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Das Modulhaus – neue Wohnformen, Folge 3

Inhaltsverzeichnis

Die Modulhaus-Idee: jederzeit ausbaufähig

Wenn Sie als Kind mit Bauklötzen gespielt haben, kennen Sie das Prinzip der Modulbauweise: Einzelmodule mit viel Spielraum für Phantasie und Kreativität nahezu beliebig nebeneinander anordnen oder übereinander stapeln. Die Option, zeitversetzt zu erweitern (z.B. je nach finanziellen Möglichkeiten) oder wieder abzukoppeln, bietet Ihnen ein Höchstmaß an Flexibilität. 

Dieses Konzept gilt nicht nur für den privaten Bereich, wenn Sie Ihre Zukunft zum Beispiel mit einer allmählich wachsenden Familie planen. Oder wenn Sie als Single lieber individuell und allein wohnen wollen bevor ein zweites Wohnmodul für den/die Partner*in angedockt wird. Vielleicht ist es auch ein Wochenendhaus in ruhiger Lage, das Ihnen als Idee vorschwebt. 

Auch für den kommerziellen Bereich bieten Modulhäuser spannende, neue Möglichkeiten: zum Beispiel als mehrgeschossige Single-Apartmentanlagen, als Ferienwohnungen oder Guesthouses. Sogar für den Gastro-Bereich als Imbiss-Stand gibt es Lösungen.

Wie gesagt – Ihrer Kreativität sind angesichts der mittlerweile kaum noch überschaubaren Angebote inklusive der dazu passenden Erweiterungsmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt.

Modulhaus, Containerhaus, Tiny House, Mini House – wo liegen die Unterschiede?

Allgemein sind bei den neuen Wohnformen die Begriffe für einzelne Haustypen nicht trennscharf. Oft werden Tiny Houses auch als Mini Houses bezeichnet, Containerhäuser als Modulhäuser und umgekehrt. 

Tiny Houses sind in der Regel auf einen Doppelachs-Trailer montiert. Da sie aber auch stationär aufgestellt sein können (also ohne Anhänger-Unterbau), werden sie auch als Mini Houses bezeichnet. Bei den Tiny Houses on Wheels (THoW) darf jedoch ein Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen gemäß StVO nicht überschritten werden, um die gleichen Rechte und Pflichten eines Wohnwagens wahrnehmen zu können.   

Modulhäuser und Containerhäuser können zwar beide  durch Nebeneinanderstellen oder Übereinanderstapeln zu größeren Wohneinheiten erweitert werden. Jedoch können sie sich in den Abmessungen unterscheiden:

  • Containerhäuser werden in aller Regel auf Basis von 20-Fuß- oder 40-Fuß-Seefracht-Containern erstellt. Die Außenmaße in Meter (L x B x H): 6,05 x 2,44 x 2,59 bzw. 12,19 x 2,44 x 2,59). High-Cube-Container sind ca. 30 cm höher. 
  • Modulhaus-Einheiten können dagegen bis zu 20 Meter lang, 6 Meter breit und 4 Meter hoch sein. Das sind die Maximalabmessungen, um ein Modul im öffentlichen Straßenverkehr noch in vertretbarem Rahmen transportieren zu können. Dafür ist eine Schwertransport- Sondergenehmigung nötig.

In jeder Hinsicht den herkömmlichen Bauweisen ebenbürtig

Was die Variantenvielfalt, Wohnkomfort und energetische Dämmung betrifft, sind Modulhäuser mit klassischen Fertighaus-Konzepten und Massivhäusern ohne weiteres vergleichbar. Sogar die Baustoffe sind sich vielfach ähnlich: Beton, Stein, sehr häufig Holz – oft eingesetzt: die CLT-Massivholzbauweise. Vielleicht der einzige nennenswerte, aber keineswegs nachteilige Unterschied gegenüber herkömmlichen Bauweisen ist das Modulskelett, welches vielfach aus Stahlträgern besteht, das die Statik sichert. 

