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Balkon nachträglich anbauen: Welche Möglichkeiten gibt es?

Inhaltsverzeichnis

Balkon nachträglich anbauen - welche Voraussetzungen gibt es?

Um einen Balkon nachträglich anbauen zu können, bedarf es einer Baugenehmigung. Diese bauliche Veränderung fällt unter die genehmigungspflichtigen Sanierungsmaßnahmen, da die Optik eines Hauses maßgeblich verändert wird. Darüber hinaus soll mit einem Genehmigungsverfahren auch Statik und Stabilität des Balkons überprüft und sichergestellt werden. Für einen Balkonanbau oder einen Anbaubalkon existieren bestimmte Vorschriften, die in der Landesbauordnung zu finden sind.

Für die Antragstellung der Baugenehmigung holen Sie sich idealerweise einen Bauingenieur oder Architekten an Ihre Seite. Diese Experten sind in Sachen Statik und auch was die geltenden Bestimmungen anbelangt, fachkundig und auf dem aktuellen Stand.

Balkon nachträglich anbauen - welche Möglichkeiten gibt es?

Abhängig von den verschiedenen Bauweisen gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, einen Balkon nachträglich anzubauen: 

  1. Der freitragende Balkon, auch Kragarmbalkon
    Ein freitragender Balkon wird an der Hauswand, beispielsweise an eigens dafür montierten Trägern, montiert. Die Art der Träger prägt auch die bauformelle Bezeichnung dieser Balkonvariante: Der Kragarmbalkon (siehe Kragträger). Eine eher kleine Variante des Kragarmbalkons ist ein sogenannter Nischenbalkon. Dieser wird in Nischen oder Häuserecken eingepasst. Freitragende Balkone bieten sich vor allem dann an, wenn die Voraussetzungen für eine der anderen Varianten ungünstig oder schlicht nicht gegeben sind: Liegt Ihre Immobilie beispielsweise in starker Hanglage oder kann ein Balkon nicht auf dem Boden abgestützt werden. Bei einem nachträglich angebauten freitragenden Balkon benötigen Sie in jedem Fall einen Statiker und Sie müssen mit einem erhöhten Aufwand hinsichtlich des Ein- beziehungsweise Anbaus rechnen.  
     
  2. Der selbsttragende Vorstellbalkon
    Ein sich selbsttragender Vorstellbalkon steht auf mindestens 4 Stützen, bei besonders langen und großen Balkonen sind es auch einmal 6 Stützen. Ein solcher Balkon ist zwar an der Hauswand gesichert, wird jedoch nicht durch diese gehalten oder getragen. Die Traglast des Balkons liegt, wie der Name bereits verrät, einzig auf den Stützen. Das große Plus dieser Variante: Der Aufwand des Ein- beziehungsweise Anbaus ist vergleichsweise gering und Sie benötigen keinen Statiker. 
     
  3. Der teilselbsttragende Vorstellbalkon, auch Anbaubalkon
    Mit der bauformellen Bezeichnung „teilselbsttragender Vorstellbalkon“ ist der Anbaubalkon gemeint, der, verglichen mit dem selbsttragenden Vorstellbalkon, lediglich auf 2 Stützen steht. Diese Art des Balkons muss mit der Hauswand verankert werden, da hier ganz andere Kräfte auf das Gebäude wirken. Aus diesem Grund benötigen Sie für diese Variante des Balkonanbaus auch einen Statiker. Gegenüber dem beinahe vollkommen autarken Vorstellbalkon auf 4 „Beinen“, ist der Einbau eines teilselbsttragenden Vorstellbalkons einiges aufwändiger.

Balkon nachträglich anbauen - was ist zu berücksichtigen?

Wenn Sie den Entschluss gefasst haben, einen Balkon nachträglich anzubauen, ist es neben dem eigentlichen Balkon wichtig, weitere maßgebliche Faktoren genauer unter die Lupe zu nehmen. Weitere relevante Faktoren für den nachträglichen Anbau: 

Art und Ort der künftigen Balkontür
Bei der Planung eines nachträglichen Balkons stellt sich nicht nur die Frage, wo der Balkon angebracht werden soll, sondern auch, welcher Raum sich am besten für einen Balkonzugang eignet. Darüber hinaus müssen Sie sich für eine Variante Ihrer zukünftigen Balkontüre entscheiden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: 

  • Drehkipptüren
  • Faltbare Türen
  • Hebe-Schiebetüren
  • Drehflügeltüren

Entscheidend für die Auswahl einer Balkontüre ist die Frage nach dem vorhandenen Platz. Haben Sie reichlich Platz und wählen eine sich nach innen öffnende Tür oder entscheiden Sie sich für eine Schiebetür, die platzsparend "in sich zusammengeschoben" wird? 

Weitere Aspekte, die in die Entscheidung mit einfließen: 

  • die gegebene Raum-Höhe 
  • die Größe des erforderlichen Durchbruchs der Außenwand 
  • Befinden sich an potenziell geeigneten Wänden Heizkörper 
  • Möglicher Austausch vorhandener Fenster   
  • eine sich eventuell verändernde Raumaufteilung durch die Balkontüre 

Ein weiterer Punkt beim nachträglichen Anbau eines Balkons ist der Einbruchschutz. Ein Balkon bietet potenziellen Einbrechern eine Einstiegsmöglichkeit in Ihr Haus, weshalb Sie sich intensiv mit dem Thema eines wirksamen Einbruchschutzes befassen sollten. 

