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Was versteht man unter einem Giebel?

Inhaltsverzeichnis

Der Giebel bezeichnet den oberen Wandteil eines Gebäudes, der an Dachüberstände oder Dachkanten angrenzt, der über das Dach hinausragt oder über der Traufe liegt. Giebel, die über das Dach hinausragen, nennt man auch Freie Giebel, Schild- oder Scheingiebel. Der Begriff Giebelwand wiederum benennt die giebelseitige Fassadenwand, die häufig auch als Stirnseite bezeichnet wird, da sie üblicherweise schmaler ist als die Längsseiten des Gebäudes.

Der Giebel ist in der europäischen Architektur eines der bedeutendsten und ältesten Elemente. Zwischen Giebel und Dach verläuft die sogenannte Schnittlinie, die, wie auch der giebelseitige Dachüberstand, als Ortgang bezeichnet wird. Im Deutschen ist das Wort des Giebels bereits seit dem 10. Jahrhundert verzeichnet. Die exakte Herkunft des Wortes ist allerdings nicht gesichert. Im Althochdeutschen hieß es gibil, im Mittelhochdeutschen gibel

Interessant Unter dem Ziergiebel versteht man neben dem verzierten, geschmückten Giebel auch die verkleinerte Zierform eines Giebels. 

Welche Formen und Ausführungen von Giebeln sind bekannt?

Übersicht Giebelformen und deren Ausführungen

Fachterminus     Beschreibung
Staffelgiebel, auch Stufen- oder Treppengiebel Charakteristisch für einen Staffelgiebel ist die seitlich abgetreppte Kontur. Diese Form entstand zunächst aus technischen Gründen der Dacheindeckung. Durch die in der Renaissance mit Voluten geschmückten, gestaffelten Giebel leitete sich der Begriff des Volutengiebel ab. 
Dreiecksgiebel (auch Pediment, Tempelgiebel, Fronton, Ziergiebel)

Den flachen Dreiecksgiebel kennzeichnet eine gesprengte, verkröpfte Ausführung. Verdachungen über Türen und Fenstern sowie deren Bekrönung als sogenannte Ziergiebel zählen zu den zahlreichen Variationen des Dreiecksgiebels.

Volutengiebel Ein Volutengiebel ist seitlich eingerahmt von sogenannten Voluten. In der Renaissance dienten Voluten als Ornamente, die zwischen senkrechten und waagerechten Bauteilen vermittelten.
Schweifgiebel Der Schweifgiebel, alternativ geschweifter Giebel, hat, wie der Name bereits verrät, einen Umriss in geschweifter Form.
Gesprengter Giebel Das Mittelteil ist beim Gesprengten Giebel ausgespart und die Seiten des Giebels sind nicht vollständig bis ganz nach oben geführt. Diese Ausführungsmerkmale des Giebels sind stets mit einer bestimmten Giebelform verknüpft.
Schein- oder Blendgiebel Die Form des Scheingiebels, auch Blendgiebels, nimmt zur Dachform oder Neigung keinerlei Bezug. 
Verkröpfter Giebel Charakteristisch für die Form des Verkröpften Giebels ist das gegenüber den Seitenteilen zurück- oder vortretende Mittelteil. Diese Ausführungsmerkmale des Giebels sind stets mit einer bestimmten Giebelform verknüpft.
Schweifwerkgiebel Mit dem Begriff des Schweifwerkgiebels wird ein mit Schweifwerk dekorierter Giebel bezeichnet.

Zum Teil wurden die hier beschriebenen Formen und Ausführungen der einzelnen Giebel in der Architektur des Historismus im 19. Jahrhundert wieder aufgegriffen.

Wofür steht der Giebel, wovon hängt seine Beschaffenheit ab?

Das Motiv eines Giebels ist teils die Bekrönung von Bauteilen wie Fenster, Türen oder Portalen. Springen Bauglieder hervor, wird dies auch als Verdachung bezeichnet. Der Giebel, einst dekoratives Element, verlor diese Bedeutung in der modernen Architektur, in der er meist schlicht ausgeführt ist.

