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Dachbegrünungen: Was ist möglich und was ist zu beachten?

Inhaltsverzeichnis

1. Wie ist eine Dachbegrünung aufgebaut?

Im Gegensatz zur Natur, wo Pflanzen mit ihren Wurzeln bis in große Tiefen vordringen und sich so ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgen, sind sie auf dem Dach von diesen Kreisläufen abgeschnitten. Der Systemaufbau zur Dachbegrünung besteht daher aus mehreren Funktionsschichten, die den fehlenden Erdanschluss ausgleichen und dauerhafte Funktionssicherheit garantieren:

  • Wurzelschutz
  • Schutzlage
  • Dränschicht
  • Filtervlies
  • Substratschicht und Pflanzebene

Wurzelschutz und Schutzlage – Voraussetzung für das Aufbringen des Begrünungssystems ist ein fachgerecht abgedichtetes und ausreichend tragfähiges Dach. Ist die Abdichtung nicht bereits wurzelfest, wird ein separater Wurzelschutz verlegt.

Dränschicht – Die vollflächig verlegte Dränschicht ist Kernelement des Begrünungsaufbaus. Sie gewährleistet das Abfließen von Überschuss-Wasser zu den vorgesehenen Entwässerungseinrichtungen (Dachgully, Entwässerungsrinne, Wasserspeier). Bei Dächern mit Pfützenbildung muss die Dränschicht hoch genug sein, damit die Substratschicht nicht mit stehendem Wasser in Berührung kommt, um Wurzelfäulnis infolge von Staunässe zu vermeiden. Je nach Bedarf und Art der Begrünung unterscheiden sich die eingesetzten Dränelemente hinsichtlich Höhe, Gewicht und Material.

Substratschicht – Dachsubstrate sollen die Vegetation möglichst lange mit Wasser versorgen, allerdings führt eine überhöhte Wasserkapazität wiederum zu Vernässungen, Moosbildungen und verstärkten Fremdaufwuchs. Daher werden Dachsubstrate in ihrer Zusammensetzung aus mineralischem Tonziegelsplitt und organischem Anteil genau auf die geplante Vegetation abgestimmt.

Art der Dachbegrünung Vorrangige Aufgabe des Substrats
Extensivbegrünung Dränageleistung
Intensivbegrünung

Wasserspeicherung
Nährstoffversorgung

Hinweis: Da die Lastenreserve eines Daches in der Regel begrenzt ist, sollten Dachsubstrate wenig wiegen.

Pflanzebene – Die Bepflanzung muss für den exponierten Standort Dach geeignet sein. Auf besonders windbelasteten Flächen und auf Steildächern sind vorkultivierte Vegetationsmatten nützlich, während sonst Ballenpflanzen oder Samenmischungen ausgebracht werden können. Höher wachsende Pflanzen wie Kleinbäume können mit passenden Baumverankerungen gegen Windsog gesichert werden. Auch Nutzpflanzen lassen sich auf Dächern kultivieren (Urban Farming).

Tipp: Biodiversitäts-Module fördern zusätzlich die biologische Vielfalt von Flora und Fauna auf dem Dach.

Die Bandbreite reicht von der pflegeleichten und kostengünstigen Extensivbegrünung als ökologische Alternative zu einem Kiesbelag, über einfache Intensivbegrünungen mit Stauden und duftenden Kräutern, bis zu Dachgärten mit Rasen, Sträuchern und Bäumen. Ebenfalls möglich sind Geh- und Fahrbeläge, Spiel- oder Wasserflächen.

Aufbauhöhe und Gewicht von Dachbegrünungen

Art der Dachbegrünung Aufbauhöhe Gewicht
Extensivbegrünung 5-15 cm 60-150 kg/m²
Intensivbegrünung 15-100 cm 150-1300 kg/m²

Aufgrund der geringen Aufbauhöhe, ist eine extensive Dachbegrünung in den meisten Fällen auch noch nachträglich problemlos möglich.

2. Dachbegrünung: Wie steil darf das Dach sein?

Ob es sich um ein typisches Flachdach mit zwei Prozent Gefälle, ein geneigtes beziehungsweise  gewölbtes Dach oder ein Dach ohne Gefälle handelt, spielt für die Wahl des passenden Begrünungsaufbaus eine wichtige Rolle. Es müssen Faktoren wie stehendes Wasser oder die bei Schrägdächern auftretenden Schub- und Erosionskräfte berücksichtigt werden. Eine Begrünung ist dabei bis circa 35 Grad möglich.

