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Intensive Dachbegrünung, extensive Dachbegrünung und neue Alternativen

Inhaltsverzeichnis

Gegenüberstellung: was ist eine extensive und eine intensive Dachbegrünung?

Dachbegrünungen gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen: die extensive und die intensive Begrünung. Ein wesentlicher Unterschied dieser beiden Arten liegt in der Bepflanzung des Dachs.

Eine extensive Dachbegrünung wird meist mit niedrigen Pflanzen ausgeführt, die nur ein gering ausgeprägtes Wurzelwerk besitzen und wenig Pflege benötigen. Eine intensive Dachbegrünung kann mit pflegeintensiveren Pflanzen erfolgen, die auch größere Wurzeln und demzufolge ein höheres Gewicht besitzen.

Wie die beiden Dachbegrünungsarten aufgebaut sind und welche Eigenschaften diese besitzen, können Sie der folgenden Gegenüberstellung entnehmen:

  extensive Dachbegrünung intensive Dachbegrünung
Art der Begrünung

Niedrige, bodendeckende Pflanzen, beispielsweise:

  • Sedum-Arten, wie Mauerpfeffer und Fetthennen
  • Moose
  • Kräuter

Je nach Ausprägung:

  • Rasen
  • Sträucher
  • Bäume
Höhe des Schichtaufbaus 8 bis 15 Zentimeter 25 bis 80 Zentimeter
Dachlast

80 bis 170 kg/m2
Auch auf Dächern , bei denen die Statistik keine hohe Traglast zulässt

hoch, bis zu 1000 kg/m2
kann je nach Ausführung auch deutlich höher ausfallen
Pflegeaufwand gering hoch, wie ein normaler Garten
Kosten

Niedrig
ca. 25 bis 30 €/m2

Hoch
ca. 60 bis 150 €/m2, kann je nach Ausführung auch deutlich höher ausfallen
Baugenehmigung ohne Baugenehmigung umsetzbar Baugenehmigung ist einzuholen, besonders wenn Personen die Flächen nutzen können
Eignung für: Flach- und Schrägdächer bis zu einer Dachneigung von 40° In der Regel  nur für Flachdächer
Positive Wirkung
  • Entwässerung
  • Schutz der Gebäudehülle
  • geringere Wärmespeicherung als Bitumen oder Kies
  • Verdunstungskühlung
  • Regenwasserrückhalt
  • Lebensraum für Insekten
  • Wasserspeicherung und Nährstoffversorgung
  • Schutz der Gebäudehülle
  • geringere Wärmespeicherung als Bitumen oder Kies
  • Verdunstungskühlung
  • Regenwasserrückhalt
  • Lebensraum für Insekten
Beispiele

Ungenutzte, kleine Dachflächen:

  • Fabrikhallen
  • Carports
  • Garagen
  • Schräg- und Flachdächer
  • Dächer von Tiefgaragen
  • Dachgärten und Dachlandschaften, um auch in Zukunft die Grundstücksfläche optimal und umweltverträglich zu nutzen und Naherholung am Gebäude zu schaffen

Zusätzlich zu diesen beiden Dachbegrünungsarten gibt es noch einfach-intensiv begrünte Dächer. Diese stellen eine Zwischenstufe zwischen der extensiven und der intensiven Dachbegrünung dar. Das Substrat weist in der Regel eine Dicke von 15 bis 25 Zentimetern auf und das Anpflanzen von niedrig wachsenden Stauden ist möglich. Auf Begrünungen wie Bäume, die ein größeres Wurzelwerk besitzen, muss aufgrund des höheren Gewichts weiterhin verzichtet werden. Eine einfach-intensive Begrünung wird umgesetzt, wenn eine intensive Begrünung aufgrund der Traglast nicht umsetzbar ist, dennoch höhere Pflanzen als Sedumarten angepflanzt werden sollen. Der Kosten- und Pflegeaufwand ist etwas höher als bei einer extensiven Begrünung. 

Vorteile und Probleme der extensive Dachbegrünung

In Deutschland werden Jahr für Jahr bereits viele Millionen Quadratmeter Dachflächen extensiv begrünt. Diese Form der Bauwerksbegrünung hat sich bei Flachdächern in vielen Bebauungsplänen durchgesetzt. Die positiven Wirkungen, wie Stützung der Biodiversität, Regenwasserrückhalt und Schutz der Dachabdichtungen sind langjährig erwiesen. Die Lösungen sind kosteneffizient und ermöglichen es der Flächenversiegelung in einem begrenzten Rahmen entgegenzuwirken. 

