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Lehmhaus: Nachhaltig ökologisch bauen

Inhaltsverzeichnis

Das Lehmhaus: Woraus besteht der Baustoff Lehm?

Lehmbaustoff besteht hauptsächlich aus einer Mischung aus Schluff, Sand und Ton, in kleineren Mengen können auch gröbere Materialien wie Steine und Kies enthalten sein. Das Mischungsverhältnis kann innerhalb definierter Grenzen durchaus schwanken. Lehm entsteht entweder durch die unsortierte Ablagerung seiner Bestandteile oder durch die Verwitterung aus Locker- oder Festgestein. Je nach Entstehung wird zwischen

  • Gehängelehm,
  • Geschiebelehm (Gletscher),
  • Lösslehm (Löss),
  • Auenlehm (aus Flussablagerungen) und
  • Berglehm

unterschieden.

Lehm ist aufgrund seiner weiten Verbreitung ein reichlich verfügbarer Baustoff, Lehmbautechniken sind bereits mehr als 9000 Jahre bekannt. Der Begriff Mergel bezeichnet eine durch geringe Verwitterung kalkhaltige Lehmart. Der sogenannte Mergel kann auch aufgrund der Ablagerungen kalkhaltigen Materials entstehen.

Eine Lehmart, die sich wiederum durch einen geringeren Kalkgehalt auszeichnet, wird als Letten bezeichnet. Tonreicher Lehm wird mit dem Begriff fett tituliert, womit nicht fetthaltig gemeint ist. Den Gegensatz bildet der Begriff mager, der für tonarme Lehmarten steht.

Das Lehmhaus: Welche Eigenschaften werden Lehm zugeschrieben?

  • · Hinsichtlich des Brandschutzes schneiden Lehmbaustoffe extrem gut ab und lassen sich problemlos und sogar beliebig oft recyclen
  • Im Speziellen ist Lehm, der sowohl Feinstäube als auch Schadstoffemissionen aus der Luft filtert und sie bindet, als Baustoff für Allergiker höchst interessant
  • Lehm sorgt aufgrund seiner ausgleichenden Eigenschaften für ein angenehmes Raumklima.
  • · Lehmbaustoffe nehmen Heizwärme gut auf, wodurch sie gute Wärmespeicher sind und die Strahlungswärme auf der anderen Seite wieder abgeben. 
  • Wer frei von gesundheitsschädlichen Schadstoffen und ökologisch bauen möchte, für den ist das Lehmhaus eine ideale Option.
  • Lehmbaustoff kann nicht nur für einen kompletten Hausbau eingesetzt werden, er eignet sich auch für die Restaurierung eines denkmalgeschützten Hauses oder für die Sanierung eines Gebäudeteils.

Das Lehmhaus: Welche weiteren positiven Merkmale weist Lehm auf?

Neben den bereits genannten positiven Eigenschaften besticht Lehm durch weitere Vorteile gegenüber konventionellen Baustoffen. Lehm kann

  • ressourcenschonend abgebaut wie auch weiterverarbeitet werden
  • ist meist regional verfügbar.

Seine Stabilität erhält Lehmbaustoff durch seine Trocknung, nicht durch das Brennen. Ob Lehmbauplatten, Lehmputz, Lehmziegel oder Stampflehm, das Baumaterial trocknet Stück für Stück aus. Beeinflussen lassen sich Eigenschaften des Lehm-Endprodukts zum Beispiel durch Beimischungen von pflanzlichen oder mineralischen Zuschlägen wie Hanf, Holz oder Stroh. Auf diese Weise verringert sich die Rissbildung sowie das Schwinden während des Trocknens. Neben diesen Effekten wird die Wärmedämmung verbessert und es erhöht sich die Druck- und Abriebfestigkeit.  

Brandschutz
Liegt der Gewichtsanteil entzündlicher Zuschläge  bei  Lehmbaustoffen bei weniger als 15 Prozent, sind diese nachweislich nicht brennbar. Damit schneidet Lehm, verglichen mit anderen Baustoffen, hinsichtlich des Brandschutzes exzellent ab. Liegt der Gewichtsanteil der entzündlichen Zuschläge bei weniger als 20 Prozent, gilt Lehmbaustoff immerhin noch als brandhemmend und schwer entflammbar.

Das Lehmhaus: Was trägt Lehm tatsächlich zu einem ausgewogenen Raumklima bei?

Als wissenschaftlich belegbar gilt, dass Lehm den Feuchtigkeitsgehalt des Wohnraumes zu regulieren vermag. Dies ist auf die Eigenschaft von Lehm zurückzuführen, der sowohl Wasserdampf aufzunehmen in der Lage ist, als auch diesen wieder abzugeben, ganz nach Bedarf.  