3. Wie verhindere ich bei meiner Dachbegrünung eine Verlagerung des Materials?

Erosion kann durch Wasser oder Wind entstehen und beispielsweise durch Rasterelemente, Jutenetze oder vorkultivierte Vegetationsmatten verhindert werden. Die Schubkräfte einer Schrägdachbegrünung variieren je nach Dachneigung, Dachgröße, Gewicht des Begrünungsaufbaus und einer anzunehmenden zusätzlichen Schneelast und könnten zum Abgleiten des kompletten Begrünungsaufbaus führen. Das muss durch geeignete Maßnahmen (stabile Traufe, zusätzliche Schubschwellen) verhindert werden.

4. Wie und wieviel Wasser speichert eine Dachbegrünung?

Wenn es regnet, speichert jede Dachbegrünung in ihrem Systemaufbau eine gewisse Menge Wasser und lässt überschüssiges Wasser zeitverzögert in die Kanalisation fließen. Genau das reduziert die Gefahr von Hochwasser im Falle von Starkregen.

Art der Dachbegrünung Wasserspeicherung
Extensivbegrünung 20-40 l/m²
Intensivbegrünung 50-100 l/m²

Und dieser Effekt lässt sich gezielt steigern: Spezielle Spacerelemente eines Retentions-Gründaches erlauben weitere circa 60 Liter pro Quadratmeter Wasserspeicherung (beziehungsweise ein Vielfaches davon) – unterhalb des eigentlichen Begrünungsaufbaus.

5. Dachbegrünung: Bewässerung und Pflege

Bewässerung Die regenerationsfähigen Sukkulenten (zum Beispiel Sedum), Moose, Gräser und Kräuter einer Extensivbegrünung kommen mit dem natürlichen Niederschlag aus. Lediglich in besonders trockenen Regionen, die allerdings durch den Klimawandel auch in Deutschland zunehmen, ist eine zusätzliche Bewässerung nötig.
Intensivbegrünung müssen immer zusätzlich bewässert werden:

  • Unterflurbewässerung sind dabei effizienter als herkömmliche
  • Tröpfchenbewässerungen
  • oder Wassersprenger.

Pflege Bei Extensivbegrünungen sind wie bei allen Flachdächern ein bis zwei Begehungen pro Jahr ausreichend, um Dachabläufe oder Lüftungseinrichtungen zu kontrollieren und zum Beispiel Fremdwuchs zu entfernen. Ein Dachgarten – also eine intensive Dachbegrünung – benötigt Pflege wie zu ebener Erde. Zur Intensivbegrünung zählt übrigens auch Rasen, der regelmäßig zu mähen ist.

6. Dachbegrünung: Teiche und Wasserbecken angelegen

Wasserflächen werden grundsätzlich oberhalb der Dränschicht angeordnet und separat mit einer Teichfolie abgedichtet. Empfehlenswert ist eine Wassertiefe von mehr als 30 cm, da auf exponierten Flächen mit einer erhöhten Verdunstung zu rechnen ist.

7. Dachbegrünungen: Was ist bei Geh- und Terrassenbelägen zu beachten?

Für Geh- und Terrassenbeläge auf Gründächern sind oberhalb der Dränschicht, die mit dem Systemfilter abgedeckt ist, passende Trag- und Bettungsschichten aufzubringen. Diese können allerdings nicht so verdichtet werden wie es auf gewachsenem Boden der Fall wäre, da Bauwerke schwingungsanfällig sind. Für reine Gehbeläge sind Platten mit vier Zentimetern oder Pflaster mit acht Zentimetern Dicke ausreichend. Eine Alternative sind Stelzlager, wenn ein leichter Aufbau gefragt ist oder wenn Holz-, WPC-Dielen oder dünnschichtige Keramikbeläge zu verlegen sind.

8. Begrünte Dächer: Sind auch Fahr- und Sportbeläge möglich?

Fahrbeläge – Auf statisch belastbaren Dächern, zum Beispiel Tiefgaragendecken, sind auch Fahrbeläge möglich, wobei neben der Druckbelastung auch horizontale Lasten durch Bremsen, Lenken und Beschleunigen zu berücksichtigen sind. Für Schwerlastverkehr wie Liefer-, Feuerwehr- oder Müllfahrzeuge sind druckverteilende Schottertragschichten mit Aufbauhöhen von 30 bis 35 Zentimetern nötig, bei reiner PKW-Nutzung genügen 15 Zentimeter. Für die Pflasterbeläge empfiehlt sich eine Steindicke von 14 Zentimetern für LKW-Verkehr und 10 Zentimeter für PKW-Verkehr.

