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Wie wird der Dämmstoff Glaswolle richtig entsorgt?

Inhaltsverzeichnis

Was ist Glaswolle?

Glaswolle wird gemeinsam mit Stein- und Schlackewolle unter dem Überbegriff Mineralwolle zusammengefasst.

Mineralwolle ist eine Gruppe künstlicher Mineralfasern (KMF), die aus Gesteins-, Schlacke- oder – wie im Fall von Glaswolle – aus Glasschmelzen hergestellt werden. Diese synthetisch produzierten anorganischen Fasern dienen unter anderem als Dämm- und Isoliermaterial beim Hausbau.

Glaswolle besteht aus Altglas, Quarzsand, Soda und Kalkstein, wobei das Altglas mit 70 Prozent den größten Anteil am Gemenge ausmacht. Zur Herstellung der Glaswolle werden die Grundmaterialien unter Zugabe von Binde- und Imprägniermitteln geschmolzen und anschließend zerfasert. Die so entstehenden langen, zarten Fasern werden gesammelt, verdichtet und entweder als weiches und formbares Glaswoll-Vlies verkauft oder als härtere Glaswolle-Platten verkauft.

Für die Herstellung von Mineralwolle – und somit auch für die Herstellung von Glaswolle – wird ein RAL Gütezeichen vergeben.

RAL Gütezeichen Das RAL Gütezeichen „Erzeugnisse aus Mineralwolle“, das seit 1999 vergeben wird, steht für die regelmäßig neutral überwachte hohe Qualität und Sicherheit von Glas- und Steinwolle-Produkten. Es bestätigt die nachgewiesene gesundheitliche Unbedenklichkeit der Dämmstoffe. RAL ist die Abkürzung für Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen.

Wie unterscheidet sich Glaswolle von Steinwolle?

Glas- und Steinwolle sind zwar beides Mineralwollen, aber sie setzen sich aus unterschiedlichen Materialien zusammen und haben unterschiedliche Eigenschaften.

Während Glaswolle überwiegend aus Altglas besteht, werden zur Herstellung von Steinwolle maximal 25 Prozent Altglas verwendet – wenn überhaupt. Überwiegend wird Steinwolle aus Basalt, Dolomit, Kalkstein oder Spat gewonnen.

Steinwolle hat im Gegensatz zu Glaswolle ein höheres Eigengewicht und ein höheres akustisches Dämmvermögen. Zudem leitet sie die Temperatur langsamer. Dafür ist Steinwolle weniger elastisch. Dämmplatten aus Steinwolle sind somit zwar druckfester, können aber weniger komprimiert werden und sind weniger flexibel.

Sowohl Glas- als auch Steinwolle gelten als nicht brennbar. Steinwolle ist jedoch hitzebeständiger als Glaswolle; bis zu 1000 Grad Celsius. Glaswolle hingegen beginnt bei 700 Grad Celsius zu schmelzen.

Was ist Schlackenwolle?

Ebenso wie Glas- und Steinwolle zählt auch Schlackenwolle zu den Mineralfaser-Dämmstoffen. Für die Herstellung wird modifizierte Hochofenschlacke verwendet und zu künstlichen Mineralfasern (KMF) gesponnen. Darüber hinaus können Schwermetalle und krebsverdächtige Fasern enthalten sein. Schlackenwolle darf heute deshalb kaum noch eingesetzt werden.

Ähnlich wie andere Mineralfaser-Produkte, ist auch Schlackenwolle nicht brennbar, hat gute Wärme- und akustischen Dämmeigenschaften, ist elastisch und wasserunlöslich.

Wofür wird Glaswolle verwendet?

Glaswolle hat gute Wärmedämmeigenschaften, absorbiert Schall und ist hitzebeständig. Sie wird deshalb gerne als Material für den Wärme-, Schall- und Brandschutz von Gebäuden verwendet. Dort kommt Glaswolle

  • als Dämmung von Außen- und Innenwänden,
  • als Zwischen- oder Aufsparrendämmung von Dächern
  • und als Trittschalldämmung in Geschossdecken zum Einsatz.

Nicht eingesetzt werden darf Glaswolle

  • als Außendämmung bei einem Umkehrdach, bei dem die Abdichtung unter der Dämmung liegt
  • als Außendämmung einer Wand hinter einer Abdichtung

als Perimeterdämmung, also als Wärmedämmung erdberührter Bauteile

Was sind die Vor- und Nachteile von Glaswolle als Dämmmaterial?