Stark abhängig ist die Form eines Giebels von der Form beziehungsweise Konstruktion des jeweiligen Daches und dessen Dachneigung (flach, spitz oder steil). In den allermeisten Fällen einfacher Dachkonstruktionen überragt die Dachfläche die Giebelwand und der Giebel folgt der Kontur des Daches. 

Giebelformen entsprechend der Dachform beziehungsweise Dachneigung:

  • Klassisches Giebeldreieck: Diese Giebelform entsteht beispielsweise bei der gängigen Form des Satteldaches 
  • Flach- oder Spitzgiebel: Je nach Dachneigung (flach = Flachgiebel und spitz = Spitzgiebel) 
  • Segmentgiebel beziehungsweise Rundgiebel: Gemäß der Dachform (vorwiegend bei Tonnendächern) halbrund.
  • Ein Knickgiebel ist der Dachform entsprechend in mehrere Winkel gebrochen. 
  • Zwerchgiebel (Quergiebel): Dieser Giebel steht im rechten Winkel zum Giebel des Hauptdaches
  • Frontspitz: So wird ein Giebel über einem hervorspringenden Gebäudeteil genannt. 
  • Schildgiebel (Freier Giebel): Dieser Giebel steht vor der Dachfläche. Das Dach schließt von hinten an den Giebel an, der so höher als das Dach geführt wird und eine eigenständige Form erhält. 
  • Schein- oder Blendgiebel: Diese vorgesetzten Giebel nehmen keinen Bezug zur jeweiligen Dachform oder Dachneigung. Es handelt sich jedoch auch in einem anderen Fall um einen Scheingiebel: Ist der Giebel deutlich größer als das dahinterliegende Dach.

Weitere Fachbegriffe rund um den Giebel

Die Giebelähre ist eine Verzierung auf Turm- und Giebelspitzen, die einer Ähre nachempfunden ist. In der Renaissance und im Mittelalter waren Giebelähren aus gebranntem Ton oder aus Eisen gefertigt worden.

Die Giebelblume ist die Bezeichnung für eine stilisierte Blume, die, oft mit Figuren, Abzeichen und Symbolen verbunden, insbesondere in der Gotik zur Bekrönung von Dachfirsten und Giebeln diente. 

Der Giebelbogen bezeichnet einen Spitzbogen mit geraden Bogenschenkeln. Dieser Giebelbogen spielte vor allem in der angelsächsischen und romanischen Ornamentik eine Rolle.   

Der Giebelfuß bezeichnet eine untere waagerechte Begrenzungslinie, wie zum Beispiel im Falle des Giebelfußgesims. 

Das Giebelgebänk ist der alte Name für einen Ziergiebel  

Das Giebelgesims ist ein Gesims, welches dem schräg ansteigenden Ortgang (Giebelschenkel) folgt.  

Der Giebelreiter ist ein Dachaufbau, der häufig in Form eines kleinen Turmes auf dem Giebel aufsitzt (daher auch Dachreiter). Häufig ist der Giebelreiter an historischen Rathäusern zu sehen und gilt als Merkmal städtischer Profanbauten.

Der Giebelspieß ist vor allem im schweizerischen Holzbau zu finden und bezeichnet über die Giebelspitze hinaus hochgeführte Holzständer.

Die Giebelspitze, bezeichnet den höchsten Punkt eines Giebels und wurde dementsprechend besonders geschmückt, gestaltet oder betont. 

Die Giebelzinne kann ein antikes Architekturelement zur Bekrönung von Giebeln (Akroterion) bezeichnen, wie auch dessen Nachbildung einer auf die Antike folgenden Epoche. 

Als Pferdeköpfe bezeichnet man nach oben verlängerte Windbretter. Diese kreuzen sich vor dem First und sind in Form von Pferdeköpfen gestaltet.

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