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Elektrische Wechselfelder minimieren und gesünder wohnen – fünf Tipps

Inhaltsverzeichnis

Elektrische Wechselfelder: Nicht zu sehen und trotzdem immer vorhanden

Eine besorgte Mutter ruft beim Fachunternehmen an und teilt mit, dass sie mit dem Anschalten des Lichtes in ihrem Badezimmer ihren schlafenden Sohn im Kinderzimmer stets „wach knipst“. Sie vermeidet daher schon seit Längerem, spät ins Bad zu gehen. Messungen ergeben, dass die elektrischen Wechselfelder vom Stromkabel im Bad an die Aluminiumfolie der Wärmedämmung in der Dachschräge ankoppeln und von dieser im gesamten Dachbereich verschleppt werden. Die Erdung der Folie und der Einbau eines Netzabkopplers im Stromkreis des Kinderzimmers lösen das Problem: Das Kind kann wieder ungestört schlafen und die Mutter auch spät abends im Bad das Licht anschalten.

Alle Stromleitungen, die unter Wechselspannung stehen, verursachen elektrische Wechselfelder. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Kabel in den Wänden, in den Böden oder in den Decken verlegt sind. Alle elektrischen Geräte, die über Stromleitungen an der Steckdose und somit am Stromnetz angeschlossen sind, stehen permanent unter Wechselspannung. Auch wenn diese Geräte nicht benutzt werden oder das Licht ausgeschaltet ist, weisen die Leitungen trotzdem weiterhin elektrische Wechselspannung auf.

1. Tipp: Stecker markieren, um die Wierumität der Stecker auszutricksen

Die meisten Menschen denken, dass nach dem Ausschalten der Nachttischlampe keine elektrischen Wechselfelder mehr vorhanden sind. Dies ist leider ein Trugschluss. Es wird zwar kein Strom mehr verbraucht, das Kabel steht aber nach wie vor unter Wechselspannung, im ungünstigeren Fall sogar das gesamte Gerät. Dies hängt damit zusammen, dass heute nur noch einpolige Schalter eingesetzt werden. 

Beim Betrachten von Nachttischlampen beziehungsweise an das Stromnetz angeschlossene Geräte ist zu sehen, dass jedes Gerät entweder mit einem Schukostecker oder mit einem Euro-Flachstecker an der Steckdose angeschlossen ist. Das Kabel besteht dann aus drei beziehungsweise zwei Adern: Phase, Neutralleiter und gegebenenfalls Schutzleiter. Durch den einpoligen Schalter (Kippschalter) wird eine dieser beiden Adern – Phase oder Neutralleiter – unterbrochen. Niemand weiß, welche Ader es ist, denn es hängt von der „Wierumität“ des Steckers ab: Man kann den Stecker so oder anders herum, also um 180 Grad gedreht, in die Steckdose stecken. 

In der Steckdose selbst wird entweder über die linke oder über die rechte Öffnung die Spannung über die Phase zur Verfügung gestellt. Es gibt in Deutschland keine Regelung, auf welcher Seite die Phase sein muss. Gute Handwerksbetriebe installieren Steckdosen so, dass die Phase immer auf der gleichen Seite liegt – entweder links oder rechts. Es gibt jedoch auch Betriebe, die selbst bei einer Doppelsteckdose einmal rechts und einmal links die Phase installieren.

Und so passiert es im günstigeren Fall, dass durch den Schalter die Phase unterbrochen wird. Im ungünstigeren Fall wird der Rückleiter unterbrochen und die Spannung geht am Schalter vorbei: Dann läuft sie auf der gesamten Leitung bis zum Gerät, durch das Gerät beziehungsweise das Leuchtmittel hindurch und zurück bis zum Schalter.

Die Wierumität eines Netzsteckers spielt also insbesondere bei Leitungen für Nachttischlampen und Stehlampen mit einem einpoligen Schalter eine bedeutende Rolle. Je nachdem, wie herum der Stecker in die Steckdose gesteckt wird, kann alleine dies zu einer Reduzierung des elektrischen Wechselfeldes um etwa 90 Prozent führen. 

