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Energetische Sanierung ganz neu gedacht - Energiesprong

Inhaltsverzeichnis

Energetische Sanierung, wie man sie bisher nicht kennt: preiswerter, schneller, komfortabler

Bis in die 1970er-Jahre dachte niemand im Wohnungsbau an Energieeffizienz. Die erste Ölpreiskrise 1973 brachte dann allgemein die Erkenntnis, dass Erdöl und fossile Heizenergie Wirtschaftsgüter sind, die zum einen immer teurer werden, zum anderen nicht in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen. Deshalb trat am 29. Juli 1976 das „Gesetz zur Einsparung von Energie in Gebäuden“ (EnEG) in Kraft – sozusagen die Stunde Null aller Energiesparmaßnahmen im Wohnungsbau. Heute hat sich der Erkenntnishorizont um das Wissen des Klimawandels erweitert. Weltweit werden Anstrengungen unternommen, um die weitere Erderwärmung aufzuhalten. Grund genug, auch Anstrengungen zu unternehmen, um die Energieeffizienz zu steigern und die damit verbundenen klimaschädlichen CO2-Emissionen signifikant zu reduzieren

Aus dieser Erkenntnis heraus entstand in den Niederlanden die Energiesprong-Idee – ein Konzept, mit dem Wohngebäude im Vergleich zur üblichen Sanierung 

  • bei niedrigeren Investitionskosten 
  • in bedeutend kürzerer Zeit
  • mit geringeren Belastungen der Bewohner durch Lärm, Schmutz und Stress sowie 
  • weniger Energiekosten energetisch modernisiert werden können. Nach erfolgter Sanierung beziehungsweise Modernisierung bietet das Gebäude erhöhten Wohnkomfort und ist energieneutral.

Energieneutralität bedeutet, dass das Gebäude im Jahresdurchschnitt die Energie selbst erzeugt, die für Heizung, Warmwasserbereitung und Strom der Bewohner benötigt wird. Es bedeutet darüber hinaus, dass im Sinne einer Warmmietenneutralität so viel an Energiekosten eingespart werden, dass dadurch die Investitionsumlage auf die Miete ausgeglichen wird. Somit wäre ein zentrales Ziel der Mietpreispolitik erreicht, dass eine Mieterhöhung aufgrund der Sanierungsmaßnahmen nicht erforderlich ist, die bei herkömmlicher Sanierungsweise derzeit bis zu 4 Euro je Quadratmeter und Monat betragen kann.

Energetische Sanierung - Die Großen Wohnungsunternehmen zuerst, damit es sich für die privaten Hausbesitzer anschließend ebenfalls lohnt

In Verbindung mit dem Erreichen der europäischen Klimaziele soll eine möglichst zügige Verbreitung des Konzeptes erzielt und damit ein neuer, tragfähiger Markt entwickelt werden. Deshalb ist auf Initiative der Deutschen Energieagentur (dena) die Energiesprong-Idee in der ersten Phase darauf ausgelegt, Wohnungsunternehmen mit einem großen Bestand an sanierungsbedürftigen Wohneinheiten zu gewinnen. Denn eine möglichst große Anzahl an Sanierungsprojekten steigert zum einen die Wirtschaftlichkeit der seriellen Bauelemente-Herstellung. Zum anderen werden damit am schnellsten bedeutsame Fortschritte bei der Reduzierung der Emissionen durch die drittgrößte CO2-Quelle, die privaten Haushalte, erzielt. Langfristig sollen durch die Marktentwicklung auch private Hauseigentümer das Angebot nutzen können.         

Hinsichtlich der Kostenkalkulation verfolgt das Energiesprong-Konzept ebenfalls einen neuen Ansatz: Eine Ausschreibung für eine Objektsanierung basiert nicht mehr auf den Kosten der Bauteile, sondern auf energetischen Performance-Kriterien, angelehnt an die „Fertigbauweise“ des Energiespron-Konzeptes. Bauunternehmen als angefragten Leistungsanbietern ist es somit letztlich freigestellt, wie und womit sie die geforderten Leistungswerte erzielen. Die Bilanzierung haben die Anbieter jedoch nachzuweisen und zu garantieren.

