Fassadenschäden frühzeitig erkennen: Präventive Maßnahmen für Immobilienbesitzer

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Aktualisiert: 03.07.2025
Inhaltsverzeichnis

Warum ist Prävention so wichtig?

Ein Riss im Putz oder ein dunkler Fleck an der Wand mag zunächst harmlos erscheinen – doch dahinter kann sich bereits ein größeres Problem verbergen. Denn dringt einmal Feuchtigkeit in die Hausfassade ein, kann das kurz- und langfristige Schäden an der Bausubstanz verursachen. Besonders gefährlich sind hier Frost-Tau-Wechsel: Wie bei Schlaglöchern in der Straße dehnt sich das eingedrungene Wasser in der Fassade bei Minusgraden aus und kann den Putz förmlich aufsprengen.

Eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt, dass regelmäßige Inspektionen und Wartungen die Lebensdauer von Bausubstanzen um ein Vielfaches erhöhen können. So können Sie im besten Fall sogar kostspielige Komplettsanierungen vermeiden.

Nicht nur ältere Gebäude sind betroffen: Auch bei Neubauten können witterungsbedingte Einflüsse oder Ausführungsfehler bereits frühzeitig Schäden verursachen. Deshalb sollten Sie unabhängig vom Baujahr regelmäßig präventiv tätig zu werden. Besonders in Regionen mit starken jahreszeitlichen Schwankungen ist die Beanspruchung der Fassade besonders hoch.

Die 5 häufigsten Warnzeichen: Diese Symptome an der Hausfassade sollten Sie ernst nehmen

Oftmals schreiben Immobilienbesitzer die ersten Warnzeichen als kleine ästhetische Mängel ab und kümmern sich nicht weiter darum. Folgende 5 Indikatoren für Schäden an der Hausfassade sollten Sie sich jedoch unbedingt genauer anschauen:

 

1. Verfärbungen und Flecken

Dunkle Stellen an der Fassade deuten häufig auf Feuchtigkeit, Algen- oder Pilzbefall hin. Die Organismen fühlen sich in feuchten Bedingungen besonders wohl und können die Oberfläche angreifen und den Verschleiß vorantreiben. Die Flecken sind nicht nur optisch ausladend, sondern weisen auch darauf hin, dass die Bausubstanz nicht die nötige Trocknungsfähigkeit besitzt.

2. Rissbildung

Risse treten in verschiedensten Formen auf und können auf unterschiedliche Mängel hinweisen:

  • Haarrisse im Putz sind meistens nur oberflächlich, Sie sollten diese trotzdem regelmäßig überprüfen.

  • Senkrechte und waagerechte durchgehende Risse können bis ins Mauerwerk reichen und ein Indikator für Setzungen oder Spannungen in der Architektur sein.

  • Besonders kritisch sind diagonale Risse, die meist an den Ecken von Fenstern oder Türen entstehen. Sie treten häufig auf, wenn sich das Gebäude leicht bewegt, beispielsweise durch Baufehler oder unterschiedliche Bodenverhältnisse. 

    Hinweis: Bei dieser Art von Rissen sollten Sie einen Experten aufsuchen, der die Lage fachkundig für Sie einschätzt.

3. Abplatzungen und Abblätterungen

Dringt Feuchtigkeit in die Wand ein, löst sich der Putz oder die Farbe ab. Diese Art von Schäden tritt häufig nach Frostperioden auf und ist ein klares Indiz dafür, dass die Schutzfunktion der Fassade beeinträchtigt ist.

 

4. Ausblühungen/Salzablagerungen

Wenn Sie weiße, kristalline Ablagerungen – sogenannte Salzausblühungen – auf Ihrem Mauerwerk sehen, haben Sie wahrscheinlich ebenfalls Feuchtigkeit in der Wand. Die Salzkristalle entstehen, indem das Wasser die gelösten Salze aus dem Inneren der Fassade an die Oberfläche transportiert.

5. Algen- und Moosbefall

Die typischen grünen und schwarzen Beläge auf der Hausfassade deuten auf einen biologischen Befall von Algen oder Moos hin. Meistens kommen diese Ansiedlungen an feuchten und schattigen Bereichen vor und schädigen – wenn unbehandelt – den Putz langfristig. Jedoch gibt es gute Möglichkeiten, dem Befall vorzubeugen. Kleinere Stellen können Sie mit speziellen Imprägnierungen selbst behandeln, größere Flächen sollten Sie einem professionellen Team überlassen.