Mit einem Multitester wie zum Beispiel MS 18/2 kann selbst der Laie sehr schnell überprüfen, wie herum der Stecker richtig in der Steckdose steckt. Anschließend empfiehlt sich eine Markierung auf der Unterseite des Steckers mit zum Beispiel einem kleinen Stück Isolierband, um die richtige Position für die Zukunft zu markieren.

2. Tipp: Netzabkoppler, sie sorgen für harmlose Gleichspannung

Ein Manager geht jeden Abend nach einem anstrengenden Tag mit großer Müdigkeit ins Bett. Kaum liegt er im Bett, fängt sein Herz zu rasen an. Er dreht sich von rechts nach links, verhält sich aggressiv und schläft endlich nach längerer Zeit erschöpft ein. Nachts wacht er nassgeschwitzt auf und am Morgen fühlt er sich wie gerädert. Er hat zwar den Stecker für die Nachttischlampe richtig herum eingesteckt, doch nicht bedacht, dass hinter dem Kopfteil des Bettes Stromleitungen in der Wand sind.

Er hat davon gehört, dass durch den Einbau eines Netzabkopplers, der im Volksmund auch Netzfreischalter genannt wird, das elektrische Wechselfeld automatisch durch ein kleines Relais im Sicherungskasten auf Gleichspannung umgeschaltet wird, sobald auf dem betreffenden Stromkreis kein Strom- beziehungsweise Dauerstromverbraucher mehr angeschlossen ist. Diese Gleichspannung stellt kein biologisches Risiko dar.

Und tatsächlich: Durch den Einbau des Netzabkopplers verläuft sein Schlaf wieder erholsam.

3. Tipp: Elektroinstallation nur mit geschirmten Stromleitungen

Bei etwa 50 Prozent der Fälle, in denen Netzabkoppler ohne vorherige Messung eingebaut werden, kann im Nachhinein festgestellt werden, dass die erreichten Werte unter einem Volt pro Meter (V/m) liegen und somit als ideal zu bezeichnen sind. 

In etwa 40 Prozent der Fälle können durch das Ausschalten eines Stromkreises nicht sofort Idealwerte erzielt werden. Das Abschalten weiterer Stromkreise ist erforderlich. Manchmal lassen sich weitere Stromkreise jedoch nicht dauerhaft ausschalten beziehungsweise mit einem Netzabkoppler versehen, da manche der angeschlossenen Geräte dauerhaft mit Strom versorgt werden müssen, wie zum Beispiel Geräte im Küchenbereich, Telekommunikationsanlagen und so weiter. 

Wird eine Elektroinstallation neu konzipiert, so empfiehlt es sich auf jeden Fall, anstelle der üblichen Stromleitungen geschirmte Kabel vom Typ NYM(St) einzusetzen. Diese sind bereits werksseitig mit einer elektrisch leitfähigen Hülle versehen. In der Regel handelt es sich um eine dünne Aluminiumfolie und einen verzinnten Beidraht. Der Beidraht wird durch die Elektrofachkraft am Erdpotential angeschlossen und die dann unter Wechselspannung stehenden Stromleitungen geben keine elektrischen Wechselfelder mehr an ihre Umgebung ab. Dies ist vergleichbar mit der Wärmedämmung um ein Heißwasserrohr.

Der Einsatz von geschirmten Kabeln empfiehlt sich nicht nur bei Neubauten, sondern auch wenn Renovierungsarbeiten in Gebäuden anstehen.

Die geschirmten Stromleitungen werden üblicherweise bis zur Steckdose verlegt, die gegebenenfalls in einer geschirmten Unterputz-/Hohlraumdose befestigt wird. Häufig wird nun in diese Steckdose eine ungeschirmte Leitung für eine Nachttischlampe eingesteckt. Und schon wieder sind die elektrischen Wechselfelder mit im Spiel! Um dies zu vermeiden, empfiehlt sich zusätzlich zu den geschirmten Kabeln auch der Einbau eines Netzabkopplers für den betreffenden Stromkreis, wenn dieser einen Ruhebereich versorgen soll, wie beispielsweise das Schlafzimmer.

