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Die First- und die Traufhöhe – zwei wichtige Maße beim Hausbau

Inhaltsverzeichnis

Um insbesondere in Neubaugebieten ein einheitliches Straßenbild zu schaffen, wird in den örtlichen Bebauungsplänen oft die maximale und die minimale Firsthöhe genau festgelegt. Weicht der Bauplan eines Gebäudes davon ab, ist dessen Baugenehmigung in Gefahr. Das kann durch gute Vorarbeit verhindert werden: Beim zuständigen Bauamt sind alle Informationen zur vorgeschriebenen Firsthöhe und ihrer Berechnung erhältlich.

Firsthöhe - Was ist der Dachfirst?

Der Dachfirst ist die obere Kante einer Dachkonstruktion beziehungsweise die Schnittkante zweier aufeinandertreffender Dachflächen und verläuft meist waagrecht.

Firsthöhe - Was ist die Firsthöhe und wie wird sie berechnet?

Die Firsthöhe ist der Abstand zwischen einem festgelegten Bezugspunkt am Boden und dem First. Als Bezugspunkt am Boden wird die Oberkante des Geländes genommen, sofern im jeweiligen Bebauungsplan nichts anderes festgelegt ist. Mancherorts ist zum Beispiel vorgeschrieben, dass die Firsthöhe von der Straßenoberfläche aus gemessen wird.

Achtung! Gilt in einem Neubaugebiet, in dem die Straße noch nicht final ausgebaut sind, die Straßenoberfläche als Bezugspunkt, muss die Planungshöhe der zukünftigen Straße zur Berechnung der Firsthöhe herangezogen werden. Die Planungshöhe der Straße können bei dem jeweiligen Straßen- und Tiefbauplanungsbüro eingeholt werden.
Hinweis Anbauten wie zum Beispiel Antennen, Satellitenschüsseln und Kamine werden nicht in die Firsthöhe mit eingerechnet.

Firsthöhe - Absolute Gebäudehöhe und Firsthöhe

In den Landesbauordnungen ist häufig von absoluter (Gebäude-)Höhe statt von Firsthöhe die Rede. Denn während Giebel- und Walmdächer einen First im klassischen Sinne haben – also eine Schnittkante von zwei Dachflächen, gilt das für viele andere Dachtypen nicht. Anstelle des Firsts werden in diesen Fällen andere Punkte für die Berechnung der absoluten Gebäudehöhe (Firsthöhe) verwendet.

Zelt- und Pyramidendächern Bei Dächern, die aus mehreren Dreiecksflächen bestehen, wird der Punkt, an dem alle Dreiecksspitzen, zusammenkommen zur Berechnung hergenommen.
Pultdach Bei Dächern mit nur einer Fläche bildet die obere Kante der Dachfläche den Bezugspunkt für die Ermittlung der absoluten Gebäudehöhe.
Tonnendach und Bogendach Bei Dächern mit einer gebogenen Fläche ist der First nicht ablesbar. Hier wird der Scheitelpunkt zur Berechnung der absoluten Gebäudehöhe genutzt.
Flachdächern Bei Flachdächern gilt als Gebäudehöhe das Maß zwischen dem tiefsten Punkt des Bodens unterhalb der Dachfläche und dem höchsten Punkt der Dachkonstruktion.
Achtung! First- und absolute Gebäudehöhe sind das Gleiche, First- und Gebäudehöhe jedoch nicht. In Deutschland ist die Gebäudehöhe das gemittelte Maß zwischen der Geländeoberfläche und der Fußbodenoberkante des am höchsten gelegenen möglichen Geschosses, das als Aufenthaltsraum nutzbar ist. Die Gebäudehöhe kann für die Einstufung eines Gebäudes in eine Gebäudeklasse herangezogen werden und ist in der Baubeschreibung bei der Baueingabe mit anzugeben. 

Firsthöhe - Wie wird die Firsthöhe/absolute Gebäudehöhe bei Häusern in Hanglage berechnet?

In Hanglage gilt für die Berechnung der First- beziehungsweise absoluten Gebäudehöhe oft die Mitte des Grundstücks als Bezugspunkt. Das ist jedoch nicht zwangsläufig so und sollte deshalb immer beim örtlichen Bauamt in Erfahrung gebracht werden.

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Firsthöhe - Was tun, wenn der First zu hoch ist?

Die Möglichkeiten hängen vom Realisierungsgrad des Gebäudes ab. Ist das Gebäude noch in der Planungsphase, kann der First beispielsweise durch die Änderung der Geschosshöhe noch angepasst werden. Nach der Fertigstellung wird es schwieriger. In diesem Fall gibt es die Möglichkeit, einen Antrag auf Befreiung von der Einhaltung der Firsthöhe zu stellen. Darauf, dass dieser bewilligt wird, sollte jedoch nicht spekuliert werden. Besonders heikel wird es, wenn die Überschreitung der zulässigen Gebäudehöhe eine Einstufung in einer höhere Gebäudeklasse bedeutet. 