Daher lässt sich Lehm generell hinsichtlich des Raumklimas eine ausgleichende Wirkung zuschreiben. Durch die Feuchtigkeitsregulation des Lehm pendelt sich die Luftfeuchtigkeit in Räumen auf ein ideales Maß ein und beugt somit dem Austrocknen unserer Schleimhäute vor und hilft, Asthma oder Atemwegserkrankungen zu minimieren, als auch Schimmelbildung zu vermeiden. Ob der verbaute Lehmbaustoff dabei in dicken oder dünnen Lehmschichten vorkommt, ist vernachlässigbar. Das Binden der Luftfeuchtigkeit geschieht zu achtzig Prozent in den ersten 2 Oberflächenmillimetern des Lehmbaustoffs, auch wenn lediglich mit Lehm verputzt wurde.   

Häuser, die mit Lehmbaustoffen errichtet oder ausgestattet sind, benötigen darüber hinaus weniger Heizungswärme. So wird beispielsweise die durch die Sonne erzeugte Wärmeenergie im Inneren des Hauses rasch aufgenommen, gespeichert und anschließend wieder abgegeben. Lehmplatten, die lange von der Sonne bestrahlt wurden, geben auch nach Sonnenuntergang noch einige Zeit Wärme ab.

Das Lehmhaus: Wofür wird Lehmbaustoff beim Hausbau verwendet?

Es werden in aller Regel keine kompletten Häuser aus Lehm gebaut. Üblicherweise wird Lehmbaustoff für den Innenausbau in Form von Lehmfarben oder Lehmputz zur Wand- oder Deckengestaltung genutzt. Aufgrund ihrer positiven Eigenschaften für das Raumklima erfreuen sich Lehmbaustoffe immer größerer Beliebtheit. Im Trockenbauverfahren kommen immer häufiger Lehmbauplatten zum Einsatz, die den ökologisch höherwertigen Ersatz zu Gipskartonplatten darstellen. Um nichttragende massive Innenwände einzuziehen, können auch sogenannte Grünlinge (eigener Begriff für Lehmziegel) verwendet werden. Verarbeiten lassen sich die Grünlinge genauso einfach wie Kalksandsteine oder industriell gefertigte Materialien wie Porenbetonsteine. Lehmputze werden auch in Feuchträumen wie Küchen oder Badezimmern eingesetzt.

Nicht geeignet sind Lehmputze für Bereiche, in denen Spritzwasser entsteht, wie beispielsweise an der Rückwand einer Spüle. Hier führt kein Weg an wasserfesten Materialien, wie beispielsweise Fliesen, vorbei.

Das Lehmhaus: Wie lässt sich ein komplettes Lehmhaus gegen Wasser schützen?

Das Wasser ist auch der ausschlaggebende Punkt, um den es sich dreht, sollten Sie sich entscheiden, ein komplettes Wohnhaus aus Lehm errichten zu lassen. In einem solchen Fall ist sicherzustellen, dass Lehm-Außenwände gegen Regen sowie gegen aufsteigendes Wasser aus dem Boden geschützt sind.

Ein Durchfeuchten der Lehmwände kann durch großzügig bemessene Dachüberstände und eine Steinschicht mit aufliegender Trennlage verhindert werden. Wasserschäden entgegenzuwirken vermögen auch wasserfeste Außenputze, Holzschalungen oder Fassadenanstriche. Massive Lehmwände können auf verschiedene Art errichtet werden: Diese können in Anwendung des Stampflehmverfahrens errichtet oder aus Lehmziegeln gemauert werden. Im Zuge des  Stampflehmverfahrens werden Holzschalungen errichtet, die mit erdfeuchtem Lehm befüllt werden, welcher anschließend verdichtet (gestampft) wird. In unseren Breitengraden findet der Fachwerkbau häufiger Anwendung. Diese Bauweise basiert auf einer Holzbalkenkonstruktion, deren einzelne sogenannte Gefache mit Weidenruten ausgekleidet und im Anschluss mit einer Mischung aus Stroh und feuchtem Lehm verschlossen werden. Dieser „Verschluss“ dient der Wärmedämmung und spart somit Energie.  

Exkurs Der Begriff Gefache oder auch Gefach bezeichnet einen Teil der Wand, genauer den Raum zwischen den Hohlbalken, eines  Fachwerkhauses. Als Ausfachung wiederum wird die Füllung des jeweiligen Gefachs bezeichnet.

Das Lehmhaus: Wie hoch liegen die Kosten für ein Lehmhaus?

Aufgrund seiner regionalen Verfügbarkeit ist Lehmbaustoff einer der kostengünstigen Baustoffe. Allerdings bedarf die Realisierung eines Lehmhauses viel fachlichen Know-How´s, wodurch Sie einerseits speziell geschulte Handwerker verpflichten und einen Architekten mit der Planung beauftragen müssen. Hier machen also am Ende nicht die Material- sondern die Personalkosten den Preis. Ein Punkt, an dem sich Kosten sparen lassen: Einige der Bauarbeiten können Sie unter Anleitung eines Profis durchaus in Eigenleistung durchführen. Ganz grob geschätzt lässt sich sagen, dass die Errichtung eines Lehmhauses in etwa 10 Prozent über dem Preis eines vergleichbaren, mit Ziegeln gemauerten und in konventioneller Bauweise errichteten, Wohnhauses liegt.

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