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Was muss man beim Bauen am Hang beachten?

Inhaltsverzeichnis

Auf was ist beim Bauen am Hang zu achten?

Beim Bauen am Hang gibt es einige Dinge, die vor Beginn des Hausbaus – teilweise sogar vor dem Grundstückskauf – zu beachten sind. Dazu zählen unter anderem:

  • die Bodenbeschaffenheit
  • die Lage und Ausrichtung des Grundstücks
  • Hangwasser und Schichtenwasser
  • die Bauweise
  • die Baustelleneinrichtung
  • die Dämmung – vor allem des Fundaments im Hang
  • die Höhenunterschiede

Die Bodenbeschaffenheit ist fürs Bauen am Hang entscheidend

Die geologische Beschaffenheit eines Hanggrundstücks ist ausschlaggebend dafür, ob es bebaubar ist oder nicht. Das Fundament muss sicher darin verankert werden können, da es besonderen Lasten wie einem erhöhten Erd- und Wasserdruck standhalten muss.

Während ein sehr felsiger Untergrund erschwert, eine Baugrube exakt auszuheben und Versorgungsanschlüsse zu verlegen, besteht bei sandigem Untergrund eine hohe Abrutschgefahr. In einem solchen Fall kann es sein, dass für die Bebauung umfangreichere Abstützmaßnahmen notwendig werden, was zu Mehrkosten führt.

Bevor Sie ein Hanggrundstück kaufen, sollten Sie also ein umfassendes Baugrundgutachten erstellen lassen. Ein solches Gutachten kann von einem Geologen, einem Sachverständigen für Geotechnik oder einem Bauingenieur vorgenommen werden.

Ein Baugrundgutachten – auch Bodengutachten genannt – gibt Auskunft über

  • die Tragfähigkeit des Bodens,
  • den Grundwasserspiegel
  • und die Wasservorkommen
  • sowie mögliche ökologische Belastungen (Kontaminationen).

Es sollte Informationen zu folgenden Punkten enthalten:

  • Grundwasserspiegel (wichtig für die Kellerabdichtung)
  • Bodenklassen (gemäß DIN 18300) auf dem Grundstück
  • Bodenarten auf dem Grundstück
  • Bodenbelastungen, wenn es welche auf dem Grundstück gibt
  • Tragfähigkeit des Grundstückbodens
  • Regionale Geologie/topografische Bedingungen (wichtig für die Regenwasserversickerung)

Ein Baugrundgutachten eines Hanggrundstücks sollte darüber hinaus klären,

  • ob durch das Gefälle Erdschichten abrutschen können
  • welche Sicker- und Schichtenwassermengen sich auf dem Weg bergab voraussichtlich am Fundament des Hauses stauen können.

Üblicherweise wird ein Baugrundgutachten mithilfe einer Rammsondierung vorgenommen. Dabei wird eine Sonde mit festgelegter Energie in den Boden gerammt und der Bodenwiderstand gemessen. Die Messergebnisse geben Auskunft über die Lagerungsdichte der Bodenschichten und somit über die Belastbarkeit des Bodens.

Diese Methode ist manchmal jedoch nicht ausreichend für ein abschließendes Baugrundgutachten eines Hanggrundstücks. Eventuell muss dann eine Schürfgrube angelegt werden, die genauere Informationen zu jeder Bodenschicht liefern kann.

Das Baugrundgutachten werden Sie auch für die Hausplanung noch brauchen. Denn anhand dieses Gutachtens kann der Planer entscheiden, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, damit das Haus am Hang gebaut werden kann und welche Bauweise sich eignet.

Tipp Es gibt geologische Karten, die Ihnen eine erste Auskunft über mögliche problematische Baugrundverhältnissen geben können. In Baden-Württemberg ist das zum Beispiel die sogenannte Ingenieurgeologische Gefahrenhinweiskarte, die das Landesamt für Geologie, Rohstoff und Bergbau online zur Verfügung stellt.