Allerdings sind solche Dächer nach der Ausführung meist sich selbst überlassen – mit den bekannten Konsequenzen für die langfristige Funktionalität und Vitalität der Vegetation: zugewachsene Entwässerungen, Staunässe, flächige Pflanzenausfälle, Verunkrautung oder die Dominanz einzelner Arten und damit einhergehend der Verlust der Biodiversität. An allen Stellen, an denen die extensiven Flächen von Wohnungen oder Büros aus sichtbar sind, ist dies nicht nur unansehnlich, sondern auch eine vertane Chance für mehr und gesünderes Grün in unseren Städten. 

Vorteile und Probleme der intensiven Dachbegrünung

Um den Folgen der anhaltenden Flächenversiegelung entgegenzuwirken, sind intensive Begrünungen wesentlich wirksamer – insbesondere, da sie zu frequentierten Freiraumflächen werden. Mit intensiver Dachbegrünung können vermarktbare Flächen auf Dächern erschlossen und neue Nutzungskonzepte gestaltet werden: Urban Farming, Spielplätze, Sportgelände, kleine Parks von Hausgemeinschaften.

Derzeit sind intensive Dachgärten oder vertikales Grün an Fassaden beziehungsweise auf Balkonen oder Terrassen allerdings nur in Einzelprojekten zu finden und noch nicht als etablierter Mainstream im Planungs- und Bauträgermilieu angekommen. Die Erfahrungswerte bei Planern und Bauherren sind deshalb heute begrenzt und in Lehre sowie Studium spielt das Thema ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle. Und das, obwohl bekannte Architekten wie Le Corbusier und Friedensreich Hundertwasser bereits vor einigen Jahrzehnten den richtigen Weg zu grüner Architektur gewiesen haben. 

Gründe dafür, dass eine intensive Dachbegrünung so selten umgesetzt wird, sind:

  • zahlreiche Herausforderungen bei Planung und Gestaltung, 
  • ungeklärte Fragen des langfristigen Unterhalts sowie Sanierungsrisiken, Fehlfunktionen ohnehin aufwendiger Bewässerungssysteme und in deren Folge Vertrocknungsschäden an der Vegetation,
  • arbeitsintensiver Austausch von Pflanzen, wie nach Sturmschäden oder Schädlingsbefall nötig,
  • erhöhtes Risiko insbesondere bei größeren Gehölzen – die zweifellos zu einem richtigen Dachgarten dazugehören – durch die sich ausbreitende Verwurzelung
  • eine Einschränkung der Gestaltungsmöglichkeiten, durch die konventionell benötigten Substrataufbauten: auftragende Aufbauhöhen sowie enorme Gewichtslasten limitieren die Möglichkeiten – insbesondere im Hochbau. Bisher wird das Grundproblem des Wurzelwachstums durch größere Gefäße oder höhere und großflächigere Substrataufbauten kompensiert. Dies ist jedoch sofort mit noch höheren Gewichtslasten, Platzverbrauch, Arbeitsaufwand und entsprechenden Kosten verbunden. Nichtsdestoweniger bleiben die Probleme wie Bewässerung, unterschiedlicher Wasserhaushalt verschiedener Pflanzen und das ausbreitende Wurzelwerk bestehen. Bauherren scheuten intensive Begrünungen und die damit einhergehenden Risiken in der Vergangenheit somit zu Recht. Der technische Fortschritt sowie neue Vermarktungskonzepte relativieren die Herausforderungen und Risiken und rücken die Chancen einer Dachbegrünung in der Vordergrund. 

Aber in Zeiten von einem sich verschärfenden Klimawandel, einem zunehmenden Bewusstsein für die Notwendigkeit von mehr Natur im bebauten Raum und gleichzeitig immer knapper werdendem Platz in den Städten ändern sich die Anforderungen und Bedürfnisse und eine innovativere Nutzung der vorhandenen Flächen auf Dach und an Fassaden wird zum Gebot der Stunde – weltweit. 

