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Flächenheiz- und Kühlsysteme einfach trocken verlegen

Inhaltsverzeichnis

Was sind Flächenheiz- und Kühlsysteme?

Viele Bauherren setzen inzwischen auf Flächenheiz- und Kühlsysteme. Ziel ist es oft, die freigegebene Wärmeenergie möglichst effiizient zu nutzen.
Flächenheiz- und Kühlsysteme geben die Wärme beziehungsweise Kälte über die Fläche eines Gebäudebauteils ab – wie der Decke, dem Boden oder einer Wand – wobei sie in verschiedenen Varianten erhältlich sind. So können Flächenheiz- und Kühlsysteme sowohl im Nassestrich als auch trocken verlegt werden. Im Winter sorgen sie für Wärme und im Sommer für Kühlung.

Der Vorteil von Flächenheiz- und Kühlsystemen ist, dass sie einen Raum gleichmäßig heizen beziehungsweise kühlen und somit für eine angenehme Temperatur sorgen. Der Nachteil: Aufgrund ihrer großen Massen sind sie etwas träge. Sie sollten ein Flächenheiz- und Kühlsystem deshalb nur dort einsetzen, wo eine gleichmäßige, kontinuierliche Heizung oder Kühlung gewünscht ist.

Ein kurzer Rückblick: Fußbodenheizung mit Nassestrich

Bis vor 30 Jahren wurde in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie in Büroräumen ohne Klimaanlagen die Wärme fast ausschließlich über Heizkörper verteilt – und das sehr ungleichmäßig. Dann kamen wassergeführte Fußbodenheizungen mit darüber liegendem Estrich immer stärker zum Einsatz. Bei dieser Konstruktion wurde in der Regel auf einer Rohbetondecke eine Wärme- und Schalldämmung aus expandiertem Polystyrol verlegt. Darauf wurden die Heizrohre befestigt. Anschließend brachte der Estrichleger mit einer Mindesthöhe von 45 Millimetern ab Oberkante Heizrohre seinen Estrich ein. Nach dessen Trocknung verlegte der Boden- oder Fliesenleger den gewünschten Oberbelag. Der Estrich oberhalb der Heizrohre hatte zum einen die Aufgabe von oben auftretende Lasten auf die weiche Dämmung zu verteilen und zum anderen die Wärme zu speichern. Aufgrund der Konstruktion war er als Lastverteilungsschicht technisch notwendig. Die Funktion als Wärmespeicher war angesichts der damaligen Gebäudedämmungen mit deutlichen Transmissionsverlusten absolut erforderlich und wirtschaftlich sinnvoll.

Durch die Energieeinsparverordnung EnEV werden sowohl Neubauten als auch sanierte und renovierte Gebäude inzwischen jedoch immer besser wärmegedämmt, sodass bezogen auf den Energieeinsatz die Funktion des Estrichs als Wärmespeicher heute eher kontraproduktiv ausfällt. Die Alternative:  Flächenheiz- und Kühlsysteme, denn durch sie kann auf den konventionellen Estrich verzichtet werden.

Installation eines Flächenheiz- und Kühlsystems in Trockenbauweise 

Die Installation der Flächenheiz- und Kühlsysteme in Trockenbauweise erfolgt jeweils nach einem zuvor festgelegten und auf die technische Funktionsfähigkeit geprüften Verlegeplan, in dem die einzelnen Elemente exakt beschrieben und eingezeichnet sind. 

Üblicherweise erfolgt die Installation in diesen vier Schritten:

1. Verlegung der Rohrträgerelemente
Zunächst werden Randdämmstreifen und Rahmenträger auf dem Boden verlegt und die einzelnen Rohrträgerelemente fest auf dem gereinigten Untergrund verklebt. Diese können je nach Bedarf einzeln zwischen den Aluminiumelementen zugeschnitten werden, wodurch eine individuelle Rohrführung erreicht werden kann. 

2. Verlegung der Heizrohre
Das Metallverbundrohr wird in die Rillen der vorbereiteten Rohrträgerelemente gedrückt, sodass finale Heizkreise entstehen. 

3. Aufbringen einer Armierungs- und Entkopplungsmatte
Um die verlegten Elemente und das Heizrohr zu schützen sowie die Oberfläche zu stabilisieren, wird im Anschluss zum Schutz eine Armierungs- und Entkopplungsmatte mit einer Dispersionsfixierung verklebt. Darauf kann danach problemlos ein beliebiger Bodenbelag verlegt werden.

