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Was ist Asbest?

Inhaltsverzeichnis

Asbest steht für verschiedene mineralische und chemisch beständige Naturfasern, die in der Umwelt vorkommen und reich an Kieselsäure sind. Die Eigenschaften des Asbest machten ihn zu einem gefragten und leicht zu verarbeitenden Baustoff, sowohl für den privaten als auch den industriellen Bereich. Beispiele für die gute Verarbeitbarkeit des Asbest sind neben einer hohen Elastizität seine Zug- und Reißfestigkeit, seine gute Dämmwirkung, seine Unempfindlichkeit gegenüber Hitze sowie die Eigenschaft, nicht brennbar zu sein. Seit den 1930er Jahren wurde Asbest für eine Reihe von Produkten wie beispielsweise Bodenbeläge, Zement und Dachabdeckungen eingesetzt.

Was macht Asbest so gefährlich?

Dass Asbest zu den krebserregenden Stoffen zählt, wurde bereits vor längerer Zeit festgestellt. Aufgrund seiner ohnehin feinen Fasern hat Asbest darüber hinaus die Eigenschaft, sich in weitere, noch feinere Fasern zu zerteilen. Diese Fasern spalten sich längs auf und können auf diese Weise sehr leicht eingeatmet werden. Wurden Asbest-Fasern erst einmal eingeatmet, können diese das Lungengewebe reizen und das fatale daran ist: Sie verbleiben in der Lunge.

Bereits 1936 wurde die Lungenkrankheit Asbestose als Berufskrankheit anerkannt. Darüber hinaus ist heute auch anerkannt, dass ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko für Arbeitsplätze besteht, die eine hohe Freisetzungswahrscheinlichkeit von Asbestfasern mit sich bringen. Die Zeit zwischen dem Einatmen von Asbest und dem tatsächlichen Ausbruch der Asbestose beträgt nicht selten bis zu 30Jahre. Anträge auf Anerkennung einer durch Asbest verursachten Berufskrankheit sind daher auch heute noch sehr hoch, obwohl Asbest weitestgehend aus unserem Alltag verschwunden ist.

Wo und zu welcher Zeit wurde Asbest vermehrt eingesetzt?

Seit circa 1930 wurde Asbest in Deutschland so häufig verwendet wie kein zweiter Werkstoff. Von 1950 – 1985 wurden circa 4,4 Millionen Tonnen Asbest zu weit über 3.000 verschiedenen Produkten verarbeitet. In den 1960er und 1970er Jahren wurden in West- und Ostdeutschland zahlreiche Gebäude mit Asbestzement oder anderen asbesthaltigen Baustoffen errichtet. 

Am 31. Oktober 1993 kam das finale Aus für Asbest. Verboten wurde sowohl die Verwendung als auch das Inverkehrbringen von Asbest sowie allen asbesthaltigen Produkten.

Welche Produkte und Baustoffe sind asbesthaltig und problematisch?

Asbest ist heute noch in Wohnungen, der Umwelt sowie in vielen Haushalten zu finden. Vor dem Verbot von 1993 war Asbest oft in langlebigen Bauprodukten und anderen angewandten Produkten enthalten beziehungsweise verwendet worden. Zwischen schwach gebundenen und fest gebundenen Asbestprodukten wurde schon lange Zeit unterschieden. Die Annahme allerdings, dass lediglich von schwach gebundenem Asbest eine Gefahr ausgehe, hielt sich hartnäckig.  

Heute gibt es gesicherte Erkenntnisse darüber, dass aus fest gebundenen Asbestprodukten ebenso Fasern entweichen können, was zu folgender Erkenntnis im Umgang mit diesen Produkten führte: In erster Linie lässt sich das Faserfreisetzungspotenzial von Asbest durch die Art der Bearbeitung beeinflussen.

Der sogenannte Spritzasbest wurde vorwiegend in Groß- oder Industriebauten eingesetzt und enthält, je nach Art des Spritzverfahrens, eine unterschiedlich hohe Konzentration von Asbest. Beim trockenen Spritzverfahren liegt die Asbestkonzentration bei bis zu 90 Prozent, beim nassen Spritzverfahren liegt sie zwischen zwanzig und vierzig Prozent. Häufig wurde Spritzasbest, der auch heute noch oft der Grund für aufwändige Sanierungen ist, unter anderem als Brand- und Hitzeschutz an tragenden Stahl-Elementen innerhalb von Großbauten verwendet. 

Wie unterscheidet sich schwach gebundener von fest gebundenem Asbest?

