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Fachwerk – Die Grundlagen einfach erklärt

Inhaltsverzeichnis

Wie ist ein Fachwerk aufgebaut?

Fachwerke bestehen aus liegenden, stehenden und schrägen Hölzern. Diese werden in verschiedene Bauteile unterteilt und erfüllen alle einen unterschiedlichen Zweck.

Waagerechte Hölzer

Waagerechte Hölzer verteilen Lasten auf die senkrechten Bauteile, die diese im Anschluss auf das Fundament weiterleiten. Sie begrenzen Türen, Geschosse und Fenster nach oben und unten. 

Schwelle Die Schwelle dient als untere Begrenzung der Fachwerkwand. Sie wird meist durchgängig und ohne Unterbrechungen über die gesamte Bauwerkslänge geführt. Die Schwelle ist durch die bodennahe Lage den dortigen Bedingungen stark ausgesetzt. Um sie vor aufsteigender Feuchte zu schützen, wird sie meist mit einer Aufklotzung versehen. So kann Staunässe vorgebeugt werden.

Treffen Schwellenhölzer aneinander, sind sie zu verbinden. Dies erfolgt meist durch einfache, hakenförmig oder schwalbenschwanzförmige Überblattung. Die letzten Beiden Möglichkeiten sind meist vorzuziehen, da sie auch ohne Nägel oder Bolzen in waagerechte Richtung gesichert sind. Treffen Schwellenhölzer an einer Ecke zusammen, wird dieselbe Überblattung bevorzugt.

Riegel Riegel teilen die Flächen zwischen den Stielen in kleinere Flächen. So wird automatisch die Knicklänge der Stiele reduziert. Je nach Lage der Riegel wird zwischen verschiedenen Arten unterschieden:

  • Tür- und Fensterriegel begrenzen die Fenster- und Türöffnungen.
  • Schließt ein Riegel eine Tür oder ein Fenster nach oben ab, wird er Sturzriegel genannt.
  • Ein Brüstungsriegel schließt eine Tür oder ein Fenster nach unten ab.
Rähm Der Rähm beschreibt die obere Begrenzung einer Wand. Er wird meist in voller Balkenlänge ausgeführt.

Senkrechte Hölzer

Senkrechte Hölzer nehmen die vertikalen Lasten im Fachwerk auf. Gleichzeitig bestimmen sie die Geschosshöhe, da sie meist nicht über eine Geschosshöhe hinaus gehen. Türen und Fenster werden von diesen Hölzern abgegrenzt. 

Ständer/Stiele Stiele und Ständer stehen in einem Abstand von bis zu einem Meter auf der Schwelle und begrenzen unter anderem die Tür- und Fensteröffnungen. Es gibt verschiedene Arten von Stielen, wie beispielsweise den Doppelstiel, der bei stark belasteten Bauwerken mit mehreren Geschossen Anwendung findet.
Treffen Zwischen-, Außen- oder Mittelwände aufeinander wird der Stiel Bundstiel genannt.

Schräge Hölzer

Schräge Hölzer steifen Wände aus. Falsch angebrachte Aussteifungen führen häufig zu Baufehlern, weshalb auf ein richtiges und exaktes Ausführen zu achten ist.

Strebe Streben werden zwischen der Schwelle und dem Rähm oder dem Stiel angeordnet und steifen die Wand aus. Die Aussteifung erfolgt dabei in Längsrichtung.
Die Anordnung der Streben im Fachwerk ist dabei von großer Bedeutung: sie müssen immer nach außen gerichtet sein. Nur so sind sie in der Lage die Lasten sofort an das Fundament weiterzugeben. Sind Streben nach innen gerichtet, müssen die Lasten zuerst durch das gesamte Bauwerk durchgeführt werden, bis sie auf der gegenüberliegenden Seite abgetragen werden können. Folgende Grafik beschreibt diesen Fall:
Kopf- und Fußbänder, Kopf- und Fußwinkelhölzer Kopf- und Fußbänder sowie Kopf- und Fußwinkelhölzer steifen die Wand in horizontale Richtung aus. Die Kopfbänder verkürzen dabei vor allem die Stützweite des Rähms und tragen dazu bei, dass der Rähm kleinere Lasten tragen muss. Kopf-, Fuß-, Kopfwinkel- und Fußwinkelhölzer können nach Bedarf verziert werden.
Schmuckhölzer Schmuckhölzer dienen, wie ihr Name schon sagt, der Verzierung des Fachwerks. Sie werden in den Zwischenräumen angebracht und füllen diese aus. Es gibt viele verschiedene Arten von Schmuckhölzern. Nachfolgend sind ein paar Beispiele aufgezeigt.