Als Heizung bieten Modulhaus-Hersteller unterschiedlichste Systeme an von der elektro-basierten Fußbodenheizung  mit Wärmerückgewinnung über Luft/Luft-Wärmepumpe bis hin zu integrierten Systemen, die auch mittels Thermo-Solaranlage oder  Brauchwasserwärmepumpe für die Warmwasserversorgung zuständig sind. 

Bei Modulhäusern wird grundsätzlich auf sehr gute Energieeffizienz geachtet. Daher sind 3-Fach Fensterverglasung Standard und eine ganze Reihe von Modulhäusern entsprechen  dem KfW 55- und sogar dem KfW 40 plus-Standard und sind somit förderungswürdig.

Was kostet ein Modulhaus?

Modulhäuser sind ausgepreist wie ein VW beim Autohändler. Hier wie dort können Sie Zusatzausstattungen buchen, die den Preis natürlich steigen lassen. So gibt es bei Modulhäusern häufig Standard- Ausstattungen und Komfort-Ausstattungen.  Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Sonderwünsche verwirklichen zu lassen. Daher sind preisentscheidende Faktoren:

  • die Ausstattung: Vom einfachen gartenhausähnlichen Modulhaus bis zum luxusausgestatteten Palast mit Zentral- oder Fußbodenheizung, Klimaanlage und hochwertigen Keramik-Fliesen gibt es alles für alle Ansprüche, wie das auch bei herkömmlichen Häusern zu finden ist
  • der Ausstattungsgrad: In der Regel sind die Module bezugsfertig ausgestattet. Es gibt auch für handwerklich Ambitionierte oder Berufstätige Teilausbauten, bei denen z.B. noch verputzt und gestrichen und/oder der Bodenstrich ausgebracht werden muss. 
  • die Größe hinsichtlich der Wohn- bzw. Grundfläche beginnt bei 15 qm und ist aufgrund der Modularität nach oben offen. 
  • Dementsprechend ist der Preis abhängig von Wohnfläche und Ausstattung. Es gibt 15 qm-„Modulhäuschen“ ab etwa 50.000 Euro bis zu rund 75.000 Euro. 80 qm-Bungalows sind mit 200.000 Euro ausgepreist, während 100 qm-Häuser schon für 150.000 Euro zu haben sind.  

Wie funktioniert das mit dem Bauen eines Modulhauses?

Zunächst einmal gilt: Gebaut wird im Werk des Modulhaus-Herstellers, und zwar alles bis zur letzten Steckdose. Dann liefert er das oder die fertigen Module am Bauplatz an. Bis dahin müssen die Fundamentplatte oder das Kellergeschoss fertiggestellt sein. Mit dem gleichzeitig eintreffenden Autokran wird das Modul auf das Fundament gehievt und damit verankert – fertig. Wenn alles gut vorbereitet ist, dauert der ganze Vorgang knapp einen Tag.

Sind es mehrere Module, werden sie Ihren Wünschen gemäß platziert, miteinander verbunden und ebenfalls verankert. Vielleicht müssen noch die Verbindungstüren zwischen den Modulen eingehängt werden. Je nachdem wie die Module angeliefert werden, ist die ganze Sache in durchschnittlich zwei bis drei Tagen erledigt. 

Neben diesem unschlagbaren Zeitvorteil kommt der eigentliche Vorteil der Modulhaus-Idee zum Tragen: wenn Sie sich nach einiger Zeit entschließen, dass Sie noch ein Kinderzimmer und ein Büro brauchen. Dann bestellen Sie die passenden Module, die bald darauf angeliefert und so installiert werden, dass die standardmäßig vorgesehenen Durchbrüche an den vorhandenen Modulen den Zugang zu den neuen Bauteilen schaffen. Und wiederum in nur einem Tag pro Modul haben Sie Ihr Eigenheim bedarfsgerecht vergrößert. 

Natürlich sind auch alle erforderlichen Installationen und Anschlüsse so vorbereitet, dass sie mit wenigen Handgriffen von Modul zu Modul und von dort mit den öffentlichen Versorgungsanschlüssen verbunden werden können.

