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Was ist Schlammfarbe und was Schwedenrot?

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schlammfarbe?

Schlammfarbe ist eine Jahrhunderte alte holzschützende Farbe mit breiiger Konsistenz, die heute meist aus folgenden Komponenten besteht:

  • natürlichen Farbpigmenten,
  • Leinöl als Bindemittel,
  • Wasser,
  • Weizen- oder Roggenmehl,
  • Eisenvitriol beziehungsweise Eisen(II)-Sulfat (hochkonservierend) und
  • Kieselsäure
Achtung! Je nach Hersteller kann die Farbe auch Spuren von Blei oder anderen Schwermetallen enthalten. Prüfen Sie deshalb genau die Inhaltsstoffe, bevor Sie sich für eine bestimmte Schlammfarbe entscheiden. In einigen EU-Ländern ist sogar nur bleifreie Schlammfarben zugelassen. Beispielsweise in Dänemark.

Woher kommt Schlammfarbe?

Schlammfarbe stammt ursprünglich aus Schweden und wird deshalb auch Schwedenfarbe genannt. Genauer gesagt, kommt sie aus Falun, einer Stadt in Mittelschweden, in der bis 1992 eine Kupfermine betrieben wurde. Bereits im 16. Jahrhundert stellten die Arbeiter dort fest, dass der Schlamm, der beim Bergbau anfällt, eine hochkonservierende Wirkung hat. Die Bergleute nutzen den Schlamm daraufhin unter Zugabe von Leinöl als Schutzbehandlung für die eigenen Holzhütten.

Die typisch rote Tönung der Faluner Schlammfarbe erinnerte an holländische Backsteinbauten, die damals von Wohlstand zeugten, da Ziegel sehr teuer waren. Das Falunrot (Faluröd) wurde deshalb bald beliebt, um auch einfachen Holzhäusern einen wohlhabend wirkenden Anstrich zu verleihen.

Inzwischen ist die rote Farbe aus Falun (Falu Rödfärg) über die schwedischen Landesgrenzen hinaus beliebt. Sie wird weiterhin aus dem inzwischen still gelegten Kupferbergwerk gewonnen. Doch das Abfallmineral, dem Rohstoff der Farbe, ist begrenzt: In 80 bis 100 Jahren wird es sich dem Ende neigen.

Was ist Schwedenrot?

Mit Schwedenrot ist meist die typische rote Farbe der Faluner Schlammfarbe gemeint – das Falunrot. Dem klassischen Schwedenrot ist keine RAL-Nummer des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. zugeordnet, dafür aber ein NCS-Wert: S5040-Y80R.

Kurzinfo Das Natural Colour System (NCS) ist ein Farbsystem aus Schweden; die Farbcodes setzen sich aus Buchstaben und Zahlen zusammen.

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In welchen Farben außer Schwedenrot gibt es Schlammfarben noch?

Schlammfarben sind außer in (Falun-)Rot in etwa 15 weiteren gedeckten Farben erhältlich; zum Beispiel:

  • Weiß
  • Schwarz
  • Blau-Grau
  • Braun
  • Orange-Rot
  • Gelb
  • dunkles Grün

Die Farbpalette orientiert sich am Farbspektrum der Natur.

Hinweis Da Schlammfarbe Feuchtigkeit aufnimmt, wirkt sie bei feuchter Witterung dunkler als bei trockenen Wetterverhältnissen.

Was sind die Vorteile von Schlammfarbe?

Schlammfarbe ist konservierend und pilzabweisend. Sie bildet eine wasserdichte Schicht, die dennoch offenporig und damit diffusionsoffen ist. Wasserdampf und Feuchtigkeit gelangen durch die Farbschicht in das Holz hinein, aber genauso gut wieder heraus. Das Holz kann atmen und ist weniger anfällig für Schimmel, als wenn es mit einer kunststoffhaltigen Farbe gestrichen wäre, die keinerlei Diffusion zulässt.

Welches Holz kann ich mit Schlammfarbe streichen?

Schlammfarben wie Schwedenrot können nur auf sägerauem, unbehandeltem Holz gestrichen werden. Am besten eignen sich Weichhölzer beziehungsweise Nadelhölzer wie Fichten- und Weißtannenholz. Kiefern-, Lärchen- und Douglasienholz sind nicht geeignet, da sie sehr harzhaltig sind und es dadurch zu Haftungsproblemen kommen kann.

Sie können auch Harthölzer mit Schlammfarbe streichen, sollten dabei jedoch darauf achten, dass das Holz vorher der Witterung ausgesetzt war – so lange, bis es ergraut ist, was etwa zwei bis sieben Jahre dauert. Bei Eichenholz kann es durch die Gerbsäure im Holz zur Verfärbung des Anstrichs mit Schlammfarbe kommen.