Größe des Balkons
Ein Balkon kann auf unterschiedliche Art genutzt werden. Den einen dient er als ein Ort zum Grillen, Sonnenbaden oder Gärtnern, andere wollen die hinzugewonnene Fläche als erweitertes Wohnzimmer nutzen. Überlegen Sie sich im Vorfeld, was Sie auf Ihrem Balkon machen wollen und welches Equipment Sie darauf unterbringen wollen. Es macht letztlich keinen Sinn, einen zu kleinen Balkon zu planen, auf dem Sie kaum ein, zwei Liegestühle oder gegebenenfalls einen Tisch aufstellen können. Fertigen Sie sich eine maßstabsgetreue Skizze an und zeichnen Sie das geplante Mobiliar und (ausladende) Kübelpflanzen ein. So wird am schnellsten klar, welcher Platzbedarf real besteht und wie groß Sie den Balkon demnach planen müssen.

Art des Geländers
Im ersten Moment würden Sie dem Geländer eines neuen Balkons wohl kaum besondere Beachtung schenken. Aber Vorsicht: Die Wahl des Geländers hat tatsächlich Einfluss auf die Statik. In welcher Bauweise ein Geländer angebracht wird und welche Höhe es hat, ist im Baurecht explizit geregelt. 

Darüber hinaus hängt die Art des Geländers von seinem geplanten Nutzen ab. Dient es in erster Linie als Fallschutz, fungiert  zeitgleich jedoch auch als Sicht- und Windschutz? Ein Geländer als Sichtschutz zu nutzen, macht Sinn, befindet man sich in exponierter Lage mitten in der Stadt. Hier wählen Sie am besten ein massives, relativ hohes Geländer. 

Balkon nachträglich anbauen - wie teuer kann es werden?

Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten für einen nachträglichen Balkonanbau lässt sich nur in etwa beziffern, mit welchen Kosten Sie im Einzelnen rechnen müssen. Die Kosten variieren stark, abhängig von der gewählten Variante, dem Material, der Balkontüre, dem Geländer und der entstehenden Montagekosten. Grob lässt sich sagen, dass eine solche Anbaumaßnahme mit mindestens 10.000 Euro für Material, Montage, Balkontüre sowie Durchbruch zu Buche schlägt. 

Reine Material-Kosten können für die einzelnen Varianten wie folgt veranschlagt werden: 

  • Kragarmbalkon
    Am kostspieligsten ist sicher die Variante des freitragenden Kragarmbalkons, dessen Anbau mit etwa 6.000 Euro veranschlagt werden kann. 
     
  • Selbsttragender Vorstellbalkon
    Bei einem selbsttragenden Vorstellbalkon muss man von Materialkosten von etwa 3.000 Euro ausgehen, montierfertige Bausätze liegen teils deutlich darunter.
     
  • Teilselbsttragender Vorstellbalkon
    Der teilselbsttragende Vorstellbalkon liegt bei etwa 4.000 Euro.

Balkon nachträglich anbauen - was kostet ein Balkongeländer?

Wie viel Sie letztlich für Ihr Balkongeländer ausgeben, hängt zum einen von Ihrem persönlichen Geschmack, der Größe, Montage-Art und Ausführung des Geländers ab. Sie können ein sehr hochpreisiges Design-Geländer aussuchen und dies selbst montieren oder  ein günstiges Geländer in Kunststoff-Ausführung vom Fachmann montieren lassen. Beide Varianten verursachen deutlich differente Kosten. Darüber hinaus spielt die schiere Größe des Geländers eine entscheidende Rolle, da der Preis je Meter gerechnet wird. 

Grundsätzlich müssen alle Balkongeländer, die angeboten und verbaut werden, in der Landesbauverordnung zugelassen sein.

Balkon nachträglich anbauen - wie kostspielig wird der Zugang zum Balkon?

Auch diese Kosten lassen sich nicht pauschal beziffern. Einen Zugang zum Balkon zu schaffen, kann in unterschiedlichem Umfang gestaltet werden, der von der Wahl der Tür abhängt. Eine Doppeltür verursacht andere Kosten als eine Schiebetür, die sich in sich selbst zusammenschieben lässt. Grundsätzlich benötigen Sie natürlich eine Tür, in welcher Ausführung Sie diese wählen und welchen Umfang der Einbau verursacht, ist höchst unterschiedlich. 

Eine grobe Kosteneinschätzung lässt sich hinsichtlich der Balkontüre selbst treffen:

  • Eine einfache Drehkipptür kostet etwa 250 Euro. 
  • Eine einfache Drehflügeltür (meist Kunststoff) ist bereits für 300 Euro zu erwerben 
  • Eine Drehflügeltür aus Holz kostet etwa 600 Euro
  • Eine Hebe-Schiebetür (Kunststoff) liegt bei etwa 800 Euro
  • Eine faltbare Hebe-Schiebetür (Kunststoff) gibt es ab etwa 1.000 Euro.

Zu diesen genannten kommen die Kosten für den Durchbruch der Wand und den Einbau der Tür hinzu, die sich grob geschätzt auf etwa 300 Euro belaufen. Zusätzliche Kosten für eine eventuell erforderliche Versetzung eines Heizkörpers kommen dann noch dazu. Zu jeder reinen Handwerkerleistung kommen An- und Abfahrt sowie Lieferkosten für nicht vorrätiges Material hinzu. 

Einen Handwerksbetrieb mit den Arbeiten zu betrauen, hat wenigstens zwei Vorteile:

  1. Gewährleistung auf die Einbauten: Für auftretende Mängel jedweder Art haftet die Handwerksfirma
  2. Beseitigung und Entsorgung von Schutt übernimmt die Handwerksfirma
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