Energetische Sanierung durch Energiesprong - Bis zu 30 Jahre Qualitätsgarantie auf NetZero-Niveau

Eine entscheidende Besonderheit von Energiesprong ist die Verpflichtung auf eine bis zu 30 Jahre währende Qualitäts-, Funktions- und Energieeinspar-Garantie auf NetZero-Standard. Die dafür erforderlichen Überwachungs- und Instandhaltungs-Dienstleistungen sind über den vereinbarten Garantiezeitraum vom Anbieter beziehungsweise beauftragten Sub-Unternehmen zu erbringen. Mit dieser Qualitätsverpflichtung wird sichergestellt, dass 

  • die Energiebilanz von Erzeugung und Verbrauch auf Jahresebene ausgeglichen ist
  • die Sanierungskosten durch die Energieeinsparungen refinanziert werden
  • die Performance-Garantie die Refinanzierung sichert, indem über den Garantiezeitraum die Leistung auf gleichbleibendem Niveau überwacht und erhalten bleibt

Energetische Sanierung durch Energiesprong - Wie muss man sich das in der praktischen Umsetzung vorstellen?

Der Grundgedanke beruht auf einem digitalisierten Herstellungsprozess der zunächst weitgehend standardisierten Fassaden- und Dachelemente. Die Digitalisierung beginnt schon bei der Datenerhebung des zu sanierenden Gebäudes, indem es mittels eines 3D-Scanners millimetergenau vermessen wird. Die Daten dienen als Grundlage für die technische und optische Vorbereitung des Fassadenelements, das im Anschluss in einem weitgehend maschinellen Fertigungsprozess hergestellt wird. 

Anhand der errechneten energetischen Daten der Sanierung wird der Energiebedarf ermittelt. Darauf wird die Leistung der Haus- und Heiztechnik ausgelegt und in einem kompakten Energiemodul zusammengefasst, das u.a. mit den anschlussfertigen, mitgelieferten Solarmodulen der Dacheinheit verbunden wird.

Das bedeutet, dass die Dämmelemente

  • das ganze Gebäude einschließlich des Daches passgenau umschließen
  • aus hochwertigen Dämmstoffen bestehen
  • als Fassadenelemente – einschließlich der Fenster – fertig verputzt sind
  • als komplett gedämmte Dachelemente inklusive der anschlussbereit montierten Solar-Panels angeliefert werden

Das Energiemodul der Heiz- und Haustechnik arbeitet auf Basis einer Wärmepumpe. In dem Modul sind Warmwasserspeicher, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und die für die Photovoltaik erforderliche Elektronik enthalten. Die  in Fabriken seriell vorgefertigten Bauelemente werden am Sanierungsobjekt angeliefert und in wenigen Tagen/Wochen (je nach Objektgröße) installiert. Nur in diesem sehr begrenzten Zeitraum entstehen Beeinträchtigungen für die Bewohner.

Energetische Sanierung durch Energiesprong - Von der Serie zur Individualisierung: Industrie 4.0 macht’s möglich

Nach mehreren erfolgreich abgeschlossenen Pilotprojekten sind in der gegenwärtigen Phase Wohnungsunternehmen unter aktiver Beteiligung der bundeseigenen dena dabei, Bestandsimmobilien in größerem Umfang mit dem Energiesprong-Konzept energetisch zu sanieren. Ziel ist es, gemeinsam Erfahrungen für eine weitere Etablierung im Wohnungsbaumarkt zu sammeln. Hierfür sind zunächst Gebäude in Arbeit, die sich neben der energetischen Sanierung auch wegen ihrer weniger anspruchsvollen Außengestaltung für eine optische Aufwertung am besten eignen. 

Wenngleich die nach Energiesprong-Konzept angefertigten Fassaden gegenwärtig den seriellen Fertigungscharakter nicht verleugnen können, sind sie dennoch optisch ansprechend gestaltet. Mit den Möglichkeiten der fortschreitenden digitalisierten Fertigung (Industrie 4.0) lassen sich zunehmend individuelle Wünsche bei der Fassadengestaltung berücksichtigen. Zudem wird auch der Wohnimmobilien-Markt und deren Teilnehmer, vom Planer über den Generalübernehmer bis zu Zulieferern von der Energiesprong-Idee geprägt werden. Demnach wird sich das Marktangebot verstärkt auf die Energiesprong-Anforderungen einstellen, so dass langfristig auch private Wohnimmobilien-Besitzer davon profitieren werden.

Energetische Sanierung durch Energiesprong - Ein Wermutstropfen für Besitzer von denkmalgeschützten Wohnhäusern

Private Besitzer von sanierungsbedürftigen Mehrfamilienhäusern können  damit rechnen, dass sie in absehbarer Zeit das Energiesprong-Konzept ebenso wie die großen Wohnungsgesellschaften nutzen können. Im weiteren Verlauf sind sogar kleinere Wohneinheiten wie zum Beispiel Einfamilienhäuser von dieser „Verpackungskunst“ nicht ausgeschlossen. Für Wohnhäuser jedoch, die insbesondere unter Fassaden-Denkmalschutz stehen, ist die Verwirklichung der Energiesprong-Kozeption leider ungeeignet.

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