4. Tipp: Geschirmte statt ungeschirmte Kabel verwenden

Es gibt Kabel für unterschiedliche Spannungen von zum Beispiel sechs bis 230 Volt und für elektrische Gleichspannung und Wechselspannung mit 50 Hertz.

Ein ungeschirmtes Kabel, das unter 230 Volt Wechselspannung steht, strahlt ein elektrisches Wechselfeld ab. Dieses wird von allen elektrisch leitfähigen Materialien, die sich in der Umgebung befinden, übernommen und verteilt. Sehr gut lässt sich das am Beispiel einer Aluminiumplatte darstellen, die vor einem Heizkörper steht: Die Aluminiumplatte wird im Lauf der Zeit die Wärme des Heizkörpers übernehmen und selbst Wärmestrahlung in den Raum abgeben, obwohl sie nie Bestandteil der Heizungsanlage war.

So kann man sich sehr gut vorstellen, dass die elektrischen Wechselfelder von jeder Art elektrisch leitfähigen Materials übernommen und großflächig verteilt werden.
Dabei ist zu beachten, dass es sich nicht um die Weiterleitung einer 230 Volt Wechselspannung, sondern nur um das abgestrahlte elektrische Wechselfeld mit 50 Hertz handelt.

Die elektrischen Wechselfelder koppeln somit zum Beispiel auch an Telefonleitungen, BUS-Leitungen, Fernsehkabel, LED-Lichtstreifen, PV-Anlagen und Gleichspannungsleitungen, elektrisch leitfähige Folien und Rohrleitungen aus Metall an. Ebenso gehören elektrisch leitfähige Teile wie zum Beispiel Baustahlgitter, Federkernmatratzen, Metallbetten, Heizkörper und im Gebäude verbaute Metallteile dazu.

Hier wird nun deutlich, wie wichtig es ist, in einem Gebäude konsequent alle Leitungen in geschirmter Version zu installieren und durch eine Elektrofachkraft an das Erdpotential anschließen zu lassen. Zusätzlich gibt es geschirmte Verlängerungskabel, Netzgeräteleitungen und Steckdosenleisten.

5. Tipp: Zuerst planen, dann handeln

Die Beratung durch kompetente Messtechniker hilft dem Planer beziehungsweise Bauherren bereits im Vorfeld, sich Gedanken über die eingesetzten Kabel und die Vermeidung von elektrischen Wechselfeldern zu machen.

Aber auch bei bestehenden Gebäuden und Wohnungen wird das Messen und Beraten zur Reduzierung elektrischer Wechselfelder durch Spezialisten empfohlen.

Anleitung: Phasenrichtigen Anschluss von Elektrogeräten mit Aktivprüfschraubendreher prüfen

Um den phasenrichtigen Anschluss beispielsweise von einer Nachttischlampe zu prüfen, halten Sie den Aktivprüfschraubendreher an der Spitze und führen ihn mit der anderen Seite an das Kabel der Nachttischlampe.

Blinkt beziehungsweise leuchtet der Aktivprüfschraubendreher sowohl vor als auch nach dem Schalter, bedeutet das, dass der Stecker „verkehrt“ eingesteckt wurde. Hier wird zwar der Leiter N durch den Schalter unterbrochen, nicht aber die Phase L. Das heißt, das Kabel steht von der Steckdose bis zur Lampe und zurück bis zum Schalter unter Spannung und strahlt deshalb ein elektrisches Wechselfeld ab.

Die Lösung: Drehen Sie den Stecker um 180 Grad und stecken Sie ihn erneut in die Steckdose. So wird die Phase L geschaltet.

Blinkt beziehungsweise leuchtet der Aktivprüfschraubendreher nur zwischen dem Schalter und der Steckdose bedeutet das, dass der Stecker „richtig“ eingesteckt wurde. Hier wird die Phase L durch den Schalter unterbrochen. Das heißt, das Kabel steht nur bis zum Schalter unter Spannung und strahlt somit kein elektrisches Wechselfeld ab.

Achtung! Für eine elektrobiologische Untersuchung gemäß der TCO- oder der baubiologischen Grenzwertempfehlungen ist der Aktivprüfschraubendreher nicht ausreichend empfindlich.

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