In der Musterbauordnung (Fassung November 2002), die zwar kein Gesetz ist, aber als Vorlage für die jeweiligen Landesbauordnungen gilt, sind die maximalen Gebäudehöhen nach Gebäudeklassen folgendermaßen festgelegt:

Gebäudeklasse_1

a)    freistehende Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt nicht mehr als 400 m² und 

  b)   freistehende land- oder forstwirtschaftlich genutzte Gebäude, Seite 6 von 77 
Gebäudeklasse_2 Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt nicht mehr als 400 m²
Gebäudeklasse_3 sonstige Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m
Gebäudeklasse_4 Gebäude mit einer Höhe bis zu 13 m und Nutzungseinheiten mit jeweils nicht mehr als 400 m²
Gebäudeklasse_5 sonstige Gebäude einschließlich unterirdischer Gebäude. 

 

Traufhöhe - Was ist die Traufe?

Während der First die oberste Dachkante bezeichnet, ist die Traufe die unterste Dachkante beziehungsweise der untere Dachabschluss. Hier schließt vor allem in niederschlagsreichen Gegenden meist eine Dachrinne an, die das Regenwasser sammelt und ableitet.

Fun Fact Vom Regen in die Traufe, diese Redewendung kennt wohl jeder. Doch woher kommt sie? Vermutlich ist sie aus dem Orient zu uns gekommen und seit etwa dem 17. Jahrhundert etabliert. Damals gab es noch keine Dachrinnen und das Wasser floss über die gesamte Breite des Daches ab. Wer sich vorm Regen unter einem Dach schützen wollte, musste aufpassen, dass er nicht durch einen plötzlichen Wasserschwall, der von der Traufe kommt, nasser wurde als vom Regen selbst.

Traufhöhe - Was ist die Traufhöhe und wie wird sie berechnet?

Die Traufhöhe bei einem Haus ist der Abstand zwischen einem unteren Bezugspunkt und dem Traufpunkt. Der untere Bezugspunkt ist meistens die Oberkante der öffentlichen Straße. Es ist jedoch darauf zu achten, ob im jeweiligen Bebauungsplan eine andere Regelung festgelegt ist.

Achtung! Die Traufhöhe ist nicht gleich der Höhe der Dachrinne. 
Hinweis Dachaufbauten wie Giebel oder Türmchen werden bei der Traufhöhe nicht berücksichtigt.

Traufhöhe - Was ist das Traufrecht?

Das Traufrecht besagt, dass der Eigentümer eines Gebäudes das von seinem Gebäude abfließende Niederschlagswasser so auffangen und ableiten muss, dass es nicht auf das Nachbargrundstück gelangt. In manchen Bundesländern ist diese Regelung im Gesetz über das Nachbarrecht festgelegt.

Beispiel NRG Baden-Württemberg, 1. Abschnitt Gebäude, § 1 Ableitung des Regenwassers und des Abwassers:

Der Eigentümer eines Gebäudes hat das von seinem Gebäude abfließende Niederschlagswasser sowie Abwasser und andere Flüssigkeiten aus seinem Gebäude auf das eigene Grundstück so abzuleiten, daß der Nachbar nicht belästigt wird.

Beispiel NRG Baden-Württemberg, 1. Abschnitt Gebäude, § 2 Traufberechtigung bei baulichen Änderungen

Ist der Eigentümer eines Gebäudes auf Grund einer Dienstbarkeit verpflichtet, das vom Gebäude des Nachbarn abfließende Niederschlagswasser durch seine eigenen Rinnen und Ablaufrohre abzuleiten, so darf eine Veränderung des Gebäudes, durch welche die Dienstbarkeit beeinträchtigt wird, nur in der Weise geschehen, daß der Nachbar an der Anbringung eigener Rinnen und Ablaufrohre nicht gehindert ist. Dem Nachbarn sind die durch die Abänderung entstehenden Kosten zu ersetzen.

 

Achtung! Das Traufrecht ist nicht mit dem Dachtraufrecht gleichzusetzen.
Hinweis Ausnahmen vom Traufrecht, bei denen das Niederschlagswasser nicht auf dem eigenen Grundstück abgeleitet werden muss, gibt es nur wenige. Informieren Sie sich schon während der ersten Planungsphase über das geltende Traufrecht, um eine Ablehnung Ihres Bauantrags zu vermeiden. Trotz begrenzter Traufhöhe gibt es immer wieder Möglichkeiten, die von Ihnen als Bauherren*herrin gewünschte Gebäudeform zu realisieren. Dabei helfen Architekten*innen.

Traufhöhe - Was bedeutet die traufständige Bauweise?

Bei der traufständigen Bauweise steht das Gebäude mit der Traufe – ebenso wie mit dem Dachfirst – parallel zur angrenzenden Straße. Das Gegenteil zu dieser Bauart ist die giebelständige Bauweise.

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