Wie wirken sich Fassadenschäden auf den Energiehaushalt aus?

Die energetische Relevanz einer intakten Fassade wird häufig unterschätzt. Durch Risse, feuchte Wände oder beschädigte Dämmstoffe kann wertvolle Wärme entweichen – besonders in der Heizsaison führt das zu höheren Energiekosten. Eine intakte und gut gepflegte Fassade hingegen trägt dazu bei, Ihr Raumklima konstant zu halten und Energie effizient zu nutzen. Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit gewinnt dieser Aspekt zunehmend an Bedeutung.

Wann sollten Sie saisonale Inspektionen an der Hausfassade durchführen?

Sie sollten regelmäßig Ihre Fassade inspizieren. Dadurch können Sie kleinere Mängel frühzeitig erkennen und behandeln, bevor ein größeres Problem daraus wird. Zur Sichtkontrolle haben sich 2 Termine im Jahr bewährt.

Sichtung im März/April

  • Kontrollieren Sie Frostschäden nach dem Winter, die sich beispielsweise durch abplatzenden Putz zeigen
  • Reinigen Sie Dachrinnen und Fallrohre, um Verstopfungen und Stauwasser zu vermeiden
  • Überprüfen Sie die Wände auf Risse und Verfärbungen

Sichtung im September/Oktober

  • Entfernen Sie vor den frostigen Wintermonaten Laub und Schmutz, unter denen sich leicht Feuchtigkeit anstauen kann
  • Kontrollieren Sie Fugen und Dichtungen auf ihre Dichtheit, um Wassereintritt zu vermeiden
  • Tragen Sie präventiv Schutzanstriche und Imprägnierungen auf
Praxis-Tipps: Richten Sie sich eine wiederkehrende Erinnerung in Ihrem Kalender ein, um die regelmäßigen Sichtungen nicht zu vergessen. Sie können bei jeder Inspektion Bilder von Mängeln machen, um sie beim nächsten Mal mit dem aktuellen Stand zu vergleichen. Dadurch können Sie stets überprüfen, ob sich Verfärbungen bilden oder Risse vergrößern.

So können Sie unterschiedliche Fassadentypen präventiv behandeln

Nicht jeden Wandtyp können Sie mit der gleichen Pflege behandeln. Verschiedene Materialien wie Putz, Klinker oder Holz benötigen ihre eigenen Wege der Schadensprävention.

Verputzte Fassaden

Putzfassaden sind besonders anfällig für Risse und Feuchtigkeit, weshalb Sie folgende Methoden präventiv anwenden können:

  • Kontrollieren Sie die Wände regelmäßig auf neue oder sich ausdehnende Risse
  • Verwenden Sie wasserabweisende, aber dennoch atmungsaktive Wandanstriche
  • Sie können Fassaden mit ausreichend großen Dachüberständen vor direkter Feuchtigkeit schützen

Klinkerfassaden

Klinker gilt als besonders robust, ist aber nicht unverwüstlich. Sie sollten also auch Ihre Klinkerfassaden regelmäßig wie folgt behandeln:

  • Kontrollieren Sie die Fugen auf Auswaschungen und Risse
  • Entfernen Sie Salzausblühungen und untersuchen Sie betroffene Stellen genau
  • Suchen Sie regelmäßig nach Frostschäden und beheben Sie diese

Holzfassaden

Die natürliche Holzoptik hat es vielen Menschen angetan. So schön es auch aussehen mag, Holz ist ein pflegeintensives Material.

  • Kontrollieren Sie die Fassade auf Schädlings- und Pilzbefall
  • Tragen Sie regelmäßig neuen Holzschutz auf, um die Holzfassade lange zu erhalten
  • Stellen Sie sicher, dass das Holz vor Spritzwasser geschützt ist und vermeiden Sie, dass die Fassade direkten Erdkontakt hat

Ziehen Sie eine professionelle Reinigung in Erwägung

Die meisten kleineren Mängel sind nicht direkt Fälle für eine professionelle Unterstützung, doch in bestimmten Fällen sollten Sie besser den Profi heranlassen. Dazu zählen:

  • Tiefe und sich ausbreitende Risse
  • Wiederkehrende Feuchte trotz Sanierungsversuchen
  • Sichtbarer Schimmel
  • Denkmalgeschützte oder historisch wertvolle Gebäude

Fassadenexperten können mithilfe modernster Technik (z. B. Wärmebildkameras oder Feuchtigkeitsmessungen) auch versteckte Mängel aufdecken und die Langlebigkeit Ihrer Fassade wahren.