Hinweis Holz, das zuvor schon mit konventioneller Farbe gestrichten wurde, kann nicht mit Schlammfarbe überstrichen werden, da diese nicht darauf haftet.

Wo kann ich Schlammfarbe einsetzen?

Schlammfarbe wird vor allem für die Holzfassaden von Ferienhäusern, Schuppen und Scheunen verwendet, ist aber auch anderweitig einsetzbar. Voraussetzung: Die Fläche, die gestrichen wird, sollte keine Kontaktfläche sein, da Schlammfarbe nicht abriebfest ist, und nicht direkt der Witterung ausgesetzt sein.

Ungeeignet ist Schlammfarbe zum Beispiel für:

  • Fußböden,
  • Möbel,
  • Kinderspielgeräte,
  • Türen und
  • Fenster,
  • Dächer oder Zäune (direkt bewitterte Flächen),
  • Holz, das Kontakt mit Kupfer- oder Zinkblechen hat,
  • Holzdachgiebel, der direkt über einer hell verputzten Fassade sitzt.

Wände im Innenraum sollten Sie grundsätzlich nicht mit Schlammfarben streichen. Dafür sind Silikat-, Kreide- oder Kaseinfarben besser geeignet. Für Holz im Innenraum bietet sich wiederum Hartöl an.

Wie kann ich Schlammfarbe streichen?

Es gibt zwar speziell Schlammfarbenpinsel, Sie können Schlammfarbe aber auch mit einem handelsüblichen Pinsel oder Quast, einem dicken bürstenartigen Pinsel, verstreichen. Nur ein Spritzsystem sollten Sie für den Auftrag der dickflüssigen Farbe nicht nutzen.

Hinweis

Wenn Sie eine größere Fläche zu streichen haben, wofür Sie mehrere Farbeimer benötigen, dann sollten Sie darauf achten, dass diese aus der gleichen Charge stammen, damit es keine Farbabweichungen gibt.

Streichen Sie mit langen, gleichmäßigen Bewegungen, da Tupfer womöglich sichtbar bleiben. Vermeiden Sie deshalb nach dem zweiten Anstrich unbedingt Ausbesserungsarbeiten mit dem Pinsel.

Holzhäuser aus vorgefertigten Elementen mit Schlammfarbe streichen

Bevor Sie vorgefertigte Holzelemente eines Holzhauses mit Schlammfarbe streichen, sollten Sie beim Lieferanten oder Hersteller nachfragen, ob das Holz sägerau und unbehandelt ist. Ist dies nicht der Fall, dann ist die Schlammfarbe als Anstrich ungeeignet.

Neues, unbehandeltes Holz mit Schlammfarbe streichen

Wenn Sie sich ein neues Holzhaus gebaut haben, sollten Sie es mindestens ein Jahr unbehandelt stehen lassen – je nach Holzhaus auch länger. In dieser Zeit treten möglicherweise noch enthaltene Harze aus, die Sie dann vor dem Anstrich mit der Schlammfarbe entfernen können. In jedem Fall sollten Sie das Holz vor dem Farbauftrag gründlich abbürsten und Rückstände, die nicht abzubürsten sind, abwaschen. Das Holz muss sauber, fest und trocken sein, bevor Sie es mit Schlammfarbe streichen, ansonsten hält die Farbe nicht. Die Restfeuchte sollte unter 15 Prozent liegen.

Grundsätzlich sind zwei Anstriche – ein verdünnter und ein unverdünnter Anstrich – ausreichend. Die Farbschicht darf nicht zu dick werden, da sich sonst Risse bilden können und die Farbe womöglich abblättert.

Bereits mit Schlammfarbe gestrichenes Holz erneut streichen

Wenn Sie Holz streichen müssen, das bereits einen Anstrich mit Schlammfarbe hat, müssen Sie die alte Farbe zunächst mit einer Drahtbürste abbürsten. Nur so kann die neue Schlammfarbe richtig haften.

Hinweis

Tragen Sie beim Abbürsten der alten Schlammfarbe eine Schutzmaske und entfernen Sie den entstandenen Staub mit einem Handfeger gründlich von den zu streichenden Flächen, bevor Sie mit dem Anstrich beginnen.

Wie lange hält Schlammfarbe?

Schlammfarbe ist zwar nicht abriebfest, dennoch hält sie bei richtiger Verarbeitung als Fassadenanstrich etwa sechs bis zwölf Jahre – in manchen Fällen sogar 15 Jahre.

Spätestens dann, wenn die alte Farbe beginnt abzufärben, ist ein neuer Anstrich notwendig. Dafür reicht es meist, die Fassade vorher einmal gründlich abzubürsten.

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