Wesentliche Planungspunkte einer intensiven Dachbegrünung

Wird eine intensive Dachbegrünung umgesetzt, ist schon bei der Planung auf folgende Punkte zu achten:

  • Ein Konzept bezüglich des Brandschutzes ist zu erstellen und der vorbeugende Brandschutz ist dabei miteinzubeziehen. Darunter fallen beispielsweise folgende Aspekte: den Brandüberschlag auf andere Geschosse verhindern oder Rettungswege freihalten.
  • Das Pflegekonzept sollte frühzeitig beachtet werden. Die Pflege der Begrünung kann durch professionelle Instandhaltung, beispielsweise Gärtner, oder durch Bewohner erfolgen. Dabei sind Verantwortlichkeiten zu definieren und die Zugänglichkeit der Begrünung zu berücksichtigen. Die Möglichkeiten für Flugunkraut ist in der Planungsphase weitestgehend zu reduzieren.
  • Robuste und wartungsarme Bewässerungssysteme sind zu verbauen. Zu  berücksichtigen ist dabei besonders die Versorgung mit Nährstoffen.
  • Der Wasserverbrauch sollte im Hinblick auf sich ändernde Verfügbarkeit von Frischwasser über die nächsten Jahre und Jahrzehnte im Blick behalten werden, auch in Hinblick auf LEED-Zertifizierungen.
  • Nutzungskonzept ist zu erstellen, da ein intensiver Dachgarten aus Bauherrensicht wirtschaftlich nur sinnvoll, wenn diese Flächen auch vermarktet werden können.
  • Es sind frühzeitig Gespräche mit Fachplanern und Herstellern zu führen, damit wichtige Punkte rechtzeitig berücksichtigt werden können. Dies ist wichtig, da im Nachhinein systemspezifische Vorteile nicht mehr voll ausgeschöpft werden können und die Gesamtlösung dazu tendiert teurer zu werden.
  • Mit Kommunen sind gemeinsam Konzepte zur Flächennutzung zu erstellen, beispielsweise mehr grün gegen höheres Baurecht. 
  • Technische Verschattung sollten durch Pflanzenverschattungen ersetzt werden
Exkurs LEED-Zertifizierungen LEED steht für Leadership in Energy and Environmental Design und ist ein freiwilliges global verbreitetes Zertifizierungsverfahren, das vom US Green Building Councl (USGBC) entwickelt wurde. Anhand von acht Themenbereichen werden Immobilien dabei hinsichtlich nachhaltigem Bauen bewertet. Diese Themengebiete sind: 

  1. infrastrukturelle Einbindung des Standortes,
  2. Qualitäten des Grundstücks, 
  3. Wassereffizienz, 
  4. Energie und globale Umweltwirkungen, 
  5. Materialkreisläufe und Ressourcenschonung, 
  6. Qualität der Innenraumluft, 
  7. Innovationen, 
  8. Boni für Kriterien mit standortbedingt besonderer Bedeutung.

 Ziel des USGBC ist es, mit der Zertifizierung die hohen Leistungen nachhaltiger Bauten zu stärken und zu fördern.

Fazit: intensive Dachbegrünung

Eine intensive Dachbegrünung ist besonders geeignet, wenn das Dach als Dachgarten oder Ähnliches genutzt werden soll. Wichtig dabei ist, dass die Tragfähigkeit des Dachs die Lasten auf sich nehmen kann. Zusätzlich gibt es in der Planungsphase viele Aspekte, auf die geachtet werden soll. Da die intensive Dachbegrünung noch nicht so weit verbreitet ist wie die extensive, geht sie häufig mit mehr Herausforderungen einher. Dennoch ist sie eine gute Möglichkeit, um ein Dach in eine grüne Oase zu verwandeln.

