Fertighaus-Ausstellungen. Auf solch einem Ausstellungs-Gelände können sich Bauinteressierte oder Bauherren während der Planung ihres Eigenheims Musterhäuser anschauen und sich gegebenenfalls Anregungen holen.
 
Abgestimmte Haustechnik
Ob kontrollierte Wohnraumlüftung, Hausautomation oder Pelletheizung: Fertighäuser werden mit aufeinander abgestimmter Haustechnik angeboten und ausgeliefert. Dies ist ein großes Plus für Bauherren, denn damit ist die perfekte Harmonie des kompletten Technik-Pakets garantiert. 

Service 
Die meisten Fertighaus-Anbieter übernehmen noch viele Jahre nach dem Ausbau die Wartung und Pflege Ihres Fertighauses. Es besteht meist ein intensiver Kontakt für einen langen Zeitraum nach Fertigstellung. 

Ausbaustufen
Ein Fertighaus kann bei den meisten Fertighaus-Anbietern in unterschiedlichen Ausbaustufen erworben werden. Wer beim Hausbau, auch aus Kostenersparnis, viel in Eigenleistung übernehmen möchte, kann hier eine ideale Kombination aus Vorfertigung und Selbst-Ausbau wählen. Haben Sie keinerlei derartige Ambitionen, können Sie sich Ihr Fertighaus komplett schlüsselfertig liefern und montieren lassen. Dieses Rundum-Sorglos-Paket kostet zwar mehr, ist jedoch auch ein sehr komfortabler und zeitsparender Weg. 
  
Fertighäuser sind Energiesparhäuser
Jedes Fertighaus ist auch ein Energiesparhaus. Die Dämmung eines modernen Fertighauses ist nahezu perfekt. Ein solches Haus als ein Passivhaus oder als ein KfW-Effizienzhaus auszuführen, stellt kein Problem dar. Es ist auf Wunsch sogar der Standard eines Plus-Energiehauses möglich 

Alles aus einer Hand
Für den Bau, beziehungsweise Kauf eines Fertighauses haben Sie beim ausführenden Fertighausanbieter lediglich einen Ansprechpartner. Auch hier können Sie das Rundum-Sorglos-Paket erwerben: Ein Ansprechpartner gibt beispielsweise Hilfestellung bei der Baufinanzierung, kümmert sich auf Wunsch um die Suche nach einem geeigneten Grundstück und übernimmt die Kommunikation mit Ämtern und Behörden. 

Präzision und hohe Qualität
Die hohe Qualität und Präzision von Fertighäusern überzeugt letztlich viele Interessenten. An einem herkömmlich gebauten Massivhaus greifen diverse Gewerke ineinander, viele Handwerker müssen gut miteinander arbeiten, was oft nicht reibungslos und zu Lasten der Qualität geht.  durch ihre hohe Qualität. Das Prinzip der „Alles-aus-einer-Hand“ birgt weit weniger Risiken und Fehlerquellen. Die industrielle Vorfertigung hat außerdem den Vorteil einer präzisen Bauausführung. 

Extrem kurze Bauzeit
Für Bauvorhaben gilt: Zeit ist Geld! Daher ist das Hauptargument FÜR ein Fertighaus für die meisten Interessenten die extrem kurze „Bauzeit“. Verglichen mit einem baugleichen Massivhaus ist der Unterschied in der Bauzeit frappierend. Bei einem Fertighaus lassen sich innerhalb weniger Tage, nachdem Keller oder Bodenplatte fertiggestellt wurde, die angelieferten Bauteile montieren. Dies geschieht üblicherweise in Holztafel- oder Holzständerbauweise. Die vorgefertigten Bauteile werden direkt auf der Baustelle zu einem bezugs- oder schlüsselfertigen Eigenheim montiert. Die Trockenzeiten entfallen, da für die Montage weder Mörtel noch Beton zum Einsatz kommen.