Die Lage des Hanggrundstücks ist wichtig für Entwurf und Logistik

Bevor Sie für den Kauf eines Hanggrundstücks unterzeichnen, sollten Sie außer den Boden auch den Bebauungsplan genau prüfen. Er gibt Aufschluss darüber, welche Vorschriften für die Bebauung des Grundstücks gelten, für das Sie sich interessieren. Im besten Fall ziehen Sie einen erfahrenen Planer, zum Beispiel einen Architekten, zurate. Er kann Ihnen beim Lesen des Bebauungsplans helfen und die Möglichkeiten, die die Vorschriften bieten, mit Ihren Vorstellungen abgleichen.

Wichtig zu klären wäre unter anderem,

  • von wo aus die Baustelle erschlossen werden kann,
  • von wo das fertige Haus erschlossen werden muss – ob von der Hang- oder der Talseite (von der Hangseite ist die Erschließung etwas einfacher),
  • wie sich die Umgebungsbebauung womöglich noch verändern und sich womöglich negativ auf Ihr Grundstück auswirken kann (Sichtversperrung, Verschattung, etc.),
  • ob gute Sichtachsen zu realisieren sind.

Unabhängig vom Bebauungsplan können Sie außerdem selbst prüfen, ob sich das Gelände auf einem Nord- oder Südhang befindet. Ein Nordhang bedeutet Schattenlage, ein Südhang ist aus energetischer Sicht besser, da Sie hier die Sonnenenergie nutzen können – sowohl über große Fensterflächen als auch über eine Solaranlage.

Achtung Hangwasser!

Hangwasser ist eine besondere Form des Sickerwassers, das bei Niederschlägen auftreten kann. Naturgemäß fließt Sickerwasser bei abfallendem Gelände in Richtung Tal, wenn auf diesem Wege ein Haus steht, wirkt das Gebäude wie ein Staudamm. An den hangseitigen Außenwänden sammelt sich somit das Wasser und erzeugt unter Umständen einen hydrostatischen Druck. Es besteht die Gefahr, dass das drückende Wasser ins Gebäude eindringt und es schädigt. Ein hoher Grundwasserstand kann zusätzlich zu einer hohen Wasseransammlung an der Gebäudehülle führen. Aus diesem Grund müssen Hanghäuser sehr gut abgedichtet und durch ein umfassendes Drainagesystem geschützt werden.

Hinweis Beachten Sie bei Hangwasser unbedingt die Vorschriften der DIN 18195 zur Bauwerksabdichtung. Sie regelt den Schutz von Bauwerken gegen Feuchtigkeit und Wasser.

Welche Bauweisen sind am Hang möglich?

In den Hang bauen

Bei dieser Hangbauweise wird das Haus teilweise in das abfallende Gelände eingegraben. Da dazu der Hang teilweise abgetragen werden muss, sollte der Boden nicht zu felsig sein.

Vorteile

Nachteile

  • Die Außenwände, die im Erdreich liegen, werden auf natürliche Weise von der weitgehend konstanten Bodentemperatur gedämmt.
  • Es entsteht ein nutzbares Hanggeschoss – entweder als Wohnraum oder als Garage, wenn von der Talseite eine Zufahrt möglich ist.
  • Das Haus ist viel Feuchtigkeit ausgesetzt (Stichwort Hangwasser) und muss deshalb gut abgedichtet werden und durch ein gutes Drainagesystem davor geschützt werden.
  • Es wird stark in die Natur eingegriffen.

Bauen auf Stelzen

Ein Hanghaus auf Stelzen zu bauen, ist vor allem bei großem Gefälle sinnvoll und wenn der Boden felsig ist, der Aushub also nur schwer möglich wäre. Bei dieser Bauweise wird die Höhendifferenz überwunden, indem das Haus zur Talseite aufgeständert wird. Die Bodenplatte liegt meist oben im Hang und wird nach unten durch Stelzen gestützt. Diese sind mittels Punktfundamenten im Hang verankert.