Schwach gebundener Asbest
Produkte, in denen Asbest schwach gebunden ist, wie im Beispiel des Spritzasbest, sind besonders problematisch. Durch Alterung und Erschütterung können sich die Asbestfasern aus den Produkten besonders leicht herauslösen. 

Teilweise enthalten sowohl Nachtspeicheröfen als auch Vinyl-Bodenbeläge schwach gebundenen Asbest. Sogenannte „Cushion-Vinyl-Beläge“ sind vornehmlich aus den 1960er Jahren stammende Bodenbeläge, die eine Asbest-Trägerpappe enthalten, welche aus bis zu 90 Prozent schwach gebundenem Asbest besteht. Selbst für Experten sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Bodenbelägen allerdings nur schwerlich feststellbar. So kommt es beispielsweise leicht zu einer Verwechslung zwischen einem Cushion-Vinyl-Belag und einem asbestfreien Bodenbelägen aus PVC. Auch Floor-Flexplatten enthalten beispielsweise fest gebundenen Asbest. Zu aufwändigen Sanierungen aufgrund schwach gebundenen Asbests in öffentlichen und Verwaltungsgebäuden, kam es in den 1980er und 1990er Jahren.

Fest gebundener Asbest
Es gibt, im Gegensatz zu Produkten mit schwach gebundenem Asbest, auch sogenannte Asbestzementprodukte, in denen Asbest fest eingebunden ist. Dies trifft unter anderem auf Kabelkanäle, Fliesenkleber, Dachplatten, Putze, Spachtelmassen, Blumenkästen oder Fallrohre zu, um nur einige Beispiele zu nennen. In fest gebundener Form wurde Asbest auch für Bodenbeläge, Vinyl-Asbest-Fliesen, Flex- oder Floor-Flex-Platten verwendet. In diesen Produkten beträgt der Anteil des fest gebundenen Asbests rund 15 Prozent. Ein zusätzliches Problem stellte hier der Monatgekleber, explizit der schwarzbraune Bitumenkleber, dar. Dieser konnte ebenfalls Asbest enthalten und wurde sehr häufig verwendet. 

Bei normaler Nutzung geht von fest gebundenen Asbestprodukten und Asbestzement keine Gesundheitsgefahr aus. Solange die Produkte gebrauchstauglich und augenscheinlich intakt sind, sie keinen mechanischen oder thermischen Einwirkungen ausgesetzt sind und es zu keiner Freisetzung von Asbestfasern kommt, besteht kein Grund zur Besorgnis. Gefährlich werden kann es jedoch sehr schnell, wenn asbesthaltige Produkte unsachgemäß mechanisch bearbeitet oder zerstört werden. Hierzu zählen Arbeiten wie brechen, zerschlagen, schleifen, bohren, fräsen oder sägen. Bei unsachgemäßer Bearbeitung von Asbestzementprodukten kann es zur Freisetzung einer größeren Menge Asbestfasern kommen. Eine besonders kritische Bearbeitung ist das großflächige Abstemmen von Materialein sowie deren Abschleifen. Gemäß aktuellen Untersuchungen stellt es hingegen kein erhöhtes Risiko dar, in asbesthaltigen Putz ein Loch zu bohren. 

Das Problem im Umgang mit Asbest, vor allem im Hinblick auf Sanierungen und Renovierungen, sind fehlende Informationen darüber, wo Asbest verbaut sein könnte.

Schwach und Fest gebundene Asbestprodukte im Vergleich

  Schwach gebundene
Asbestprodukte
Fest gebundene Asbestprodukte
(Asbestzementprodukte)
Anteil Asbest meist > 60 % circa 10 – 15 %
Dichte < 1.000 kg/m³ mindestens 1.400 kg/m³

Ist Asbest lediglich in Deutschland verboten?

Asbesthaltige Produkte herzustellen oder Asbest in den Verkehr zu bringen, ist in Deutschland bereits seit 1993 verboten. In den meisten Industrieländern ist Asbest inzwischen verboten. Ein umfassendes Verbot für die gesamte Europäische Union wurde im Jahre 2005 erlassen. In Ländern wie Russland, China oder Indien sowie zahlreichen Schwellen- und Entwicklungsländern wird Asbest nach wie vor eingesetzt beziehungsweise verarbeitet. Ersatzstoffe sind oft um einiges teurer als Asbest, darüber hinaus wird die Gefahr, die von Asbest ausgeht, von den Verantwortlichen verharmlost oder gar ignoriert. 

Zu den weltweit bedeutendsten Produzenten von Asbest oder asbesthaltigen Produkten zählen Kasachstan, Brasilien, Russland und China. Für ein weltweites Verbot von Asbest setzt sich in erster Linie die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) aber auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein. 

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