Alternative Systemaufbauten als nachhaltige Möglichkeit der Begrünung von Bauwerken

Um die Herausforderungen der Bauwerksbegrünung zu vereinfachen, wurden Möglichkeiten der langfristig pflegeleichten und nachhaltigen Begrünungen geschaffen. Eines solcher Grundsysteme ist das der „schwebenden Pflanzen“. Diese nachhaltige Begrünung ist in Außen- und Innenbereichen, horizontal wie auch vertikal anwendbar. Dabei verfolgt es einen anderen Weg, als die bekannten substratbasierten Lösungen und basiert auf folgendem Aufbau:

Gewöhnliche Baumschulpflanzen hängen mit ihren Erd- beziehungsweise Wurzelballen in Spezialkulturtöpfen an einer Systemscheibe über einem zehn Zentimeter hohem substratfreien Wasserreservoir. Unterhalb dieser Vegetation wird durch die natürliche Verdunstung über spezielle Systeme über spezielle Systeme ein einzigartiges Feuchtklima geschaffen, das die natürlichen Bedürfnisse von Pflanzen in der begrenzten Umgebung eines Gefäßes oder eines Daches optimal bedient: Sauerstoff an den Wurzeln, Feuchtigkeit und Nährstoffe.

Durch verschiedene neuartige Entwicklungen ist es möglich das Wurzelwachstum auf Feinwurzeln umzustellen. Dieser positive Effekt, welches ein natürliches Verhalten von Pflanzen beim Erreichen von Wasser ist, wird bei dem Grundsystem ausgenutzt. Das primäre Ziel von gesunden und attraktiven Pflanzen kann dadurch gewährleistet und Wurzelverdichtungen ausgeschlossen werden.

Neben diesem grundlegenden positiven Aspekt gibt es weitere Vorteile, die eine solche Bepflanzung mit sich zieht:

  • Bewässerungssysteme werden auf ein Minimum reduziert überflüssig, da sich das Wasser innerhalb vom System von alleine verteilt, in der Horizontalen wie auch in der Vertikalen. Dadurch sind Ausfälle der Bewässerungsanlagen nahezu ausgeschlossen.
  • Die Wasserzuläufe sind so gut wie wartungsfrei.
  • Durch die substratfreie und steuerbare Wasserebene ergibt sich die Möglichkeit der Regenwasser- oder Grauwasserbewirtschaftung.
  • In diesem Grundsystem entweicht das Wasser nicht über die Oberfläche des Substrates, sondern kondensiert an der Systemscheibe und tropft wieder herab. So kommt es zu einem deutlich mehr als halbierten Wasserverbrauch.
  • Die Aufbauhöhe kann verringert werden.
  • Durch die geringere Aufbauhöhe kann die Gewichtsbelastung um bis zu 50 Prozent verringert werden. 
  • Obwohl das System eine geringere Aufbauhöhe hat, besteht kein Risiko des Wurzeldrucks für die Bausubstanz.
  • Es besteht auch nach mehreren Jahren die Möglichkeit Pflanzen auszutauschen oder zu entfernen. Dadurch erhält die Bauwerksbegrünung ein hohes Maß an Flexibilität, Veränder- und Rückbaubarkeit.
  • Unterschiede im Wasserbedarf können über das System ausgeglichen werden. So besteht eine größere Pflanzenauswahl.
  • Die Verunkrautung wird verringert.
  • Das Ansiedeln von Ungeziefer und Nagetieren kann nahezu ausgeschlossen werden.

Neben diesen markanten Vorteilen finden die beschriebenen nachhaltigen Systeme an unterschiedlichen Standorten Anwendung. Diese sind beispielsweise:
 

  • Auf Terrassen und Balkonen
  • Für städtisches Grün auf unterbauen Flächen
  • Dachgärten
  • Ganzheitliche Bauwerksbegrünung mit begrünten Fassaden
  • Stadtbegrünung im Wüstenumfeld
  • Im Interior Landscaping
  • In der klassischen Bürobegrünung

Mittels dieser Systeme können also neue Flächen begrünt werden, während sie deutliche Vorteile gegenüber einer klassischen Gebäudebegrünung mit sich bringen. 

Damit Gebäudebegrünungen in Zukunft häufiger umgesetzt und deren Vorteile genutzt werden können, werden neue Entwicklungen und Innovationen auf diesem Gebiet immer mehr an Bedeutung zu nehmen. 

Dieser Expertenartikel wurde mit großer Sorgfalt von der Immoportal.com Redaktion geprüft. Unser Anspruch ist es, fachlich fundiertes Wissen zu veröffentlichen. Dennoch kann es sein, dass inhaltliche Fehler nicht entdeckt wurden oder der Inhalt nicht mehr dem aktuellen Gesetzesstand entspricht. Finden Sie Fehler, freuen wir uns, wenn Sie uns Bescheid geben. Wir werden die Informationen dann umgehend berichtigen.
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