Vorteile von Glaswolle als Dämmmaterial:

  • preisgünstig
  • wirkungsvoll
  • hitzebeständig (bis etwa 700°C)
  • schimmelresistent
  • wasserabweisend
  • lange Lebensdauer
  • wiegt wenig
  • ist leicht und genau zu verarbeiten
  • vielseitig einsetzbar (als Brand-, Schall-, Wärmeschutz)
  • im Normalfall ist die fertige Glaswolle nicht unbedenklich für die Umwelt

Nachteile von Glaswolle als Dämmmaterial:

  • die Produktion von Glaswolle hat umweltschädliche Auswirkungen (Abbau von Sand, hoher Energieverbrauch, Einsatz von Mineralöl und giftigen Stoffen als Bindemittel)
  • gerät Mineralwolle in Brand, werden die giftigen Bindemittel freigesetzt und gelangen in die Umwelt
  • kein guter Feuchtigkeitsausgleich
  • Glaswolle muss über die Deponie entsorgt werden
  • Glaswolle kann nicht überall an einem Gebäude eingesetzt werden

Geht von Glaswolle eine Gesundheitsgefahr aus?

Die Frage, ob Glas gesundheitsschädigend ist oder nicht, muss differenziert betrachtet werden, denn für Glaswolle, die vor 1995 verbaut wurde, gilt eine andere Antwort als für Glaswolle, die danach Anwendung fand.

Vor 1995 hergestellte Glaswolle besteht aus sehr kleinen Fasern, die lungengängig sind. Sie können eingeatmet, aber nicht wieder komplett abgehustet oder anderweitig aus dem Körper ausgeschieden werden. Diese „alte“ Glaswolle stellt deshalb ein Gesundheitsrisiko dar und ist als krebserregend eingestuft – ähnlich wie der Baustoff Asbest.

Ab 1995 mussten alle Produkte aus Mineralwolle und somit auch Glaswolle mit Einzelnachweisen freigezeichnet werden. Seit 1999 gibt es durch das RAL Gütezeichen eine RAL-Überwachung für Erzeugnisse aus Mineralwolle.

Dennoch konnte die alte Mineralwolle auch nach 1995 weiterhin verkauft und verbaut werden. Erst seit dem 1. Juli 2000 darf nur noch Mineralwolle in den Handel gebracht und eingesetzt werden, die strenge Kriterien erfüllt und gesundheitlich unbedenklich ist. Die sogenannte biolösliche oder „neue“ Mineralwolle gilt als nicht krebsverdächtig.

Schlackenwolle ist fast vollständig vom Markt verschwunden, da sie weiterhin als gefährlich für die Gesundheit gilt. Sie kommt nur noch teilweise im Behälter- oder Anlagenbau und als Stopfwolle zum Einsatz.

Achtung! Nach den Technischen Regeln für Gefahrstoffe TRGS 905 werden in Deutschland die „neuen“ Mineralwolleprodukte als nicht reizend eingestuft. Trotzdem stehen in den Sicherheitdatenblättern von Mineralwolleprodukten Hinweise zur reizenden Wirkung bei Kontakt mit Haut, Schleimhaut oder Augen. Tragen Sie deshalb immer eine entsprechende Schutzkleidung, wenn Sie Mineralwollprodukte wie Glaswolle verarbeiten.

Wie finde ich heraus, ob die verbaute Mineralwolle gefährlich ist?

Zwar darf die alte, als gefährlich eingestufte Mineralwolle heute nicht mehr verkauft werden, dennoch kann es sein, dass in Ihrem Haus noch alte Glas-, Stein- oder Schlackenwolle verbaut ist. Das hängt unter anderem davon ab, wann das Haus gebaut wurde – ob vor Juli 2000 oder danach – und ob das Dach seitdem schon einmal saniert worden ist.

Um das zu prüfen, sehen Sie sich am besten alle Unterlagen durch, die es zu Ihrem Haus gibt. Wenn Sie sich unsicher sind, konsultieren Sie eine Fachfrau beziehungsweise einen Fachmann.

Wann ist Glaswolle im Dach ein Gesundheitsrisiko?

Wenn die Glaswolle im Dach eingebracht und durch eine Dampfbremse sowie eine Innenverkleidung abgeschottet wird, findet keine Beeinträchtigung der Gesundheit statt – auch wenn die Glaswolle vor 1995 hergestellt wurde. Erst wenn die Folien oder Verkleidungen beschädigt wurden und die Glaswolle frei liegt oder die Glaswolle entfernt werden soll, müssen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Welche das sind, können Sie im nächsten Abschnitt lesen.

Wie entferne und entsorge ich Glaswolle? – Schritt für Schritt

Im eingebauten Zustand birgt Glaswolle keine Gefahren, sofern der Einbau fachgerecht erfolgt ist. Nur bei der Verarbeitung oder Entfernung sowie Entsorgung von Glaswolle gilt es ein paar besondere Regeln zur Sicherheit zu beachten. Denn die Fasern der Glaswolle können bereits bei geringer Berührung brüchig werden und als Staub in die Atmosphäre gelangen.