Fertighaus oder Massivhaus - Wo liegen die Nachteile eines Fertighauses?

Punkte, die gegen ein Fertighaus sprechen:

  • Geringer Gestaltungsspielraum
  • Geringe Wärmespeicherung der Wände 
  • Geringerer Wiederverkaufswert
  • Mangelnde Luftdichtigkeit 

Geringer Gestaltungsspielraum
Die ersten Fertighäuser, die einst angeboten wurden, waren „Häuser von der Stange“ mit wenig individuellem Spielraum. Die Gestaltungsmöglichkeiten wurden mit der Zeit umfangreicher; eine gewisse Grenze ist jedoch nach wie vor gesetzt. Es handelt sich eben nicht um ein individuell geplantes Einzelhaus. Individuelle Vorstellungen lassen sich demnach in Teilen durchaus umsetzen, was sich die Anbieter mit teils üppigen Aufpreisen vergüten lassen. 

Geringe Wärmespeicherung der Wände
Die Wände eines Fertighauses werden als Holzkonstruktionen ausgeführt und verfügen lediglich über eine geringe Fähigkeit zur Wärmespeicherung. Anders als ein Massivhaus heizt sich ein Fertighaus im Sommer schnell auf und kühlt im Winter auch schneller aus. Ein verminderter Schallschutz kann ein weiterer Nachteil dieser Bauweise sein. 
   
Geringerer Wiederverkaufswert
Individuell geplante und gebaute Massivhäuser haben gegenüber Fertighäusern einen deutlich höheren Wiederverkaufswert. 
Rechnerisch lässt sich nach dreißig Jahren für ein Fertighaus ein um 10 bis 15 Prozent geringerer Wiederverkaufswert erzielen als dieser für ein vergleichbares Massivhaus zu erzielen wäre.  

Mangelnde Luftdichtigkeit
Um die Wärmedämmung in den Zwischenwänden gegen Feuchtigkeit zu schützen, ist Luftdichtigkeit unverzichtbar. Präzises Arbeiten ist hingegen für die Prävention gegen Schimmel und erhöhte Energiekosten unabdingbar.

Fertighaus oder Massivhaus - Resümee: Welche Bauweise ist für Sie die richtige?

Wenn Sie nun all die Informationen Revue passieren lassen und in Ihre Entscheidung mit einbeziehen: Entscheiden Sie sich für ein Massivhaus oder für ein Fertighaus? Jede Bauweise hat Ihre Vor- und Nachteile: Letztlich werden Sie sich auch aufgrund Ihres persönlichen Geschmacks entscheiden, denn gerade bei allen langfristigen Projekten ist dies ein guter Indikator.

Fertighaus oder Massivhaus - Wie viele Fertighäuser werden in Deutschland gebaut?

Der Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (kurz BDF) gibt darüber Auskunft, wie sich das Kaufverhalten der Bauinteressierten in Deutschland über die letzten Jahre verändert hat. 1. Fazit: In  Deutschland werden immer mehr Fertighäuser gebaut!

In Zahlen
2017 erhöhte sich der Marktanteil der Holzfertigbauweise bei Ein- und Zweifamilienhäusern auf 19,3 Prozent. Aktuell liegt der Anteil an Immobilien aus Fertigbauweise so hoch wie nie zuvor. 

Mit 9.833 Häusern wurden im Zeitraum 01/2017 bis 06/2017 ganze 4,1 Prozent mehr Fertighäuser genehmigt als im Vergleichszeitraum 2016. Dem gegenüber gingen die Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser um 8,8 Prozent auf 50.846 Einheiten zurück. Regional sind Entwicklung sowie Marktanteil der Fertigbauweise selbstverständlich unterschiedlich. 

Bundesland Anteil Fertigbau in Prozent    
Baden-Württemberg    33,1 Prozent
Hessen 28,7 Prozent
Rheinland-Pfalz 25,2 Prozent
Nordrhein-Westfalen 13,3 Prozent
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