Vorteile

Nachteile

  • Es muss weniger in die Natur eingegriffen werden als beim Bauen in den Hang.
  • Es gibt weniger bis Fläche, an der sich Hangwasser stauen kann und wo Undichtigkeiten entstehen können.
  • Es kann mehr Sonne in das Haus gelangen.
  • Das Haus ist zu mehr Seiten der Außentemperatur ausgesetzt – auch von unten – und muss deshalb stärker gedämmt werden, als wenn es eingegraben wäre.
  • Es entsteht kein zum Wohnen geeignetes Hanggeschoss. Dennoch kann der Raum unter der Bodenplatte genutzt werden – zum Beispiel als Carport.

Split-Level- oder Terrassenbauweise

Sowohl bei der Split-Level- als auch bei der Terrassenbauweise werden die Geschosse gegeneinander verschoben. Die einzelnen Ebenen passen sich somit dem abfallenden Höhenniveau des Hanges an. Bei der Split-Level-Bauweise wird um halbe Geschosse, bei der Terrassenbauweise um ganze Geschosse versetzt gebaut.

Vorteile

Nachteile

  • es wird Tiefe geschaffen
  • es fällt viel Licht ein
  • die Staffelung ist räumlich reizvoll

 

  • benötigt viel Platz
  • ist konstruktiv aufwendig, aufgrund der Übergänge und Anschlüsse der verschiedenen Ebenen untereinander
  • ist kostenintensiv, da die Außenwandfläche maximiert ist
  • es werden viele Treppen benötigt, um die Höhenunterschiede zu überwinden – Treppen aber nehmen viel Platz ein und stellen für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, ein Hindernis dar

Auffüllen des Hangs

Wenn das Gefälle nur schwach ist, dann kann es Sinn machen, den Hang einfach aufzufüllen, sodass eine flache Ebene für die Bodenplatte entsteht. Optisch ragt ein solches Haus allerdings deutlich aus dem Hang heraus. Auf jeden Fall müssen Sie prüfen, ob der örtliche Bebauungsplan die Aufschüttung zulässt und ob die obere Bodenschicht tragfähig genug für ein Haus ist.

Welche Vor- und Nachteile hat das Bauen am Hang?

Vorteile

Nachteile

  • einzigartiger Ausblick möglich, wenn es Lage und Bebauungsplan zulassen
  • bei Südhanglage: über den gesamten Tag Sonneneinstrahlung möglich, sodass die Räume sehr hell sind
  • bei Südhanglage: Nutzung der Sonnenenergie möglich
  • wenn das Haus in den Hang gebaut ist: natürliche Dämmung der rückseitigen Außenfassade durch das Erdreich
  • terrassiertes Außengelände ermöglicht eine abwechslungsreiche Zonierung
  • zwei Eingänge möglich – einer auf der Hang- und einer auf der Talseite (das Haus kann also auch von zwei Parteien bewohnt werden)
  • kostenintensiver als ebenerdiges Bauen
  • bei Nordhanglage: wenig Sonneneinstrahlung möglich, sodass die Räume womöglich sehr dunkel wirken
  • die Höhenunterschiede müssen durch Treppen überwunden werden, dabei nehmen Treppen viel Platz weg
  • bei einem Haus auf Stelzen muss rundum – auch unterseitig – gedämmt werden, was kostenintensiv ist
  • die Baustelleneinrichtung ist komplizierter als bei ebenerdigem Bauen
  • aufgrund von Hang- und Schichtenwasser muss ein Haus am Hang besonders gut abgedichtet und durch ein effektives Drainagesystem geschützt werden
  • der Anschluss an das öffentliche Versorgungsnetz ist bei einem Hanghaus aufwendiger
  • es kann weniger in Eigenleistung erbracht werden, da Bauen am Hang komplexer als auf der Ebene ist

Es kann durchaus sein, dass nicht alle genannten Vor- und Nachteile auf Ihr Hanggrundstück zutreffen, dafür aber andere hinzukommen. Im Einzelfall ist immer genau zu prüfen, was für und was gegen das Bauen auf dem Hanggrundstück Ihres Interesses spricht. Es gilt die Pros und Kontras sorgfältig gegeneinander abzuwägen, bevor Sie sich dafür entscheiden. 