Neben diesen Schmuckhölzern gibt es noch viele weitere, wie zum Beispiel:

  • den Pyramidenbalkenkopf
  • den Bügel- oder Trapezfries 
  • den Mann
  • das Diamantband
  • oder das Tauband.

Ausfachung – welche Funktion hat sie und welche Materialien werden verwendet?

Die Ausfachung, auch Gefache genannt, ist der Raum zwischen den Holzbalken eines Fachwerks. Sie besitzt viele verschiedene Aufgaben, wie beispielweise die Dämmung, Verschönerung oder die Abtrennung von Räumen.

Welche Materialien kommen für die Ausfachung infrage?

Die Verfüllung des Gefaches kann mithilfe verschiedener Materialien erfolgen. Neben den folgenden Materialien, gibt es noch viele Weitere.

Material Eigenschaften
Ziegelsteine
  • Vorteile: Ziegelsteine sind besonders langlebig und überzeugen mit ihrer hohen Druckfestigkeit. Gleichzeitig dienen sie auch als zusätzliche Lastabtragung.
  • Nachteile: Ziegelsteine tragen unvorteilhaft zum Wohnklima und der Dämmung eines Hauses bei.
  • Besonders häufig wird die Ausfachung mit Ziegelsteinen in Norddeutschland verwendet.
Natursteine
  • Natursteine werden seltener für die Ausfachung verwendet, da sie im Winter keine gute Dämmung darstellen.
  • Am meisten verwendete Natursteine: Bruch- und Sandsteine.
Stalkung mit Lehmbewurf
  • Vorteile: Lehm überzeugt mit seiner Fähigkeit Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben zu können. Die Ausfachung kann sich an das Quellen und Schwinden der Konstruktionshölzer des Fachwerks anpassen.
  • Nachteile: Lehm ist in der Regel nicht belastbar. So besteht keine Möglichkeit, dass die Ausfachung zusätzlich zur Lastabtragung genutzt werden kann.
  • Besonders häufig wird die Stalkung mit Lehmbewurf in Süddeutschland angewendet. Traditionell wird dem Lehm bei der Verarbeitung Stroh oder Ähnliches beigemischt.

Wie kann ein Fachwerk verputzt werden?

Fachwerke müssen unter anderem als Schutz vor der Witterung verputzt werden. Da hierbei jedoch sehr viele unterschiedliche Eigenschaften auf die endgültige Wahl des Putzstoffes Einfluss haben, kann in der Regel kein allgemeingültiger Außenputz empfohlen werden. Es sind in jedem Fall auf sämtliche Eigenschaften des Bauwerks zu beachten. Dennoch haben sich über die Zeit immer häufiger folgende Putzarten herauskristallisiert, die besonders häufig verwendet werden:

Putzart Eigenschaften
Kalkputz
  • diffusionsoffen
  • sorptionsfähig
  • bekämpft Schimmel
Schlämmputz
  • diffusionsoffen
  • kann belastet werden
DIY Putz
  • selbst hergestellter Putz

Was sind Vor- und Nachteile eines Fachwerks?

Fachwerkhäuser sind immer noch sehr beliebt, obwohl ihre Baupreise meist sehr hoch sind. Zudem können sie aufgrund ihres Aufbaus nur sehr schwer nachgerüstet werden ohne das ihr typisches Aussehen beeinflusst wird. Dies führt dazu, dass beispielsweise notwendige Dämmungen nachträglich schwer anzubringen sind.

Dennoch bieten Fachwerkhäuser auch deutliche Vorteile. Sie bieten die Möglichkeit des ökologischen Bauens, das je nach Holzherkunft und weiteren Faktoren unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Fachwerkhäuser vereinen die positiven Aspekte des Massiv- und der Holzbauweise: es ist eine hochwertige Bauweise, bei der eine Regulierung der Feuchtigkeit gut umsetzbar ist. Zudem ist ein Fachwerk weniger anfällig für Schimmelbefall.

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