Lohnt sich die Prävention wirtschaftlich?

Die regelmäßige Pflege und frühzeitige Behebung kleiner Schäden mag zunächst als zusätzlicher Aufwand erscheinen, rechnet sich jedoch langfristig deutlich. Es ist wie so häufig: Wer kleine Mängel ignoriert, zahlt am Ende oft das Vielfache. Folgende Zahlen verdeutlichen das Dilemma:

  • Eine professionelle Fassadenreinigung kostet je nach Größe und Verschmutzungsgrad zwischen 10 und 25 Euro pro Quadratmeter.
  • Eine komplette Fassadensanierung inklusive neuem Putz und Anstrich kann hingegen schnell 100 bis 200 Euro pro Quadratmeter kosten.

Prävention und Versicherungsschutz

Ein wichtiger Punkt, den viele übersehen: Auch Versicherungen setzen teilweise regelmäßige Wartungen und Kontrollen der Fassade und anderer Hauselemente voraus, um im Schadensfall volle Leistungen zu erbringen. Wer beispielsweise einen durch Feuchtigkeit entstandenen Schaden meldet, ohne in den letzten Jahren sichtbare Mängel behoben zu haben, riskiert Abzüge bei der Erstattung. 

Daher sollten Sie die Versicherungsbedingungen genau lesen und im Zweifel Rücksprache mit Ihrem Anbieter zu halten. Dokumentieren Sie am besten Ihre Instandhaltungsmaßnahmen – durch Fotos, Handwerkerrechnungen oder eigene Protokolle.

Wertsteigerung durch gepflegte Fassaden – auch optisch ein Gewinn

Neben den direkten Kosten bei Nicht-Pflege spielt auch die Optik Ihrer Fassade eine nicht zu unterschätzende finanzielle Rolle. Eine gepflegte Fassade erhöht nicht nur die Lebensdauer Ihrer Immobilie, sondern verbessert auch den ersten Eindruck erheblich. 

Gerade wenn Sie einen Verkauf oder eine Vermietung in Betracht ziehen, zählt der äußere Zustand zu den wichtigsten Entscheidungskriterien für Interessenten. Eine Umfrage von Homeday aus dem Jahr 2022 zeigte auf, dass alleine das Aufbereiten der Fassade 41 % der befragten Immobilienexperten als wirtschaftlich sehr sinnvoll betrachten.

Dabei gilt: Der Aufwand muss nicht riesig sein. Schon kleine Maßnahmen wie das Entfernen von Moos, das Reinigen der Fensterlaibungen oder ein neuer Farbanstrich an stark beanspruchten Stellen können große Wirkung erzielen. Auch die Integration moderner Farbsysteme oder architektonischer Elemente – wie Holzverkleidungen oder Akzentflächen – kann das Erscheinungsbild modernisieren und gleichzeitig den Schutz der Oberfläche verbessern.

Langfristig betrachtet ist die Prävention also eine Investition in den Werterhalt Ihrer Immobilie. Besonders im Falle eines späteren Verkaufs wirkt sich eine gepflegte, intakte Fassade positiv auf den Marktwert aus und signalisiert potenziellen Käufern Sorgfalt und Werthaltigkeit.

Fazit – Werterhalt beginnt an der Oberfläche

Die Fassade Ihrer Immobilie ist mehr als nur ein schöner Anblick – sie ist die Schutzhaut Ihrer Immobilie. Wenn Sie sich frühzeitig mit der Pflege auseinandersetzen, beugen Sie nicht nur optischen Makeln, sondern auch ernsten Bauschäden vor. 

Regelmäßige Kontrollen, gezielte Pflege und der rechtzeitige Einsatz professioneller Unterstützung kann Ihnen viele positive Effekte bescheren. Sie können unter anderem teure Sanierungen und Streit mit Versicherungen verhindern, Ihren Geldbeutel und die Umwelt schonen und den Wert Ihrer Immobilie nachhaltig sichern.

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