Sportbeläge – Auch offenporige Kunststoffbeläge für Sportflächen oder Tartanbahnen sind auf Dächern möglich. Der Elastikbelag wird dazu auf wasserdurchlässigem Asphalt über einer Schottertragschicht aufgebracht. Darunter sichert die Dränschicht die Entwässerung.

9. Wie werden Spielgeräte und Geländer auf begrünten Dächern installiert?

Fundamente für Spielgeräte, Geländer, Pergolen oder Sandsteinmauern gelingen durch Ausbetonieren der Dränelemente. Diese dienen als verlorene Schalung und gewähren durch ihr unterseitiges Kanalsystem durchgängige Dränage.

10. Wie muss eine Absturzsicherung auf Gründächern aussehen?

Beim Dachgarten sind selbstverständlich dauerhafte Geländer oder ausreichend hohe Attiken vorgeschrieben. Sind Personen lediglich kurzfristig auf Dächern mit mehr als drei Metern Absturzhöhe, zum Beispiel zur Pflege und Wartung einer Extensivbegrünung, sind auflastgehaltene Rückhaltesysteme als Schienenlösung oder Einzelanschlagpunkte die richtige Lösung. Der Trend geht allerdings auch hier zum Kollektivschutz in Form von Arbeitsschutzgeländern.

Achtung! Ebenso wie Geländer und Solaranlagen sollten auch Absturzsicherungen stets ohne Dachdurchdringung nach dem Auflastprinzip befestigt werden, um Wärme- beziehungsweise Kältebrücken und damit Schwachstellen in der Abdichtung zu vermeiden.

11. Dachbegrünung Solarthermie und Photovoltaik kombinieren

Die Kombination von Solarnutzung mit extensiver Dachbegrünung ist ideal, da sich Synergieeffekte bereits in der Bauphase ergeben. Die Solaranlage wird idealerweise auflastgehalten mit ausreichend Abstand zum Begrünungsaufbau montiert. Somit sind Dachdurchdringungen hinfällig. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Begrünung für eine vergleichsweise geringere Umgebungstemperatur sorgt und damit den Leistungsgrad einer Photovoltaikanlage steigert.

12. Bieten Dachbegrünungen Brandschutz?

Dachbegrünungen gelten als sogenannte Harte Bedachung, das heißt sie bieten Schutz vor Flugfeuer und strahlender Wärme, sofern sie die Vorgaben der DIN 4102-4 erfüllen.

13. Werden Dachbegrünungen gefördert?

Viele Kommunen haben die Dachbegrünung in ihren Bebauungsplänen verankert und fördern diese auch finanziell durch direkte Zuschüsse oder indirekt durch geringere Abwassergebühren.

14. Wer führt Dachbegrünungen aus?

Im Regelfall wird die Dachabdichtung vom Dachdecker und die Dachbegrünung vom Landschaftsgärtner ausgeführt. Da zwischen Abnahme der Dachabdichtung und Beginn der Begrünungsarbeiten oft ein gewisser Zeitraum liegt, ist die Dachabdichtung zu schützen und vor Beginn der Begrünungsarbeiten sorgfältig zu prüfen.

15. Dachbegrüngung: Die wichtigsten Infos auf einen Blick

  Extensivbegrünung Intensivbegrünung
Aufbauhöhe 5-15 cm 15-100 cm
Gewicht 60-150 kg/m² 150-1300 kg/m²
Vorrangige Aufgabe des Substrats Dränageleistung

Wasserspeicherung
Nährstoffversorgung

Wasserspeicherung

20-40 l/m² 50-100 l/m²
Pflegefrequenz ein bis zwei Begehungen pro Jahr Ebenso oft wie bei einem normalen Garten
Pflege Dachabläufe oder Lüftungseinrichtungen kontrollieren
Fremdwuchs etc. entfernen
Abhängig von Bepflanzung; bei Rasen zum Beispiel regelmäßiges Mähen
Bewässerung Natürlicher Niederschlag reicht normalerweise aus; außer in besonders trockenen Regionen Zusätzliche Bewässerung ist notwendig; via Unterflurbewässerung (am effizientesten), Tröpfchenbewässerung oder Wassersprenger
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