Folgende Punkte sind bei der Entfernung und dem Austausch von Glaswolle wichtig:

  • Schutzkleidung: Zum Wechsel oder der Entfernung von Glaswolle sollten sie einen Mundschutz, Handschuhe, eine Schutzbrille, eine Kopfbedeckung und einen Schutzanzug für den ganzen Körper tragen.
  • Aufwirbelung und Freisetzung von Fasern vermeiden: Gehen Sie vorsichtig mit der Glaswolle um, damit Sie eine Aufwirbelung der Fasern vermeiden. Sie sollten die Glaswolle weder werfen noch zerreißen, da ansonsten zahlreiche Fasern freigesetzt werden. Nutzen Sie besser ein Cuttermesser zur Bearbeitung.
  • Raum reinigen und lüften: Wenn Sie mit der Arbeit fertig sind, reinigen Sie alle Bereiche, in die Fasern von der Glaswolle gelangen konnten mit einem Staubsauger und lüften Sie danach ausgiebig.
  • Sich selbst waschen: Reinigen Sie auch sich selbst nach getaner Arbeit, indem Sie die Fasern gründlich mit Wasser abwaschen.
  • Glaswolle geschützt aufbewahren: Damit sich keine Parasiten oder Mäuse in der Glaswolle einnisten und die Fasern überall mithin tragen, sollten Sie die Glaswolle gut einpacken, bevor Sie diese lagern.
  • Quittungen aufbewahren: Quittungen, die zeigen, welche Glaswolle Sie gekauft haben, können relevant werden, wenn Sie Ihr Haus irgendwann einmal verkaufen und zeigen möchten, dass nur noch neue Glaswolle verbaut ist. Auch die Umweltschutzbehörde und das Bauamt können einen Nachweis verlangen.

Folgende Punkte sollten Sie bei der Entsorgung von Glaswolle beachten:

  • Glaswolle gesondert entsorgen: Glaswolle gehört nicht in die Restmülltonne oder herkömmliche Müllsäcke. Stattdessen müssen Sie das Abfallmaterial direkt luftdicht in spezielle KMF-Säcke verpacken, die Sie im Fachhandel oder im Internet erhalten. In diese Säcke dürfen Sie nur Glaswolle packen, anderer Baustellenabfall ist getrennt zu entsorgen. Fallen größere Mengen an Glaswolle an, können Sie auch spezielle Container für die Entsorgung kommen lassen. Auch hier gilt: Glaswolle nicht mit anderem Abfall vermischen.
  • Glaswolle zum Wertstoffhandel bringen: Haben Sie die Glaswolle in KMF-Säcke verpackt, müssen Sie diese zur Entsorgung zu einem Wertstoffhof bringen. Dort werden die Abfälle zur Sicherheit überprüft.
  • Quittungen und Nachweise aufbewahren: Um eine fachgerechte Entsorgung nachweisen zu können, sollten Sie die Quittung für die KMF-Säcke oder den Container aufbewahren.

Wie viel kostet die Entsorgung von Glaswolle?

Eine pauschale Angabe zu den Kosten für die Entsorgung von Glaswolle kann nicht gemacht werden. Die genauen Preise können Sie bei Ihrem Wertstoffhof in Erfahrung bringen.

Hinweis Alte Glaswolle, die vor 1995 hergestellt wurde, darf nur von speziellen Unternehmen entsorgt werden. Die Kosten dafür sind deshalb höher als die Kosten für die Entsorgen neuer Glaswolle.

Grundsätzlich fallen folgende Kostenpunkte an:

  • Kauf der KMF-Säcke
  • Abholung der KMF-Säcke (alternativ können Sie diese auch selbst zur Deponie bringen)
  • Containerpauschale (falls Sie große Mengen zu entsorgen haben)
  • Entsorgungsgebühr (richtet sich nach dem Gewicht der Glaswolle)
Tipps

Da sich die Entsorgungsgebühr nach dem Gewicht richtet, können Sie Kosten sparen, indem Sie die Glaswolle bis zur Entsorgung trocken lagern. Denn saugt sie sich einmal mit Wasser voll, wird sie sehr schwer.

Erbeten Sie immer einen Beleg für die fachgerechte Entsorgung der Glaswolle und heben Sie diesen gut für den Fall auf, dass Sie ihn der Umweltschutzbehörde oder dem Bauamt vorlegen müssen.

Dieser Expertenartikel wurde mit großer Sorgfalt von der Immoportal.com Redaktion geprüft. Unser Anspruch ist es, fachlich fundiertes Wissen zu veröffentlichen. Dennoch kann es sein, dass inhaltliche Fehler nicht entdeckt wurden oder der Inhalt nicht mehr dem aktuellen Gesetzesstand entspricht. Finden Sie Fehler, freuen wir uns, wenn Sie uns Bescheid geben. Wir werden die Informationen dann umgehend berichtigen.
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