4. Aufbringen des Bodenbelags
Für die Verlegung in Trockenbauweise stehen mittlerweile für jeden Bedarf verschiedene Systemaufbauten mit unterschiedlichen Vorteilen und Komponenten zur Verfügung, die jeweils auf unterschiedliche Bodenbeläge und Raumstrukturen ausgerichtet sind. Die Basis dafür bildet in jedem Fall ein Mehrschicht-Verbundrohr aus Polyethylen und Aluminium. Durch dieses Material ist das Rohr hochelastisch und dauerhaft sauerstoffdicht. Das Rohr hat einen Außendurchmesser von 16 Millimetern und kann mit der maximalen Durchflussmenge von fünf Litern pro Minute beaufschlagt werden. Der genormte Eurokonus ist das Anschlussstück, mit dem das Heizrohr an alle normgerechten Heizkreis-Verteiler angeschlossen werden kann. 

Durch die Verarbeitung von zementgebundener schwundarmer Nivelliermasse auf die Flächenheiz- und Kühlsystem können Fliesenformate bis zu einer Kantenlänge von 100 Zentimetern freigegeben werden. Ebenfalls die Weichbeläge wie zum Beispiel Vinyl- und Designbeläge oder Teppichboden, werden auf eine zementgebundene schwundarme Nivelliermasse verklebt. Diese sollte mindestens eine Stärke von zehn Millimetern haben. Parkettböden mit 15 Millimetern Schichtstärke können direkt auf dem System schwimmend verlegt oder festverklebt werden.

Die Vorteile von Trockenbauweise im Vergleich zum Nassestrich

Im direkten Vergleich zeigt die Trockenbauweise eines Flächenheizsystems deutliche Vorteile gegenüber der Nassbauweise mit Estrich: 

Geringere Aufbauhöhe und Gewicht
Bei der Trockenbauweise von Flächenheizsystemen sind Einbauhöhen ab 32 Millimetern plus Oberbelag möglich sind, was das Flächengewicht um 80 Prozent reduziert. Das gestaltet auch den Einbau des Systems einfacher, schneller und sicherer.

Weniger Energieverbrauch
Die Forderung der Energieeinsparverordnung EnEV 2016, den Primärenergie-Bedarf um weitere 25 Prozent zu senken, lässt sich im Bereich der Flächenheizung nur noch mit reaktionsschnellen Systemen realisieren, die – im Vergleich zum Heizestrich – mit einem Bruchteil der Energiemenge mindestens den gleichen Wohnkomfort in kürzerer Zeit verwirklichen.

Durch die Niedertemperatursysteme kann die Vorlauftemperatur auf etwa 30 Grad Celsius reduziert werden. Außerdem werden so Wärmepumpen, Solaranlagen und andere Energieerzeuger mit deutlich höherer Effizienz genutzt. Dadurch verkürzt sich auch die Reaktionszeit des Systems: Räume werden schneller warm und die Heizung kann zusätzlich nach wechselnden Außentemperaturen und individuellem Wärmebedarf gesteuert werden. Die Steuerung der Wärme mit kurzen Reaktionszeiten ermöglicht das perfekte Wohlfühlklima. Unnötige und teure Wärme durch Trägheit gibt es so nicht mehr.

Technisch betrachtet können die auf den Rohrträgerelementen aufkaschierten Wärmeleitplatten aus Aluminium die Wärme optimal über die gesamte Fläche verteilen. Die Energieeffizienz wird in Verbindung mit der Nutzung aktueller Regel- und Verteilertechnik sogar noch zusätzlich gesteigert.

Schnellerer Bauablauf
Durch den Verzicht auf den Nassestrich entfallen lange Trocknungszeiten, was der Renovierung oder dem Neubau zeitlich entgegenkommt. So beträgt das zeitliche Einsparungspotenzial etwa vier bis sechs Wochen. Zudem müssen keine Trocknungskosten mehr einkalkuliert werden.

Mit Flächenheiz- und Kühlsystemen kostenbewusst in die Zukunft investieren

Energieeffiziente Flächenheiz- und Kühlsysteme in Trockenbauweise können problemlos auch nachträglich eingebaut werden und sind bestehenden Gegebenheiten gegenüber sehr anpassungsfähig. So lässt sich das System beispielsweise mit jeder Art von Heizquelle betreiben – von Öl, Gas, Holz und Pellets über Elektrizität oder Fernwärme und auch über alternative Energien wie Solar- und Wärmepumpen. Die wasserführenden Flächenheizsysteme können also optimal in die vorhandene Heizungsquelle integriert werden.
Durch diese Kombinierbarkeit mit den unterschiedlichsten Energieträgern sind die Flächenheiz- und Kühlsysteme in Trockenbauweise zukunftssicher und eignen sich außer für Neubauten auch bei Renovierungen und Sanierungen. Hier punkten die Systeme durch die einfache, schnelle und saubere nachträgliche Einbaumöglichkeit.

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