Hinweis: Die Verankerung mit der Betonplatte sollte zwar sturmsicher sein, kann aber wieder lösbar gestaltet sein im Fall, dass Sie mitsamt Haus einen Ortswechsel vornehmen möchten.

Ohne Baugenehmigung kein Modulhaus

Vor jeder Realisierung eines Wohngebäudes steht der Bauantrag, den Sie bei der örtlichen Bauaufsichtsbehörde stellen. Im Fall eines Modulhauses ist davor unbedingt eine Bauvoranfrage angeraten. Damit klären Sie, ob Sie überhaupt so etwas „Revolutuionäres“ wie ein Modulhaus auf dem Grundstück bauen dürfen. Das regelt nämlich der Bebauungsplan, der vorschreibt, ob beispielsweise eine Flachdach-Bauweise erlaubt ist. Wenn Sie die generelle Zusage der Baubehörde erhalten haben und Ihr „Traum-Modulhaus“ den Vorgaben des Bebauungsplans entspricht, brauchen Sie 1. alle für den Bauantrag erforderlichen Unterlagen, die Ihnen der Hersteller zur Verfügung stellt, 2. einen Vorlageberchtigten, also einen Architekten oder Bauingenieur. Sie selbst können keinen Bauantrag stellen.

Hinweis:

Bei der Modulbauweise erleichtern Sie sich die zeitversetzte Erweiterung, wenn Sie von Anfang diese Erweiterung mit einplanen. Sinnvoll ist die Klärung, unter welchen Bedingungen und zeitlichen Spielräumen ein weiterer Ausbau möglich ist.

Die neuen Nachbarn werden staunen!

Der Erfolg der Modulbauweise lässt sich auf mehrere Gründe zurückführen, nicht zuletzt auf die zahlreichen attraktiven Modelle, die in nichts kreativen Architektenentwürfen nachstehen. Darüber hinaus zeichnen sie sich aus durch:

  • Zeitersparnis. Es ist nicht unrealistisch, wenn Sie ab der Unterschrift des Liefervertrags mit dem Modulhersteller damit rechnen, dass Ihr Modulhaus in einem halben Jahr bezugsfertig ist.  
  • Kostenersparnis. Vergleichsrechnungen haben ergeben, dass bei vergleichbarer Auststattung ein Modulhaus 25 – 30% preiswerter ist als ein herkömmlich gebautes Haus. 
  • Gestaltungsfreiheit. Zum einen ist das Angebot an Modulhäusern derart vielfältig, dass Sie womöglich die Qual der Wahl haben. Darüber hinaus können Sie Einzelmodule fast nach Belieben anordnen, auch später noch.
  • Flexibilität in der Lebensplanung. Klein anfangen und sukzessive den Wohnraum aus- und aufbauen, je nachdem, wie sich Ihr Leben entwickelt. 
  • Mobilität. Wenn es sein muss oder gerne sein darf, ziehen Sie ¬ mitsamt dem Mobilhaus um. Der Möbelwagen ist dann ein Tieflader. 

Insgesamt ist die Errichtung eines Modulhauses enorm schnell abgeschlossen. Genauso rasch sind die Geäuschquellen wie Liefer-Lkw und Autokran verschwunden. Monatelange Staub- und Lärmbelastungen entfallen. Das dürfte sich unter anderm auch positiv auf das Verhältnis zur Nachbarschaft auswirken.

Hinweis: Die Optik von Modulhäusern wird vom Flachdach geprägt. Satteldach wäre ein Widerspruch an sich, weil für Modulhäuser charakteristisch ist, dass man auch nach oben bauen kann: aufeinanderstapeln bis zu 6 Stockwerke ist möglich - aber nicht bei allen.

Lesen Sie auch:
Neue Wohnformen, Folge 1: Containerhaus
Neue Wohnformen, Folge 2: Tiny House
Neue Wohnformen, Folge 4: 3D-Drucker-Haus

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