Die Baustelleneinrichtung am Hang – eine Herausforderung

Bei der Baustelleneinrichtung am Hang sind viele zusätzliche Faktoren zu beachten. Zum Beispiel muss der Hang gesichert werden, bevor mit dem Aushub begonnen wird. Er darf auch bei starken Regenfällen nicht ins Rutschen geraten und die Baustelle gefährden. Des Weiteren können oft nur bestimmte Baugeräte zum Einsatz kommen – je nach Bodenbeschaffenheit und vorhandenem Platz dürfen sie nur ein gewisses Gewicht und eine bestimmte Größe haben. Ansonsten kann es zum Abrutschen des Hangs kommen.

Auch der Bauablauf muss präzise geplant werden. Denn anders als beim Bauen in der Ebene kann es beim Bauen am Hang sein, dass nicht Geschoss für Geschoss gebaut werden kann, da das Baugerät nicht mehr an die Stelle kommen würde, wo die oberen Ebenen gebaut werden sollen. Es muss also stückchenweise vorangehen.

Wie viel kostet es, am Hang zu bauen?

Eine pauschale Angabe, wie viel ein Haus am Hang kostet, ist nicht möglich. Grundsätzlich müssen Sie aber mit höheren Baukosten rechnen, als wenn Sie in der Ebene bauen würden.

Grund dafür sind unter anderem

  • ein höherer Planungsaufwand,
  • eine komplexere Baustellenlogistik,
  • kompliziertere Erdarbeiten,
  • kompliziertere Gründung,
  • aufwendigere Gestaltung und Befestigung des Außengeländes.

Diese Punkte sind immer abhängig von der Grundstücksbeschaffenheit – also davon, wie steil der Hang ist und wie der Baugrund aussieht.

Hier ein paar allgemeine Regeln:

  • Je steiler das Hanggrundstück, desto höher die Baukosten.
  • Je tiefer in den Hang gebaut wird, desto höher die Baukosten.
  • Je felsiger der Boden, desto höher die Baukosten (wenn Sie in den Hang bauen möchten).
Hinweis Ab einer Hangneigung von 15 Prozent wird das Bauen am Hang so kostenintensiv, dass eher davon abzuraten ist. Sie sollten auf jeden Fall die Wirtschaftlichkeit von einem Experten prüfen lassen.

Ein paar Entwurfstipps für das Bauen am Hang

  • Nebenräume zur Hangseite orientieren
  • Schlaf- und Wohnräume zur Talseite orientieren, um den Ausblick zu haben
  • Bei der Erschließung von oben macht es Sinn, die Nutzungsebenen umzukehren, also im obersten Geschoss – dem Eingangsgeschoss – Wohnen und Küche anzuordnen und darunter die Schlafräume.
  • Südhang: nutzen Sie die Solarenergie; achten Sie aber auch auf Verschattungsmöglichkeiten im Sommer (sommerlichen Wärmeschutz)
  • Nordhang: planen Sie große Fensterflächen, damit so viel Licht wie möglich ins Haus gelangt; achten Sie aber darauf, dass die Fenster sehr gut wärmegedämmt sind; außerdem sollte das Haus so platziert werden, dass der Garten nicht komplett davon verschattet wird; wenn möglich, planen Sie eine Terrasse neben dem Haus, wo die Morgen- oder Abendsonne hinkommt, sodass sie zumindest ein sonniges Plätzchen am Haus haben
  • Osthang/Westhang: hier kann es sein, dass Sie entweder gar keine Morgen- oder Abendsonne haben; besuchen Sie das Baugrundstück am besten einmal zu jeder Tageszeit, um herauszufinden, wie Sie ihr Haus platzieren möchten
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